Mehr Starkregen im Winter

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In der Rhön wird es in den kommenden Jahren zu weniger Niederschlägen im Sommer kommen. Dagegen wird es im Winter mehr Starkregen geben, sagt der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger. Foto: Jürgen Hüfner/Archiv
In der Rhön wird es in den kommenden Jahren zu weniger Niederschlägen im Sommer kommen. Dagegen wird es im Winter mehr Starkregen geben, sagt der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger.  Foto: Jürgen Hüfner/Archiv

Naturschützer waren zwei Tage lang zu einem Informationsbesuch in der Rhön unterwegs. Dabei kam auch immer wieder der Klimawandel zur Sprache.

"Wir werden uns in den kommenden Jahren vor allem in der Rhön auf weniger Niederschläge im Sommer einstellen müssen", prognostizierte Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das führe zwangsläufig zu längeren Trockenzeiten. Ein Szenario, das bis in das Jahr 2050 reicht, sagt für die Winter vermehrt Starkregenereignisse voraus.
Außerdem werde diese Jahreszeit allgemein wärmer. Die Folgen sind laut Weiger nicht unerheblich. "Der Wasserstress für Land- und Forstwirtschaft sowie die Gefahr der Winterhochwasser nimmt zu. Die Trinkwasserversorgung steht vor neuen Herausforderungen", so der Experte.
Große Bedeutung misst der BUND-Vorsitzende in diesem Zusammenhang den Böden als zentrale Kohlenstoff- und Wasserspeicher zu. Etliche Punkte, was zu tun sei, stehen auf seiner Agenda. So sollte das Augenmerk auf den Humus gerichtet und sein Aufbau gefördert werden. Weiger plädiert für einen verstärkten Fruchtwechsel. Die Erhaltung von Grünland müsse einhergehen mit der Reduktion von Landverbrauch. Es sollte auf Großprojekte verzichtet werden.
Für die Zukunft appelliert Weiger an die Verantwortlichen, mehr Wälder aus der Nutzung zu nehmen. Darüber hinaus sollten die Laubwälder erhalten bleiben und eine Umwandlung von Nadelforsten in Mischwälder erfolgen. Beim Aspekt Wasserwirtschaft müsse der Wasserrückhalt in der Fläche Vorrang haben. In diese Thematik fallen auch die Revitalisierung von Fließgewässern und die Sicherung von Uferrandstreifen.

Aber nicht nur auf dem flachen Land, sondern auch in den Städten können die Entscheidungsträger laut Weiger Schritte gegen den fortschreitenden Klimawandel einleiten. Dazu würden die Sicherung von Grünflächen sowie die Erhaltung von Einzelbäumen, Frischluftschneisen, stadtnahen Wäldern und "lokalen und regionalen" Grünzügen gehören. Der Handlungsbedarf im Bereich Energiepolitik muss nach Ansicht des Fachmanns von drei Schritten in die Zukunft geprägt sein: Energiesparen, Energieeffizienz, erneuerbare Energien.
Bereits vor zehn Jahren hatte der "Erste integrierte Umweltbericht für das länderübergeifende Unesco-Biosphärenreservat Rhön" dem Klimawandel ein eigenes Kapitel gewidmet. Einige Veränderungen in der Natur, so hieß in dem Papier, würden sich schleichend und nicht immer merklich für den einzelnen Menschen vollziehen. Extremereignisse würden dagegen die fortschreitenden Prozesse des Klimawandels ins Bewusstsein rücken. "Aber auch die auf den ersten Blick eher geringen Erhöhungen der Temperaturen und Verschiebungen in der jahreszeitlichen Verteilung des Niederschlags werden weitreichende Auswirkungen - ob negative oder positive - auf nahezu alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche haben, angefangen von der menschlichen Gesundheit und der Pflanzen- und Tierwelt bis zu Land-, Forst- und Wasserwirtschaft sowie Tourismus", schrieben schon im Jahr 2008 die Verfasser. Der Bundesvorstand des Bund besuchte jetzt Orte in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, unter anderem die Biberplattform im Staatsbad Bad Brückenau.


BUND in der Rhön

Zwei Tage lang besucht der Bundesvorstand des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit dem Landesvorstand des BUND Natur-schutz in Bayern (BN) die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Die Tour führt zu Orten zentraler Erfolge und wegweisender Projekte von bayern- und bundesweiter Bedeutung:

Rhönschafprojekt Das Rhönschafprojekt - ein gemeinsames Projekt des BUND Naturschutz Bayern und des BUND - ist ein großer Erfolg, weil damit das vor 30 Jahren fast schon ausgestorbene Rhönschaf gerettet werden konnte. Heute ist die typische Schafrasse mit ihrem schwarzen Kopf zum Aushängeschild für das Biosphärenreservat geworden", so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. Um ihr Aussterben zu verhindern, erwarben BUND und BN 1985 auf Initiative des Würzburger Zoologieprofessors und damaligen BN Kreisvorsitzenden Gerhard Kneitz und mit finanzieller Unterstützung durch die Isler-Stiftung sowie zahlreicher privater Spender den 40-köpfigen Rest-bestand. Dieser wurde zur Betreuung der Landwirtsfamilie Kolb in Ginolfs übergeben. Bereits 1988 wurde am Ortsrand von Ginolfs ein vom BN finanzierter, moderner, artgerechter Schafstall gebaut, der 1992 um eine Scheune erweitert wurde. Mittlerweile ist die Rhönschafherde des BN auf ca. 400 Muttertiere angewachsen - dazu 200 Lämmer. Sie beweidet heute rund 160 ha Rhönwiesen. Biologen zählten dort rd. 400 Pflanzenarten, 31 Vogel-, 40 Schmetterlings- und fast 100 Käferarten.

Wildpark Klaushof Das Biberfreigehege im Klaushof ist zusammen mit der "Biber-Wildnis" am Stadtrand von Bad Brückenau zentraler Teil des Projektes "Die Welt des Bibers beobachten und erleben". Es handelt sich um ein landesweit relevantes Informationsangebot zum Thema Biber, Auenrenaturierung und Bibermanagement. Es bringt einer breiten Öffentlichkeit den Biber und sein Wirken im Naturhaushalt näher. Aktuell leben zwei Biber im Wildpark Klaushof. Auf einer "Biber-Baustelle" können sich Kinder auf abenteuerliche Weise mit den Besonderheiten des Bibers vertraut machen. Begleitet wird dies durch ein didaktisch attraktiv aufbereitetes Informationsangebot.

Biosphärenreservat "Wir freuen uns, dass das Biosphärenreservat Rhön kürzlich von einem internationalen Expertengremium unter allen Biosphärenreservaten weltweit mit Abstand am häufigsten als ein Beispiel für ein "erfolgrei-ches Biosphärenreservat" genannt wurde. Dies umso mehr, als dass vor einigen Jahren sogar der Entzug des Titels drohte, weil der Anteil an Kernzonen zu gering war und dieses Defizit gerade auch durch den Einsatz der beiden Landkreise behoben werden konnte. BUND und BN sehen im Biosphärenreservat Rhön eine hervorragende Chance, historische Kulturlandschaften dauerhaft zu erhalten und eine nachhaltige Regionalentwicklung voranzubringen und wird sich auf Landes- und Bundesebene dafür einsetzen", so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. Die im Mai dieses Jahres vorgestellte Neufassung des Rahmenkonzeptes, bei der sich auch die BN-Kreisgruppen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld im Rahmen der Workshops eingebracht haben, ist ein wichtiger Meilenstein für die weitere Entwicklung des Biosphärenreservats. red