Wer's noch nicht kennt, hält erst einmal staunend vor Schreck die Luft an. Abends, aus der Dunkelheit kommend, wird er geradezu geblendet von dem hellen Licht, das ihm plötzlich entgegenstrahlt. Und dann erkennt man ihn: den Weihnachtsgarten von Irmgard Reith in der Premicher Hauptstraße.
Die etwas ungewöhnliche Krippe mit der heiligen Familie im Mittelpunkt ist zu einer echten Attraktion und zu einem Treffpunkt nicht nur für die Premicher geworden, die dort an den Wochenenden zum Schauen und Reden und Musik hören, zu Bratwurst und Glühwein zusammen kommen.
Dass zur Eröffnung am 25. November das Rotkreuzorchester Bad Kissingen gespielt hat, ist kein Zufall. Begonnen hat alles vor zehn Jahren, als Irmgard Reith einen Schneemann und eine Nikolausmama in ihren weihnachtlichen Garten gestellt hat. "Und die müssen sich irgendwie vermehrt haben." Heute drängen sich die Figuren im Vorgarten bis hinauf aufs Dach.
Vor sechs Jahren kam sie dann auf die Idee, das Ganze für einen guten Zweck zu nutzen. Sie verkaufte an den Wochenenden Bratwürste und Glühwein und stiftete den Erlös für die Behindertenarbeit des Rotkreuz-Kreisverbandes Bad Kissingen. Bis zu 800 Euro kommen da immer zusammen.
Und deshalb kommt seitdem das Rotkreuzorchester zum Auftakt. Die anderen Musikgruppen, die an den Wochenenden kommen, kennt Irmgard Reith schon oder spricht sie an, wenn sie sie das erste Mal hört: "Erstaunlicherweise sind die meisten bereit, für den guten Zweck kostenlos zu spielen.
Organisatorischer Aufwand Der Aufwand, den Irmgard Reith jedes Jahr im November für ihren leuchtenden Weihnachtsgarten betreibt ist enorm. Eine Woche braucht die ganze Verwandtschaft, um alles vom Speicher und aus dem Keller zu holen, aufzubauen und an die Stromversorgung anzuschließen. Wie viele Figuren das sind, kann sie gar nicht genau sagen: "Auf jeden Fall über 100.
Und eine ganze Menge, für die kein Platz mehr ist, steht noch im Keller." Deshalb werden auch immer wieder Nikoläuse, Weihnachtsmänner oder Tiere ausgetauscht, damit alle mal an die Reihe kommen.
Aufstellen nach Plan Das Aufstellen wird von Irmgard Reith streng überwacht. Die beleuchtbaren Figuren kommen in einen eigenen Bereich, die Unbeleuchteten werden dort konzentriert, wo sie angestrahlt werden können. In der kleinen Kapelle stehen die musizierenden Weihnachtsmänner. Und ein bisschen ein Kuriosum ist der Skifahrer: "Der kann natürlich nicht einfach hingestellt werden. Der muss da stehen, wo es ein bisschen abschüssig ist." Irmgard Reith ist da sehr genau.
Wenn ihr ein Arrangement nicht gefällt, greift sie sofort ein.
Unermessliche Kabel Wie viele Kilometer Kabel da rund ums Haus verlegt werden müssen, hat Irmgard Reith noch nie nachgemessen. Aber eine Zahl weiß sie sicher: Es sind knapp über 30 000 kleine und große Lampen, die aufleuchten, wenn sie den Schalter umlegt. Die Kilowattstunden, die die Anlage verbraucht, kann man ausrechnen, wenn man die Burkardrother Stromtarife kennt: "Ich bezahle jedes Jahr 350 Euro mehr als ich ohne die Weihnachtsbeleuchtung bezahlen würde."
Ob da schon mal eine Sicherung rausgeflogen ist? "Oh ja", meint Irmgard Reith, "Und nicht nur einmal.
Wir haben dann immer andere Kabel angezapft und neue Leitungen verlegt, um die Stromkreise zu entlasten." Tiefe Dunkelheit hat sich wegen derartigen Havarien noch nicht über Premich gebreitet.
Etwas geringer ist das Risiko jetzt allerdings auch durch eine Maßnahme geworden: "Wir haben die ganze Anlage auf LED-Licht umgestellt. Das braucht weniger Strom, hat aber neben viel Arbeit auch eine ganze Stange Geld gekostet." Aber die Frage nach der Amortisation stellt sich für Irmgard Reith nicht. Ihr geht es um das Vergnügen an der Sache. Da hätte sie auch vorher schon nicht aufs Geld schauen dürfen. Sie freut sich, wenn die Menschen staunen, vor allem die Kinder: "Die wollen immer alles ganz genau wissen."
Am 13. wird's dunkel Das können sie noch bis zum 13. Januar. Dann wandern die Figuren und Tiere wieder in ihre Sommerquartiere und die Kabel werden eingerollt. Aber bis dahin wird noch einiges geboten. Von 16 bis 22 Uhr ist der Lichterglanz in Betrieb. Am 12. Januar gibt es Kesselfleisch, den Auszug am 13. Januar begleitet die Rhöner Gruppe "Spilk".