Die Münnerstädter Energiegenossenschaft arbeitet mit Hochdruck an der Verwirklichung einer großen Fotovoltaikanlage. Doch das Tempo bestimmen in diesem Fall auch bürokratische Vorarbeiten und politische Entscheidungen.
Der Bundestag in Berlin hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) entgegen früherer Pläne noch nicht geändert. Deshalb kann die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG Münnerstadt noch nicht damit beginnen, Anteile für die geplante Fotovoltaikanlage auf der aufgelassenen Erdaushub-Deponie zwischen Münnerstadt und Burglauer zu verkaufen.
Jedoch gab es bei einer Informationsveranstaltung in der Alten Aula in Münnerstadt jede Menge Informationen zu dieser Anlage, die in dem Waldstück südlich der B 287 (Autobahnabfahrt Münnerstadt bis zur Auffahrt auf die St 2445) entstehen soll. Vorausgesetzt, der Bundestag billigt die Änderungen des EEG wie geplant bis Ende Januar und auch sonst gibt es keine bürokratischen Probleme und Verzögerungen, könnte der Baubeginn für die Ein-Megawatt-Anlage etwa Anfang Juli sein.
Allerdings könnten noch Fledermäuse, Uhus, Heidelerchen und möglicherweise Bergmolche aus Naturschutzgründen Probleme bereiten, hieß es.
Vorstandsmitglied Günter Köth schilderte den sehr zahlreich erschienenen Mitgliedern der Energiegenossenschaft und den ebenfalls eingeladenen Bürgern aus Burglauer den steinigen Weg bis zum heutigen Verfahrensstand. Assistiert wurde er dabei von Florian Spannbauer von dem Münchner Beratungsunternehmen Pöyry, das von der Genossenschaft engagiert worden war.
Erfolgreiche Verhandlungen Bereits im Oktober 2012 hatte es Überlegungen in der Genossenschaft gegeben, auf der ungenutzten Fläche der alten Erdaushub-Deponie eine Fotovoltaikanlage zu errichten.
Im August 2013 bekam die Genossenschaft zwar eine Zusage von EON Bayern, den Strom einzuspeisen, aber an einem so weit entfernten Punkt, dass der Betrieb der Anlage unwirtschaftlich geworden wäre, so Günter Köth.
Mitte 2014 habe sich EON nach einem Gespräch mit Bürgermeister Helmut Blank dann doch noch erweichen lassen, einen nur einen Kilometer entfernten und damit wirtschaftlich akzeptablen Einspeisungspunkt einzurichten. In Münnerstadt und Burglauer laufen die Verfahren, um Bebauungspläne aufzustellen und damit die rechtlichen Grundlagen für den Bau zu schaffen. Etwa 80 Prozent der Fläche können überbaut werden. Zufahrtswege sind vorhanden.
Hoffen auf Förderprogramm Natürlich ging es auch um die Kosten. Günter Köth geht von 1,7 Millionen Euro aus.
Er rechnet fest mit einem Zuschuss von 200 000 Euro aus dem Förderprogramm "Alte Lasten - neue Energien".Von den verbleibenden 1,5 Millionen Euro sollen 20 Prozent, also 300 000 Euro, als Eigenkapital von den Mitgliedern und Bürgern aus Burglauer eingesammelt werden. Diese können dann Beträge von 1000 Euro oder ein Mehrfaches davon zeichnen. Allerdings soll es nach oben Grenzen geben, damit möglichst viele Mitglieder zeichnen können. "Wir wollen einen wesentlich höheren Zinssatz als zwei Prozent anbieten", so Günter Köth. Die fehlenden 1,2 Millionen Euro will die Genossenschaft mit Bankkrediten finanzieren. Auch die Gemeinden Münnerstadt und Burglauer würden von der Einrichtung der Fotovoltaikanlage profitieren, denn sie würden dann 25 Jahre lang Pacht bekommen und sich in dieser Zeit nicht um den Unterhalt der Grundstücke kümmern müssen, so Günter Köth.
Das EEG soll am 28.
Januar im Bundestag geändert werden. Dann kann die Genossenschaft die Anteile für die geplante Fotovoltaikanlage verkaufen. Möglicherweise findet dazu ein weiterer Informationsabend statt.
Auf Fragen von Mitgliedern teilten Köth und sein Vorstands-Kollege Franz Wüst mit, dass die Genossenschaft 50 Mitglieder hat, die 700 Anteile gezeichnet haben. Alle drei Fotovoltaikanlagen laufen "besser, als wir gedacht haben". Für die Anlage auf dem Dach des Kindergartens werden in den nächsten Tagen erstmals Zinsen ausgezahlt.
Der Vorstand informierte die Mitglieder über den Rücktritt von Martin Kuchler vom Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden zu Ende 2014. Er wird jedoch sein Aufsichtsrats-Mandat bis zur nächsten Generalversammlung weiter wahrnehmen.
Beim Treffen der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG Münnerstadt war auch der neue Windpark bei Münnerstadt ein Thema.
Vorstandsmitglied Günter Köth wies auf die geplante Info-Veranstaltung der Naturstrom AG am 29. Januar, ebenfalls in der Alten Aula, hin. Im September 2014 habe die Münnerstädter Energiegenossenschaft von der Naturstrom AG ein Angebot erhalten, ein bis zwei Windräder auf dem "Langen Schiff" zu übernehmen, so Köth. Aufsichtsrat und Vorstand hätten sich mit dem Angebot intensiv auseinandergesetzt und die Zahlen durchgerechnet. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, "das vorliegende Angebot kann so nicht angenommen werden, wir stehen aber für weitere Verhandlungen bereit". Seitdem herrsche "Funkstille". Köth meinte : "Wir nehmen an der Info-Veranstaltung teil, glauben aber auch nicht, dass sich etwas Weltbewegendes ändert."