Die Unfall-Kommission des Landkreises wertet demnächst wieder Unfall-Schwerpunkte aus. Zur Entschärfung bieten sich gleich an mehreren Stellen Kreisverkehre an.
Im Jahr 2000 hat das Bayerische Innenministerium Unfall-Kommissionen für alle Landkreise eingeführt. "Ziel ist es, Unfall-Schwerpunkte zu beseitigen", sagt Holger Bothe, Leiter des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt, und: "Die Ergebnisse sind verbindlich, es gibt nur ein Hintertürchen, was den Zeitpunkt der Umsetzung angeht." Gerade in den vergangenen Wochen wurden die Empfehlungen der Kommission in mehreren Gemeinderats- und Kreistagssitzungen zitiert. Ob Langendorf, Garitz oder Aschach: Meistens ging es dabei um den Neubau von Kreiseln.
Gefahr für Fußgänger und Radler "Kreisverkehre sind sicherlich kein Allheilmittel, aber sie sind an vielen unfallträchtigen Knotenpunkten sinnvoll", betont Bothe. Eine Einschränkung: "Wenn sehr viele Fußgänger oder Radfahrer queren, ist Vorsicht geboten." Deshalb wollte das Bauamt auch zunächst die Ampel an der Garitzer Kreuzung beibehalten. Erst auf Drängen von Stadt und Landkreis lenkte die Behörde ein und geht nun mit einem Kreisel ins Planfeststellungsverfahren - allerdings mit "abgesetzter Querungsmöglichkeit", also mit Fußgängerampeln einige Meter vom Kreisel entfernt.
Kreisel am alten Schlachthof? Beschlossen ist unter anderem der Kreisverkehr zwischen Eltingshausen und Rottershausen, dessen Bau laut Bothe im Falle von Verzögerungen bei der Ortsumgehung auch vorgezogen werden könnte. Als Unfallschwerpunkt sieht Bothe auch die Bad Kissinger Schlachthofkreuzung: Zwölf Unfälle mit 14 Leicht- und einem Schwerverletzten gab es dort 2014. "Dort wäre der Umbau zum Kreisel sicherlich eine Option." Denn die Ampel-Steuerung sei bereits optimiert und eine Brücke für den Ostring komme zu teuer. Aber auch Bothe schränkt ein, dass nicht unbedingt jeder Kreisel notwendig gewesen wäre: "Gelegentlich werden auch einfach Kreisel gebaut, um die Geschwindigkeit zu reduzieren."
"Die meisten Unfall-Häufungen haben bauliche Ursachen", fasst Polizist Lothar Manger ein Ergebnis seiner Arbeit in der Unfall-Kommission zusammen. Der Sachbearbeiter Verkehr betont, dass es nicht immer teure Umbauten sein müssen, oft würden Spurrinnen oder fehlerhafte Querneigungen auf dem kleinen Dienstweg beseitigt. Auch unpopuläre Maßnahmen gebe es: So wurden an der ehemaligen B 19 Sichtschutzzäune aufgestellt, um Unfälle zu vermeiden. "Eigentlich ist es ja paradox, den Autofahrern die Sicht zu nehmen, aber dadurch müssen sie an der Kreuzung anhalten."
Auch unpopuläre Maßnahmen Auf Kritik sei auch die Ampel an der Einmündung in den Ostring aus Richtung Reiterswiesen oder die Ampel am Gewerbegebiet Oerlenbach gestoßen. Beides sei jedoch aus fachlicher Sicht sinnvoll: Am Ostring habe es immer wieder Auffahrunfälle gegeben, die Ausfahrt des Gewerbegebietes liege im Innenradius der Kurve an der Autobahn-Anschluss-Stelle.
Allerdings hat auch die Unfall-Kommission nicht immer eine Lösung: So gab es im vergangenen Jahr an der Kreuzung Max- und Hemmerichstraße 14 Unfälle. "Sämtliche Maßnahmen dort schlugen fehl", sagt Manger dazu. "Für einen Kreisverkehr ist dort zu wenig Platz", ergänzt Ordnungsamtsleiter Rainer Warzecha. Und andere Lösungen, wie die alte Einbahnregelung in der Maxstraße, seien politisch nicht gewollt.
Gremium Die 107 Unfall-Kommissionen in Bayern setzen sich aus Vertretern von Polizei, Staatlichen Bauämtern und Straßenverkehrsbehörden zusammen. Im Landkreis Bad Kissingen gehören ihr der Polizei-Sachbearbeiter Verkehr Lothar Manger, Harald Rost vom Staatlichen Bauamt Schweinfort, Peter Nietsch vom Landratsamt und Rainer Warzecha, Ordnungsamtsleiter der Stadt, an.
Arbeit Sämtliche Verkehrsunfälle auf Staats- und Bundesstraßen werden in einer Karte dargestellt. Die Unfallursachen werden in sieben Kategorien unterteilt, etwa Vorfahrtsverletzung oder Abbiege-Unfall. Neben dem jährlichen Überblick gibt es eine Auswertung über drei Jahre hinweg. Die nächste große Auswertung für die Jahre 2012 bis 2014 wird derzeit ausgearbeitet.
Kreisel An den drei innerörtlichen Kreisverkehren in Bad Bocklet, Burghausen und Oerlenbach gab es im Jahr 2014 keinen Unfall. Am Euerdorfer Kreisel gab es zwar fünf Unfälle durch Vorfahrtsverletzung, die aber alle glimpflich abliefen.
Beschlossen Bereits beschlossen sind neue Kreisverkehre für die Kreuzung Staatsstraße 2292 und KG 16 bei Aschach. Dort gab es 2014 einen Unfall mit einem Verletzten und heuer bereits einen tödlichen Unfall. An der Kreuzung zwischen Eltingshausen und Rottershausen auf der ehemaligen B 19, jetzt Staatsstraße 2445, gab es 2014 drei Unfälle mit drei Schwer und fünf Leichtverletzten, auch dort ist ein Kreisel im Zuge der Ortsumgehung Eltingshausen geplant. Weitere Kreisel hat das Staatliche Bauamt an der Garitzer Kreuzung, östlich von Euerdorf in Richtung Ramsthal und Sulzthal sowie in Hammelburg an der Einmündung der Weihertorstraße vorgesehen.