Kur für die Kissinger "Kaaba"

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Die Anwesen Mühlgasse 3 und 4 hat der Landkreis erworben, laut Landrat Bold ist hier langfristig eine Erweiterung geplant. Fotos: Ralf Ruppert
Die Anwesen Mühlgasse 3 und 4 hat der Landkreis erworben, laut Landrat Bold ist hier langfristig eine Erweiterung geplant. Fotos: Ralf Ruppert
 
 
Nicht ungepflegt, aber unmodern sei der Sitzungssaal im Landratsamt, findet Kreisbaumeister Günter Stammwitz. Foto: Ralf Ruppert
Nicht ungepflegt, aber unmodern sei der Sitzungssaal im Landratsamt, findet Kreisbaumeister Günter Stammwitz. Foto: Ralf Ruppert
 

Der große Sitzungssaal des Landratsamtes soll saniert werden. Der Kreisausschuss stimmte zwar der Planung zu, ließ aber den Zeitpunkt offen. Kreisbaumeister Günter Stammwitz stellte erste Entwürfe vor.

Seit fast 50 Jahren tagen der Kreistag und dessen Ausschüsse im Sitzungssaal neben dem Landratsamt. "Eine Sanierung ist eine besondere Herausforderung, weil der geschlossene Kubus am Eingang der Fußgängerzone ortsbildprägend ist", sagte Landrat Thomas Bold (CSU) gestern in der Sitzung des Kreisausschusses. Das Gremium diskutierte fast eine Stunde lang, was mit dem Sitzungssaal geschehen soll. Am Ende wurde zumindest eine Planung für eine Sanierung auf den Weg gebracht.
Wann gebaut werden soll, hänge von den Kosten ab, und: "Ich denke, das ist eine Sache, die der Kreistag beschließen soll", sagte Bold.

Forderung, Neubau zu prüfen

Zum Sitzungssaal gebe es "verschiedene Bewertungen, wie das halt bei spannender Architektur so ist", sagte Bold. Das bezieht sich nicht nur auf die dunkle Fassade, durch die der Spitzname "Kaaba" entstand, sondern auch auf die Zweckmäßigkeit: "Der Sitzungssaal ist nicht mehr auf dem Stand der Technik", sagte Kreisrat Robert Kiesel (CSU), und: "Man fühlt sich ein bisschen eingesperrt." FDP-Stadträtin Adelheid Zimmermann ergänzte: "Es ist eine Strafe, hier ohne Tageslicht zu sitzen." Und SPD-Kreisrat Robert Römmelt forderte gar, dass nicht nur die Sanierung, sondern auch ein Neubau geprüft werden sollte: "Ich würde die Kiste umhauen und dann neu bauen, dann kann man die Nutzung optimieren", schlug Römmelt vor.
Kreisbaumeister Günter Stammwitz stellte in der Sitzung ein erstes Konzept vor: "Das äußere Erscheinungsbild soll weitgehend erhalten bleiben." Von der Fußgängerzone bleibe demnach die Fassade unverändert, allerdings soll die Wand zum Innenhof des Landratsamtes, also in Richtung Norden umgestaltet werden: Auf alle Fälle müsse dort ein zweiter Fluchtweg entstehen. "Stellen Sie sich vor, hier im Raum sind 200 Leute und an der Garderobe bricht ein Feuer aus", verdeutlichte Stammwitz die Notwendigkeit. Gerade wegen der Teppichböden und der Holz-Vertäfelung könnte sich ein Brand schnell ausbreiten und vor allem giftige Dämpfe freisetzen. Wegen des Höhenunterschiedes zum Hof sei vermutlich ein Austrittsbalkon und eine Treppe als vorgestellte Stahlkonstruktion notwendig.

Kosten: eine Million Euro?

Denkbar seien an der Nordwand auch Fenster. Aber: "Auch bei einer größeren Zahl von Öffnungen wird ein reiner Tageslichtbetrieb im großen Sitzungssaal nur an wenigen Tagen des Jahres möglich sein", betonte Stammwitz. Zumindest könnten Besucher den natürlichen Tagesablauf wahrnehmen. Stammwitz schätzte die Kosten einer Sanierung auf rund eine Million Euro - zum Entsetzen einiger Kreisräte. Noch offen ist, ob auch die Raumschale einschließlich Haustechnik entfernt werden soll. Aktuell gebe es noch Bestandsschutz für den Saal, aber bei einer Sanierung seien Teppich auf dem Boden und Holz an den Wänden nicht mit dem Brandschutz vereinbar.
Was genau an Technik - von Beleuchtung über Mikrofone bis Bildschirme - eingebaut werden soll, darüber muss der Kreistag noch entscheiden. Mehrere Kreisräte verwiesen jedoch darauf, dass sie sich eine "adäquate Ausstattung" wünschen, auch wenn alle die angespannte Haushaltslage im Blick hatten.
Mehrfach gefordert wurde auch, dass die Pläne für den Sitzungssaal mit denen auf der anderen Seite des Innenhofes abgestimmt werden: Der Landkreis hat die Anwesen Mühlgasse 3 und 4 unterhalb des Hauptgebäudes erworben. "Es wäre ja unsinnig zu sagen, dass wir das Grundstück erwerben, aber dann nicht entwickeln", sprach sich auch Bold für eine Planung dort aus. Allerdings wurden im öffentlichen Teil noch keine Details dazu genannt.