Beim Münnerstädter Friedhof scheiden sich die Geister

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Der Friedhof in Münnerstadt soll saniert werden. Einigen Bürgern sind die vielen Büsche und Bäume im Weg, andere können gar nicht genug davon haben. In der Freiherr-von-Lutz-Mittelschule diskutierten interessierte Bürgerinnen und Bürger die Pläne der Stadt. Foto: Dieter Britz
Der Friedhof in Münnerstadt soll saniert werden. Einigen Bürgern sind die vielen Büsche und Bäume im Weg, andere können gar nicht genug davon haben. In der Freiherr-von-Lutz-Mittelschule diskutierten interessierte Bürgerinnen und Bürger die Pläne der Stadt. Foto: Dieter Britz

An den großen Bäumen und den Urnenfeldern auf dem Friedhof in der Kernstadt von Münnerstadt scheiden sich die Gemüter. Rund 50 Bürger diskutierten in der Mittelschule die Pläne.

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis Pläne für die Umgestaltung des Friedhofs in der Kernstadt vorliegen, die wenigstens von fast allen Bürgern gut geheißen werden. Zur Anhörung im Foyer der Freiherr-von-Lutz-Mittelschule wa ren etwa 50 Bürgerinnen und Bürger gekommen und diskutierten recht kontrovers.
Der größere Teil war offenbar mit Bürgermeister Helmut Blank einer Meinung, der kürzlich bei einer großen Beerdigung von auswärtigen Gästen zu hören bekam "das ist ein traumhafter Friedhof, sowas schönes hab ich noch nie gesehen". Und Applaus gab es, als er hinzu fügte "mit unserem Friedhof, genau so wie er jetzt ist, haben wir eine Auszeichnung bekommen". Auch seine Bemerkung "im Sommer stehen wir bei einer Beerdigung gerne unter einem Baum" fand Zustimmung. Doch nicht allen gefällt alles: "Unser Urnenfeld find ich ätsch", kritisierte Gudrun Schuster, "warum müssen da unbedingt Kerzen hingestellt werden?"


Ohne Bäume eine Betonwüste

Bernd Hochrein, in der Stadtverwaltung zuständig für Friedhöfe und das Bestattungswesen, stellte das im Stadtrat bereits diskutierte grobe Konzept und die Wünsche der Bürger vor, die bei den bisherigen Ortsterminen auf dem Friedhof geäußert worden waren.
Unterschiedlich sind und bleiben offenbar die Meinungen zu den Bäumen. Probleme gibt es an manchen Stellen mit den "Flachwurzlern", die Gräber und Mauern beschädigen können. Wie der grüne Teil des Friedhofs ohne Bäume aussehen würde, demonstrierte Hochrein anhand einer Fotomontage. Mit seiner Erklärung "das wirkt wie eine Betonwüste" überzeugte er die meisten Bürger.
Friedhofsreferent Klaus Schebler berichtete von drastischen und illegalen Aktionen, um einen offenbar störenden Baum zu schädigen oder gar absterben zu lassen: Er wurde schon mehrfach rundherum angesägt, habe sich aber bisher immer wieder erholt. Der Friedhof sei ohne Bäume ein "toter Friedhof". Er müsse den Charakter eines Parks haben.
"Die Flachwurzler durch Tiefwurzler ersetzen" möchte Gudrun Schuster, die daran erinnerte, dass die Untere Naturschutzbehörde noch mehr Bäume auf dem Friedhof haben möchte, damit er einen parkähnlichen Charakter behalten kann. "Ich bin froh, wenn die Bäume nicht wegkommen" meinte Mia Hochrein, und "die Atmosphäre ist wunderschön, auch wenn im Herbst der ganze Grund von Blättern zugedeckt ist".


Wichtig: Pflegeleicht

Einer der Diskussionsteilnehmer forderte pflegeleichte Ruhestätten und Gemeinschaftsanlagen, die an anderen Orten immer beliebter werden. Bernd Hochrein meinte dazu "die Erben sind da, aber drei Monate später will keiner mehr was vom Grab wissen". Er schlug vor, die Fläche größerer Gräber zu reduzieren, um damit die Pflege zu vereinfachen. Auf die Bemerkung von Gudrun Schuster "dann hab ich vorn am Grab einen Streifen Dreck" erklärte er, mit Rollrasen könne das Problem gelöst werden.


Alte Grabsteine stehen lassen

Diskussionsthema waren auch die alten Grabsteine. Klaus Schebler brachte einen Vorschlag von Mia Hochrein ein, auf dem Friedhof schöne alte Grabsteine, die in verschiedenen Ecken der Stadt liegen, hier aufzustellen. "Wir haben auch deshalb den zweiten Platz bei dem Wettbewerb bekommen, weil wir eben nicht alle alten Grabsteine abgeräumt haben", bekräftigte er. Man könne, wenn Gräber aufgelassen würden, mit Zustimmung der Angehörigen schöne alte Grabsteine stehenlassen, so sein Vorschlag. Wenn erst einmal 70 bis 80 Prozent Urnengräber auf dem Friedhof sind, sei man froh um jeden alten Grabstein. Es gebe genügend Platz für eine Ausstellung schöner alter Steine.
Unterstützung bekam er durch Gudrun Schuster: "es wäre eine Schande, die alten Grabsteine zu entsorgen". Sie forderte auch, die Bürger sollten mehr Möglichkeiten für die Größe und Gestaltung der Gräber und über Grabsteine haben. Bernd Hochrein erinnerte daran, dass die großen alten Grabsteine sowieso Einzeldenkmale seien, die gar nicht entfernt werden dürfen.
Ein Bürger vermisste einen Zeitplan für die Sanierung des Friedhofs. "Ich kann erst dann einen konkreten Plan machen, wenn ich weiß, was ich machen will", so dazu der Bürgermeister. Mia Hochrein schlug vor, zwei oder drei Varianten zu bearbeiten, die dann diskutiert werden. Helmut Blank sagte zu, so verfahren zu wollen.


Die Friedhöfe in Münnerstadt

Friedhöfe
In Münnerstadt gibt es insgesamt zehn städtische Friedhöfe, einer in der Kernstadt und neun in den Ortsteilen. Dazu kommen die kirchlichen Friedhöfe in Windheim und Großwenkheim.

Gräber Auf den städtischen Plätzen gibt es 2100 Grabstellen, von denen 750 nicht belegt sind.

Kosten Den 60 000 Euro Einnahmen pro Jahr stehen etwa 120 000 bis 140 000 Euro Ausgaben pro Jahr gegenüber. Die Friedhofsgebühren in Münnerstadt wurden seit 2004 nicht mehr erhöht. mdb