Am 17. Juli 1381 wurde die Klosterbrauerei Münnerstadt erstmals urkundlich erwähnt. Jetzt wurde das endgültige Ende besiegelt.
"Bei St. Augustinus im Kloster braut man ein vortrefflich Bier. Und bist Du ein armer Teufel, zahlst Du keinen Heller dafür." Dieser Spruch aus dem 17. Jahrhundert belegt, wie sehr die Münnerstädter die Klosterbrauerei und das damals an die Armen kostenlos ausgeschänkte Bier zu schätzen wussten. Aber auch die Augustiner liebten den Gerstensaft sehr, nachdem sie sich offensichtlich nach mehreren Missernten dem Wein ab- und dem Bier zugewandt hatten. Braumeister "Berlt" wurde am 17. Juli 1381 eingestellt und genoss zahlreiche Annehmlichkeiten des Klosterlebens, obwohl er kein Ordensmitglied war. Diese Urkunde ist der älteste Beleg der Klosterbrauerei Münnerstadt, die höchstwahrscheinlich noch älter ist. Ganz sicher hingegen ist, dass jetzt ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Die Klosterbrauerei ist jetzt endgültig Geschichte.
In der Brauerei gewohnt
"Mir tut das schon weh, das hat zu Münnerstadt dazu gehört, war eine richtige Tradition", sagt Martin Pfeuffer, den mit der Klosterbrauerei eine besondere Geschichte verbindet. Er gehört zu den wenigen Menschen, die von sich behaupten können, nicht nur in der Klosterbrauerei gearbeitet zu haben, sondern: "Ich habe auch dort gewohnt."
Es war um das Jahr 1980 als der Oberwerrner, der damals das Münnerstädter Schönborn-Gymnasium besuchte, aus dem Studienseminar aus- und in die Klosterbrauerei einzog. Mit Hilfsarbeiten in der Brauerei, die damals von Jasper von Wallmoden als GmbH betrieben wurde, verdiente er ein wenig Geld, ging aber weiter aufs Gymnasium. "Ich bin der Brauerei immer verbunden geblieben", sagte er.
"Es ist ewig schade, aber so ist das Leben."
Sudkessel ausgebaut
Das Schicksal hat Martin Pfeuffer und die Klosterbrauerei noch einmal zusammen geführt: Nachdem die Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung das Julliusspital einschließlich dem Betreuten Wohnen im Haus St. Michael bereits seit einigen Jahren betreibt, haben die Augustiner im letzten Jahr auch das Klostergebäude zugestiftet. In dem Paket war die Brauerei enthalten. In seiner Funktion als Vertreter des Stiftungsvorstands Marco Schäfer musste Martin Pfeuffer nun am endgültigen Aus mitwirken. Er hat nach Möglichkeiten gesucht, noch brauchbare Teile zu verwerten. So sind in den letzten Tagen die Sudkessel ausgebaut und nach Belgien transportiert worden. "Das war aber auch das einzige noch Verwertbare." Geplant ist, das Gebäude abzureißen und dafür Wohnungen zu bauen.
Mit Bollwerwagen Treber geholt
Viele Menschen sind direkt mit der Klosterbrauerei in Berührung gekommen, so kann sich auch Bürgermeister Helmut Blank (CSU) gut an seine Kindheit erinnern. Die elterliche Scheune ist nicht weit entfernt. "Ich musste immer mit dem Bollerwagen den Treber abholen", erinnert er sich. Die ausgelaugte Rückstände des Malzes verfütterten die Landwirte an die Schweine. Es gab da aber an der Brauerei einen kleinen Erhebung, dort wurde der Bollerwagen zu schwer für den Buben. "Da hat mich Pater Rigobert immer angeschoben."
Viele Erinnerungen an die Klosterbrauerei hat Egbert Dannhauser, der 1961 als Braumeister von Oberfranken nach Münnerstadt gekommen ist. Damals sei die Brauerei ganz einfach ausgestattet gewesen, in den folgenden Jahren habe man dann aufgerüstet einschließlich neuem Sudhaus und Keller.
"Das ist maßlos traurig", sagt er zum endgültigen Aus der Klosterbrauerei.
Der berühmte"Urstoff"
Edgar Dannhauser, der fast 20 Jahre lang der Herr über die Brauvorgänge war, hat ein entscheidendes Kapitel der Brauereigeschichte geschrieben. Er war es, der Anfang der 1960er Jahre nach überlieferten Rezepturen den "Urstoff" kreierte. Dieses ganz besondere Märzen wird wohl das Einzige sein, was von der Klosterbrauerei Münnerstadt übrig bleibt. Denn heute wird es beim Familienunternehmen "Rother Bräu" in der Rhön gebraut. Bis 2011 war der "Urstoff" noch in Münnerstadt gebraut und in Roth abgefüllt worden.
Aber immerhin: Auf den Etiketten verweist "Rother Bräu" auf das überlieferte Rezept aus der Münnerstädter Klosterbrauerei.
Obwohl Edgar Dannhauser sehr froh darüber ist, dass es zumindest den Urstoff noch gibt, macht ihn der Niedergang der Münnerstädter Brauerei unendlich traurig. Er war beim Bau des neuen Sudhauses dabei, weiß, dass hinter einer Wand im Keller ein Lauerarm fließt und dass das neue Sudhaus äußerst stabil gebaut werden mussten, weil beispielsweise ein Kühlbecken für 70 Hektoliter Bier (7000 Kilogramm) eingebaut worden ist. Die Klosterbrauerei Münnerstadt wird ihr endgültiges Ende der Abrissbirne nicht gerade leicht machen.
Die Klosterbrauerei Münnerstadt
Anfang Belegt ist die Münnerstädter Klosterbrauerei bereits seit dem 17. Juli 1381, wahrscheinlich ist sie älter.
Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass die Brauerei erst 1690 entstanden ist. Die Geschichte der Klosterbrauerei war ein einziges Auf und Ab. Nach Weggang und Wiederkehr der Augustiner ließen sie zunächst das Bier im städtischen Brauhaus brauen, 1676 kümmerten sie sich wieder selbst darum. Damals wurde das Bier als "Armenbrot" ausgeschenkt.
Rückschlag und Neuanfang Die Säkularisation sorgte noch einmal für ein Tief, dann ging es aufwärts. 1874 richtete der Orden den großen Eisenfelsenkeller ein, 15 Jahre später folgte ein neues Brauhaus. In den 1960er Jahren entstand der Hochbau, die Brauerei wurde auf den neusten Stand gebracht. 1978 folgte die Umwandlung in eine GmbH. Jasper von Wallmoden pachtete die Brauerei. Der Betrieb wurde weiter ausgebaut. 1995 verließ die Familie von Wallmoden Münnerstadt. Daraufhin pachtete die Rother Bräu die Klosterbrauerei.
Fortan wurde das Klosterbier in Münnerstadt gebraut, in Roth aber abgefüllt. Die Münnerstädter Abfüllanlage war zuvor verkauft worden. 2011 zog sich die Rother Bräu aus Münnerstadt zurück. Seither wird der Urstoff in Roth gebraut. Die Augustiner übergaben die Brauerei 2015 mit dem Kloster der Carl-von-Heß'schen-Sozialstiftung.
tm