Das denkmalgeschützte Gebäude soll saniert werden. Die beiden Obergeschosse werden durch ein "artist-in-residence"-Programm belegt, im Erdgeschoss soll es unter anderem ein Bistro geben.
"Die Fördergeber sind begeistert, der Denkmalschutz steht voll dahinter", sagt Bürgermeister Michael Kastl. Es sieht also gut aus für das neuste Projekt der Stadt Münnerstadt: "Kulturhaus Münnerstadt mit artists international münnerstadt". Das beinhaltet die Generalsanierung des Bahnhofs der Stadt und Umwandlung in den "Künstlerbahnhof Münnerstadt". Auch wenn das Thema jetzt erstmals öffentlich zur Sprache kam, so ist im Hintergrund schon jede Menge Vorarbeit geleistet worden. Der Stadtrat steht auch einhellig dahinter. "Ich wünsche mir das von Herzen", sagt Künstlerin Mia Hochrein dazu. Sie hatte die Idee und ist damit bei der Stadt, dem Landratsamt Bad Kissingen und beim Landesamt für Denkmalpflege auf offene Ohren gestoßen.
"Es ist ein ganz wichtiges Projekt", leitet Kulturmanager Dr. Nicolas Zenzen die Vorstellung des neusten Vorhabens ein. Zur Kunst und Kultur in Münnerstadt passe es sehr gut, auch ein entsprechendes Nutzungskonzept für den Bahnhof zu finden. Zusammen mit Mia Hochrein und Felix Gantner, Projekmanager Kultur beim Landratsamt, hat Nicolas Zenzen das Konzept erarbeitet. Der Bahnhof gehört der Stadt. Eine Aufwertung des äußeren Erscheinungsbildes als "Visitenkarte" ist dringend nötig. Die Obergeschosse sollen als Gästehaus für Künstler hergerichtet werden, das Untergeschoss soll ein Ort der Begegnung werden.
"artists in residence" ist ein weltweit bewährtes und nachgefragtes Konzept in unterschiedlichen Ausprägungen. Bei der Erstellung des Konzeptes hatten die Akteure den Bedarf ausgelotet. In Deutschland gibt es 29 solcher Gästehäuser für Künstler in den verschiedensten Trägerschaften. Das nächste ist in Bamberg, in Unterfranken ist kein einziges bekannt. Nicolas Zenzen hob die Beschaulichkeit in Münnerstadt hervor, die für Künstler sehr inspirierend sei. Und weil Kunst und Kultur schon jetzt eine große Rolle spielen, entstehe im Bahnhof auch kein Fremdkörper. Kurze Wege, der kulturelle Reichtum, die spannende Historie und die gute Erreichbarkeit mache die Stadt interessant.
Zudem ist Kunst im Bahnhof absolut nichts Neues. Nach dem Kunstprojekt "else!" im Jahr 2013 in der Marienanstalt fand von April bis August 2018 "else!2" im Bahnhofsgebäude mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern aus Deutschland und Europa statt. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass zeitgenössische Kunst sehr gut ankommt in Münnerstadt", betont Nicolas Zenzen.
Gewinn für die Gäste und die Stadt
Dabei wäre "artists in residence" ein Gewinn für die Gäste und die Stadt. Die Künstler arbeiten fernab des Alltags in einer inspirierenden Umgebung, es gibt einen Austausch internationaler Gäste und einen Austausch mit einheimischen Künstlerinnen, gute Verkehrsanbindung und günstigen Lebensunterhalt. Münnerstadt schärft das Profil als Stadt der Bildung und Kultur. Es ist eine Leerstandsbelebung, das kulturelle Leben wird bereichert, die Stadt vernetzt sich mit der bundesweiten und internationalen Szene, es sind Kooperationen mit Schulen und sozialen Einrichtungen möglich und die Attraktivität für Bewohner und Touristinnen wird gesteigert.
Kommen können professionelle Künstler aller Sparten, die sich bewerben müssen. Sie bleiben mindestens einen Monat und bekommen kostengünstig Wohn- und Arbeitsräume zur Verfügung gestellt. Am Ende ihres Aufenthaltes geben sie Einblicke in ihre Arbeit. Verpflegung und Anreise tragen sie selbst. Möglich ist auch die Vergabe von Stipendien.
Die vier Wohnungen in den beiden Obergeschossen können weitgehend so erhalten bleiben, es entstehen Wohn-, Gemeinschafts- und Arbeitsräume. Die Veranstaltungsräume im Erdgeschoss sind flexibel nutzbar für Workshops, Ausstellungen und Vorträge. Dazu soll ein Bistro oder Café entstehen. Das könnte das Dominikus-Ringeisenwerk als Inklusionsprojekt betreiben. Geklärt werden müssen noch die Trägerschaft, die Rechtsform und die Struktur, so Nicolas Zenzen.