Laute Laubbläser in Bad Kissingen im Einsatz
Autor: Sabine Memmel
Bad Kissingen, Dienstag, 06. November 2012
Der Herbst ist da, und mit ihm fallen die Blätter. Statt Rechen und Besen sind heute vor allem Laubblasgeräte gefragt. Die sind zwar praktisch, aber auch laut.
Oskar Harwarts Job ist zur Zeit eine windige Angelegenheit. Im wahrsten Sinne des Wortes. Einen ganzen Blätterwald treibt er vor sich her. Sie fliegen in sämtlichen Farben durch die kalte Herbstluft. Ein Laubblasgerät, das er wie einen Rucksack auf dem Rücken trägt, gibt volle Power, bringt die Blätter ordentlich auf einen Haufen. Schneller als ein Rechen oder Besen. Dafür aber lauter. Harwart selbst kriegt davon kaum etwas mit. Er trägt Ohrenstöpsel. Mit dem Laub rund um den Garitzer See werden er und seine Kollegen noch den ganzen Tag beschäftigt sein.
"Seit drei Wochen sind wir täglich unterwegs und es liegt immer noch jede Menge rum", sagt Helmut Krampert, Bereichsleiter der Gärtnerei der Stadt Bad Kissingen. Auf allen städtischen Flächen entfernen seine Mitarbeiter das liegengebliebene Laub. Mit im Gepäck: Zwei fahrbare und acht tragbare Laubblasgeräte, zwei Kehrmaschinen und ein Großflächenmäher. Nicht zu vergessen: die Rechen, Fächer und Besen, "die benutzen wir schon auch noch."
Lärm nicht zu vermeiden
Deretwegen beklagt sich aber keiner. Vielmehr sind es die Laubblasgeräte, die zunehmend zum Einsatz kommen und für lautstarke "Blasmusik" sorgen. "Die machen schon Krach, und hin und wieder gibt es auch Beschwerden", gibt Krampert zu. Bei einem Neukauf achte er immer darauf, dass der Motor leiser ist als der des Vorgängermodells. Dennoch sei der Lärm manchmal nicht zu vermeiden: "Mit manchen Anwohnern sprechen wir uns deswegen auch mal ab."
Priorität bei den Reinigungsarbeiten haben vor allem Straßen, Gehsteige und die Fußgängerzone. "Die befahren wir teilweise täglich, um sie verkehrssicher zu halten", erklärt Krampert. Auch Spielplätze, Parkplätze und Grünflächen werden regelmäßig vom Laub befreit. "Friedhöfe machen wir vor allem vor Allerheiligen und jetzt vor dem Volkstrauertag."
Das Laub kommt dann zu einem Grüngutsammelplatz in Nüdlingen. Und zwar solange, bis das letzte Blatt fällt. "Geleckt geht aber auch nicht. Das ein oder andere Blättchen soll auch mal lieben bleiben", findet Krampert. Manche Blätter werden außerdem von vornherein nicht weggemacht. "Damit der Frostschutz für die Bäume gewährleistet ist und die Tiere einen Unterschlupf finden."
Schadstoffärmere Geräte
Auch die Mitarbeiter der Kurgärtnerei greifen immer seltener zu Besen und Rechen. "Sie sind einfach zu unökonomisch und es dauert zu lange. Da brauche ich mehr Leute für die gleiche Leistung", sagt Roland Metz, stellvertretender Leiter der Kurgärtnerei. Man versuche, mit den Geräten auf dem Laufenden zu bleiben: "Die haben inzwischen Treibstoffgemische, die schadstoffärmer sind." Beschwerden wegen der Lautstärke kenne die Kurgärtnerei auch. "Das sind durchaus berechtigte Beschwerden, aber man muss ja rumkommen, sonst sieht man kein Land." Wieder: Im wahrsten Sinne des Wortes.
Harwart hat inzwischen einen großen Haufen Blätter beisammen. Seine Kollegen Patrick Strey und Udo Kunzmann sind ihm mit Rechen und Schaufel voraus, Günther Kaspar und Harald Schäfer laden alles auf den Hänger. Und dann geht es weiter zu den nächsten Blättern, die bald genauso wild und bunt in der Luft herumwirbeln.
Laubsauggeräte:
Lärm Der erreichte Geräuschpegel von Laubblas- und Laubsauggeräten kann laut Bund Naturschutz bis zu 115 Dezibel erreichen. Dies entspricht der Lautstärke eines Presslufthammers. Schon 85 Dezibel können Hörschäden verursachen.
Umwelt Zudem würden die Motoren der Maschinen große Mengen an Schadstoffen in die Luft blasen, Feinstaub auf Wegen und Straßen aufwirbeln und Tieren der Bodenschicht häufig kaum eine Chance zum Überleben geben. shx/Quelle: Bund Naturschutz
