Das meiste Geld floss ins Hallenbad

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Das Münnerstädter Hallenbad in besseren Zeiten. Beim ersten großen Haushalt nach der Gebietsreform im Jahr 1972 waren rund 1,5 Millionen DM für den Neubau vorgesehen. Foto: Archiv/Thomas Malz
Das Münnerstädter Hallenbad in besseren Zeiten. Beim ersten großen Haushalt nach der Gebietsreform im Jahr 1972 waren rund 1,5 Millionen DM für den Neubau vorgesehen. Foto: Archiv/Thomas Malz

Vor 50 Jahren verabschiedete der Stadtrat den ersten großen Haushalt nach dem Zusammenschluss. Der Schuldenstand hatte sich durch die Eingemeindung fast verdoppelt.

Andere Zeiten, andere Sitten: Mit erheblicher Verspätung startete vor 50 Jahren die Juni-Sitzung des Stadtrats, bei der erstmals der Haushalt für die Stadt mit ihren zehn hinzugekommenen Stadtteilen beschlossen wurde. Grund für die Verzögerung: "Die Musikkapellen von Großwenkheim und Reichenbach nahmen die Stadtratssitzung zum Anlass, dem neu gewählten Bürgermeister Ferdinand Betzer ein Ständchen zu bringen", war damals in der Zeitung zu lesen. Die Musikkapelle Kleinwenkheim hatte schon in der Coburger Straße aufgespielt. Wenige Tage zuvor hatte sich Ferdinand Betzer in einer Stichwahl gegen den seit 1956 amtierenden Bürgermeister Alfred Müller durchgesetzt. Ferdinand Betzer blieb bis 1996 im Amt.

Neue Amtsperiode

Die Juni-Sitzung des Stadtrats im Jahre 1972 war gleichzeitig die letzte Sitzung der auslaufenden Amtsperiode. Und bei der sollte der Haushalt beschlossen werden. Kämmerer Max Klemm gab zunächst einen Einblick in die veränderten Strukturen der Stadt durch die Eingliederung der zehn Stadtteile. Die Einwohnerzahl hatte sich fast verdoppelt, das Stadtgebiet fast vervierfacht. Max Klemm sagte damals, dass die enorm große Ausdehnung des Stadtgebiet Probleme mit sich bringe, die bei den Verhandlungen über die Eingliederung nicht alle vorauszusehen waren und an Stadtrat und Verwaltung ein Höchstmaß von Einsatz und Entscheidung fordern.Sowohl der ordentliche Haushalt (heute Verwaltungshaushalt) als auch der außerordentliche Haushalt (Vermögenshaushalt) waren stark angestiegen. Der Gesamtetat belief sich auf rund zehn Millionen DM.

Hoher Investitionsbedarf

Die Finanzlage der Stadt war damals geordnet. "Es ist allerdings ein großer Investitionsbedarf vorhanden, der die Finanzkraft in den kommenden Jahren sehr stark in Anspruch nehmen wird", hieß es damals. Die Hochwasserfreilegung, die Kanalisation, der Straßenbau und der Hallenbad-Neubau wurden in diesem Zusammenhang genannt. Durch die laufende Erhöhung der Pflichtaufgaben werde die Finanzspanne zur Bewältigung der notwendigen Investitionen immer geringer. Eine Anhebung der Realsteuerhebesätze und die Einführung kostendeckender Gebühren für die öffentlichen Einrichtungen, die damals erheblich bezuschusst wurden, werde unumgänglich sein, so Max Klemm.

Geringe Steuerkraft

Bei der Erstellung des Haushalts fiel auf, dass die Steuerkraftzahlen je Einwohner bei 27,01 lagen, das waren fast 14 Prozent unter den Zahlen vergleichbarer Gemeinden. Auch die Einkommenssteuerbeteiligung lag weit unter dem Landesdurchschnitt. "Das lässt darauf schließen, dass die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung erheblich unter dem Landesdurchschnitt liegen", hieß es im Bericht über die Sitzung.

Entsprechend der Eingemeindungsverträgen wurden die Sonderschlüsselzuweisungen für die neuen Stadtteile für Bauvorhaben in den jeweiligen Orten vorgesehen. Die Verbindlichkeiten allerdings waren auf die Stadt übergegangen. Der Schuldenstand der Stadt hatte sich durch die Übernahme der der Darlehensverpflichtungen der eingegliederten Gemeinden von etwas über drei Millionen DM auf sechs Millionen DM fast verdoppelt. Um die zahlreichen Investitionen stemmen zu können, mussten weitere zwei Millionen DM als Kredit aufgenommen werden.

Ganz oben bei den Investitionen standen unter anderem die Erweiterung der Volks- und Sonderschule, die Baulanderschließung, Stadtentwässerung, der Straßenbau in Burghausen, Fridritt, Großwenkheim, Seubrigshausen und Reichenbach. Hinzu kamen die Kanalisation in Windheim, Wermerichshausen und Kleinwenkheim, der Leichenhallenneubau in Reichenbach und die Wasserversorgung in Münnerstadt. Größter Einzelposten war mit rund 1,5 Millionen DM die Teilfinanzierung des Hallenbades. Das wurde dann am 23. Dezember 1974 eröffnet.