Zum letzten Mal hatte das Jugendhaus "Am dicken Turm" geöffnet. Es war ein Abschiedswochenende für all die treuen Gäste, die drei Jahrzehnte die Einrichtung nutzten. Die Wehmut der Gäste war groß. Die Zukunft des Hauses ist offen.
Schon die Autokennzeichen auf dem Parkplatz vor dem Jugendhaus am Dicken Turm deuteten auf viele Gästen aus der ganzen Bundesrepublik hin. Göttingen, Berlin, Bremen, München, Nürnberg, um nur einige wenige zu nennen, waren vertreten. Aber der Anlass des Treffens war eher traurig, galt es doch, nach 32 Jahren Abschied zu feiern. Das Jugendhaus ist ab sofort geschlossen.
Der Augustinerorden, der den Leiter stellte, kann wegen seiner personellen Situation das Haus nicht weiterführen. Außerdem wären umfangreiche Sanierungs- und Renovierungsarbeiten nötig. Einmal noch herrschte von Freitag bis Sonntag reges Leben mit einem großen Programm im Jugendhaus.
Viele kamen zum Abschied Zur offiziellen Abschiedsfeier am Samstagabend im Jugendhaus konnten Jugendhausleiter Pater Felix Meckl OSA und Anna Stankiewicz vom KJA-Leitungsteam (kirchliche Jugendarbeit der Diözese Würzburg) unter den vielen Gästen auch zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene begrüßen, die zum letzten Mal unter dem Dach des Münnerstädter Jugendhauses zusammenkommen wollten. Die Gäste betonten, dass der Aufenthalt im Haus schöne Teamerlebnisse beschert habe.
Bürgermeister Helmut Blank betonte, dass das Jugendhaus vielen Menschen auch über die Stadtgrenzen hinaus ans Herz gewachsen sei und deshalb die Schließung sehr schwer falle. Er erinnerte aber an den hohen Investitionsbedarf, wenn das Haus eine Zukunft haben solle. Es fehle jedoch die "Nachhaltigkeit für eine künftige Verwendung". Es sei derzeit "völlig unklar" wie es um die Zukunft des Jugendhauses bestellt sei.
Gespräche wieder im Winter Die Stadt habe mit dem Landkreis Bad Kissingen und der Carl-von-Heß`schen Stiftung Kontakt aufgenommen und Gespräche mit dem Finanzökonomen der Augustiner geführt, "und diese auch städtebaulich äußerst wertvolle Immobilie einer Nutzung zuzuführen". Aufgrund der Größe der Immobilie oder zu erwartenden Investitionskosten sei der Stadtrat bisher gegen den Kauf gewesen, habe ihn jedoch beauftragt, gegen Jahresende erneut mit den Augustinern zu verhandeln und vielleicht nach Vorliegen neuer Erkenntnisse die Gespräche wieder aufzunehmen. Blank vergaß nicht, dem Orden für das vielfältige Engagement in der Stadt zu danken.
Aushängeschild für Jugendarbeit Provinzial Pater Alfons Tony aus Würzburg betonte, dass das Jugendhaus zu einem Aushängeschild für das Engagement der Augustiner im Bereich der Jugendarbeit geworden sei. Es sei nach seiner Gründung schnell zur Anlaufstelle und Treffpunkt für unzählige Jugendliche geworden. Es jetzt zu schließen, dazu gehöre eine ordentliche Portion Mut. Man müsse aber der Realität ins Auge schauen, dass die Augustiner das Haus aufgrund ihrer personellen Lage nicht mehr führen könnten. Diese Entscheidung sei nicht leicht zu vermitteln gewesen und bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Kooperationspartnern mit Enttäuschung aufgenommen worden.
Mit dabei war auch der Kinder- und Jugendchor der Liedertafel. Die jungen Sängerinnen und Sänger wurden für ihre Lieder mit viel Beifall bedacht.
Bereits am Freitag hatte das Abschieds-Treffen mit einen "diner en blanc" (damit bezeichnet man auf Privatinitiative beruhende, über Netzwerke von Freunden und Bekannten organisierte Massenpicknicks weiß gekleideter Menschen. Ausgangspunkt des Phänomens war laut "Wikipedia" Paris). Beim anschließenden Wortgottesdienst war die Klosterkirche sehr stimmungsvoll nur mit Kerzen beleuchtet.
Gottesdienst im Hof Das in jeder Hinsicht "grandiose Wetter" (Pater Felix) beeinträchtigte das für den Samstag vorgesehene umfangreiche Programm etwas, es war für manches einfach zu heiß. Nach einem Abschlussgottesdienst im Hof des Jugendhauses am Sonntagmorgen ging die Geschichte dieser Einrichtung nach 32 Jahren endgültig zu Ende.
Und was macht Pater Felix Meckl OSA, der die Leitung des Jugendhauses am Dicken Turm vor knapp zwei Jahren übernommen hatte? Mit der Schließung der Einrichtung endet auch seine Zeit in Münnerstadt. Der beliebte und geschätzte Augustinerpater wechselt ins Kloster Maria Eich in Planegg bei München.
Neue Stelle im Ordinariat Zum 1. September wird er, wie er sagte, eine Stelle im Ordinariat München-Freising antreten. Münnerstadt verlässt er zum 1. Juli und will dann auch Urlaub machen. Was aus dem riesigen Jugendhaus-Areal, das Eigentum des Augustinerordens ist, nun wird? Die Räume stehen erst einmal leer, sagt er. Es gebe noch keine greifbaren neuen Nutzungspläne, "nichts Konstruktives".
Stimmen zum Abschied: Eva-Maria Dogan (Würzburg) war schon zum 25. Mal in Münnerstadt. Sie hat im Jugendhaus Besinnungstage geleitet,. "Das war für uns im Leiterkreis fast ein zweites zuhause". "Baulich super" sei gewesen, dassjede Gruppe ein Stockwerk für sich gehabt habe und sich verorgen selbst konnte.
Der Münnerstädter Johannes Zenk bedauert es sehr, "dass ein Haus, das sovil Charme hat, nun geschlossen werden muss". Dieser Ansicht seien auch seine Freunde. Eine Ausweichmöglichkeit gebe es vielleicht in Bad Königshofen, aber ganz genau weiß er das nicht.
Dominika Breczewska (Berlin) kommt seit 2003 zu den Ministrantentreffen der Augustiner. "Insgesamt neun Mal war ich hier" rechnet sie vor; "Ich kann nur positives über das Jugendhaus sagen". Sie findet es "sehr bedauerlich, dass das Haus zumacht, mir fehlen die Worte, das tut weh".