Seit 2002 hat Münnerstadt bereits mehr als neun Prozent seiner Einwohner verloren. Die Zahl der Neubürger war geringer als die Zahl derer, die der Stadt den Rücken kehrten. Zudem gibt viel mehr Todesfälle als Geburten.
Die Kernstadt ist in diesem Jahr der große Verlierer in der städtischen Bevölkerungsentwicklung. Deutlich mehr Weg- als Zuzüge und eine geringe Geburtenzahl, die einer hohen Sterberate gegenübersteht, sind die rein statistischen Ursachen für die Entwicklung. In der Kernstadt lebten am 3. Dezember 2015 noch 3654 Menschen. Besser stehen die Stadtteile da. Sie haben in diesem Jahr zahlenmäßig leicht zugelegt. 3936 Menschen wohnen hier.
Die Kernstadt hat ein echtes Problem in der Bevölkerungsentwicklung. Das wird vor allem deutlich bei einem Blick auf Zahlen aus der Vergangenheit. 2002 beispielsweise zählte die Kernstadt am Jahresende noch 4076 Einwohner. Damals wurden doppelt so viele Kinder geboren wie in diesem Jahr. 21 Kinder waren es 2015. 2002 kam die Kernstadt noch auf 44 Geburten. Insgesamt wurden damals 90 Kinder in Münnerstadt mit Stadtteilen geboren.
In diesem Jahr waren es nur noch 57.
Auffallende Entwicklung
Noch deutlicher wird der demographische Wandel, blickt man einmal 50 Jahre zurück. Damals (1965) wurden in Münnerstadt (nur Kernstadt) binnen eines Jahres 80 Kinder geboren.
Auch in den Stadtteilen gibt es weniger Geburten als noch vor 13 Jahren. Allerdings fällt die Statistik nicht so deutlich aus wie bei der Kernstadt. 2002 kamen in den Ortsteilen 46 Kinder zur Welt, in diesem Jahr 36.
Auffallend im Vergleich zum Jahr 2002 ist in der städtischen Statistik die Zahl der Zuzüge und Wegzüge. Damals zog es noch deutlich mehr Menschen in das Städtchen, weniger verließen den Ort. 2002 zählte man beispielsweise 339 Zuzüge in der Kernstadt bei 278 Wegzügen. In diesem Jahr überwiegt die Zahl der Wegzüge deutlich. Anders in den Stadtteilen.
Dort war es 2002 so, dass mehr Menschen von dort wegzogen als neu dazu kamen. In diesem Jahr ist die Situation genau umgedreht.
Zuwachs in westlichen Ortsteilen
Die positive Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen hat Münnerstadt heuer den westlichen Stadtteilen zu verdanken, die auffallend viele Zuzüge im Vergleich zu den Wegzügen verzeichnen. Alleine 33 Menschen wählten Reichenbach zu ihrem neuen Wohnort, in Burghausen waren es 21, in Windheim 14. Reichenbach hat zwischenzeitlich Großwenkheim als größten Stadtteil nach der Münnerstädter Kernstadt abgelöst.
Im östlichen Stadtgebiet hat lediglich Wermerichshausen eine positive Bilanz bei den Zu- und Wegzügen. Insgesamt hat Münnerstadt in den vergangenen 13 Jahren (seit 2002) rund 9,8 Prozent seiner Bevölkerung verloren. In der Kernstadt fällt die Bilanz noch schlechter aus.
Hier waren es rund 10,3 Prozent weniger. Bürgermeister Helmut Blank kann nicht sagen, weshalb die Kernstadt mehr verliert als die Ortsteile. Es könnte auch daran liegen, dass in der Stadt kaum mehr verfügbares Bauland existiert.
