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Azubi-Haus: Lehrlinge trotzen dem Frost


Autor: Carmen Schmitt

Nüdlingen, Sonntag, 04. Dezember 2016

Das Azubi-Haus wächst! Die Lehrlinge erledigen die letzten Betonarbeiten und tanzen den Frost einfach weg.
Das Haus-Bau-Projekt der Maurer-Lehrlinge soll die jungen Männer fördern und fordern. Foto: Carmen Schmitt


Bei minus acht Grad steigen die Jungs an diesem Morgen aus dem weißen Baustellenbüschen. Sie werden den ganzen Tag draußen verbringen. Seit Tagen arbeiten sie im Frost. Normal für die Maurer-Lehrlinge der Firma Bömmel Bau aus Nüdlingen. Sie arbeiten am Azubi-Haus in Burglauer. "Die neue Generation baut", haben sie ihr Projekt getauft. Sieben Maurer-, ein Beton- und Stahlbetonbauer-Auszubildender; vier im ersten, einer im zweiten und drei im dritten Lehrjahr bauen ein Familienhaus - alleine. Die Saale-Zeitung begleitet das Projektim Baustellenbericht. Mit dem oberen Geschoss müssen die jungen Männer bald fertig werden, für nächste Woche hat der Bauherr die Zimmerleute bestellt.

Mit dem Azubi-Projekt will die Firma ihre Lehrlinge fördern und fordern. Sie sollen Verantwortung übernehmen und sich ausprobieren können. Ihr eigenes Projekt soll sie motivieren und schulen. Aus stolzen Azubis will das Unternehmen ein Team aus verlässlichen Facharbeitern machen.

"Man lernt hier mehr", sagt Enrico Weinmann aus Thundorf. Der 16-Jährige ist im ersten Jahr seiner Ausbildung und verbringt noch mehr Zeit im Unterricht als auf der Baustelle. Dass er hier selber anpacken darf, findet er gut: "Es ist ein cooles Gefühl, wenn man sieht, was man geschafft hat."


Letzte Betonarbeiten

Der Ringanker, das Bauteil am Deckenrand, sitzt. Die Zwischenwände, die Außenwände, die Decke - fertig. Jetzt sollen die letzten Betonarbeiten erledigt werden. Was im "Vierzigacker 3" in Burglauer zwischen all den anderen Neubauten entsteht, macht die Mannschaft stolz. Patzer will sich keiner der jungen Männer erlauben: "Man fragt lieber einmal mehr", sagt Enrico. Trotzdem sind Fehler erlaubt.

"Das Gute ist, man wird nicht zusammengekracht, wenn man was falsch gemacht hat", sagt der 16-jährige Azubi. Profitieren würde davon niemand, meint Polier Michael Kirschbauer, der "seine Jungs" auf der Baustelle anleitet: "Das bringt gar nichts. Wir reden ganz normal miteinander. Die Jungs sollen mit einem guten Gefühl zur Arbeit gehen." Bauherr Sebastian Kiesel, technischer Leiter bei Bömmel Bau, ist zufrieden mit der Mannschaft, die sein Haus baut. "Das läuft alles eins a", sagt er. Und das, obwohl sie wettertechnisch nicht gerade verschont wurde.


Frost auf dem Bau

"Tanzen ist die Devise", sagt Yannick Roth und hüpft auf und ab. Gegen die Kälte helfe nur: Bewegung, da sind sich die Maurer einig. "Die ersten zwei Stunden sind am schlimmsten", sagt Yannick. Zwei bis fünf Schichten tragen die Bauarbeiter, wenn die Temperaturen sinken, so wie jetzt. Schlimmer als der Frost? Regen! "Da werden die Klamotten schwer", sagt Yannick. Alles ist nass, die Schuhe schwer vom Matsch. Dann lieber frostig. Oder? "Sommer ist schlimmer", meint Enrico, "ich schwitze nicht so gern." Michael Kirschbauer schreibt den Temperaturen einen praktischen Nebeneffekt zu: "So erinnert sich jeder daran, dass er sich bewegen muss", sagt er und lacht.