Man habe in den vergangenen sechs Jahren bewusst auf die Ausweisung neuen Baulandes verzichtet, um damit die Altstadt zu stärken, meint Blank. Es zeige sich aber bei Gesprächen mit Bauwilligen immer wieder, dass gerade junge Familien ein eigenes Haus auf der grünen Wiese wünschen. In städtischer Hand gibt es aktuell gar kein Bauland mehr zu erwerben. "Wir sollten uns überlegen, ein neues Baugebiet auszuweisen", meint Helmut Blank, obgleich er weiß, dass dies im Zuge der Haushaltskonsolidierung nicht einfach ist. Weiterhin hofft er, dass es in der Grube mittelfristig doch zusätzlichen attraktive Baugrundstücke geben wird.
Nach Abbruch des BBZ sollen zudem am Karlsberg neue Bauflächen entstehen.
Gründe sind nicht erfasst
Laut Helmut Blank sei eine Münnerstadt nahe Alternative das Baugebiet "Malbe" in Althausen. Dorthin seien mehrere Münnerstädter Familien ausgewichen. Im kommenden Jahr soll dort der zweite Teil des Baugebietes erschlossen werden, sofern der Stadtrat dies will.
Welche anderen Gründe es für die hohe Zahl beispielsweise an Wegzügen gibt, erschließt sich der Statistik nicht. Auch die Leiterin des Ordnungsamtes, Ursula Schorler, kann darüber keine Auskunft geben. Dazu müssten bei jeder Abmeldung die Gründe abgefragt werden. Das geschieht in der Stadtverwaltung nicht. Zudem werden viele Abmeldungen heute gar nicht mehr direkt im Rathaus vorgenommen.
Eine Erhebung, in welchen Straßenzügen sich die stärksten Veränderungen ergeben, gibt es nicht.
Ursula Schorler kann also nur Vermutungen anstellen. Vielleicht sei ein Grund für die hohen Wegzüge auch die Tatsache, dass immer mehr junge Leute zum Studieren und Arbeiten in andere Städte ziehen. Die niedrige Geburtenzahl spricht durchaus für diese Hypothese.
Deshalb gibt es Münnerstädter, die es positiv sehen, wenn nach Münnerstadt Flüchtlinge, vor allem junge Familien kommen, die dann vielleicht auch dauerhaft hier bleiben möchten. Das würde zudem den Erhalt der Mittelschule längerfristig sichern, aber auch den regionalen Handel stärken.
Münnerstadt gesamt 7611 (Vorjahr: 7649); 342 Zuzüge, 372 Wegzüge, 57 Geburten, 104 Sterbefälle.
Kernstadt 3654 Einwohner (Vorjahr: 3713); 224 Zuzüge, 263 Wegzüge, 21 Geburten, 69 Sterbefälle).
Stadtteile gesamt 3957 (Vorjahr: 3936 ); 118 Zuzüge, 109 Wegzüge, 36 Geburten, 35 Sterbefälle).
Althausen 309 Einwohner (sieben Zuzüge, 14 Wegzüge, fünf Geburten, ein Sterbefall).
Brünn 150 Einwohner (vier Zuzüge, sechs Wegzüge, zwei Geburten, drei Sterbefälle).
Burghausen 305 Einwohner (21 Zuzüge, fünf Wegzüge, vier Geburten, ein Sterbefall).
Fridritt 217 Einwohner (sieben Zuzug, sechs Wegzüge, eine Geburt, drei Sterbefälle).
Großwenkheim 717 Einwohner (neun Zuzüge, 22 Wegzüge, vier Geburten, sechs
Sterbefälle).
Kleinwenkheim 497 Einwohner (11 Zuzüge, 16 Wegzüge, vier Geburten, fünf Sterbefälle).
Reichenbach 719 Einwohner (33 Zuzüge, 18 Wegzüge, sieben Geburten, fünf Sterbefälle).
Seubrigshausen 479 Einwohner (ein Zu-, vier Wegzüge, vier Geburten, vier Sterbefälle).
Wermerichshausen 228 Einwohner (elf Zuzüge, siebenWegzüge , zwei Geburten, zwei Sterbefälle).
Windheim 336 Einwohner (14 Zuzüge, 11 Wegzüge, drei Geburten, fünf Sterbefälle).