Kreis fordert größere Anstrengungen für Integration

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Ein unbegleiteter Flüchtling bei einem Unternehmenspraktikum im Landkreis. Foto: Bildungsstätte Volkersberg/Archiv
Ein unbegleiteter Flüchtling bei einem Unternehmenspraktikum im Landkreis.  Foto: Bildungsstätte Volkersberg/Archiv
Sebastian Dresbach (rechts), Geschäftsführer des Zentrums für Telemedizin (ZfT), stellte dem IHK-Gremialausschuss mit dem stellvertretenden IHK-Geschäftsführer Jürgen Bode (2. von links) und Landrat Thomas Bold (3. von links), im Showroom des ZfT die Möglichkeiten der Telemedizin vor. Foto: Benedikt Borst
Sebastian Dresbach (rechts), Geschäftsführer des Zentrums für Telemedizin (ZfT), stellte dem IHK-Gremialausschuss mit dem stellvertretenden IHK-Geschäftsführer Jürgen Bode (2. von links) und Landrat Thomas Bold (3. von links), im Showroom des ZfT die Möglichkeiten der Telemedizin vor.  Foto: Benedikt Borst
 

Der IHK-Gremialausschuss Bad Kissingen hat sich zum aktuellen Stand in Sachen Asyl in der Region informiert.

Dass die Balkanroute mittlerweile für Flüchtlinge geschlossen ist, macht sich auch im Landkreis bemerkbar. "In den letzten Wochen hat sich die Situation deutlich entspannt", berichtete Landrat Thomas Bold (CSU) in der jüngsten Sitzung des IHK-Gremialausschusses in Bad Kissingen. Derzeit werden dem Landkreis von der Regierung pro Woche rund zwölf Flüchtlinge zugewiesen. Weil außerdem auch einige Abgänge zu verzeichnen sind, sind die Belegungszahlen in den Unterkünften leicht zurückgegangen. So leben derzeit beispielsweise in der Notunterkunft in der ehemaligen Wäschefabrik in Winkels 70 Menschen, zu Spitzenzeiten waren es 300. Auch die Notunterkunft in Hammelburg ist mit 170 Bewohnern nicht mehr ausgelastet. Insgesamt sind im Landkreis 1000 Personen in Asylunterkünften untergebracht.


Von Wohnung zur Schule

Die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen werde im Landkreis gut gestemmt. "Aber die richtige Arbeit fängt erst jetzt mit der Anerkennung an", betonte Bold. 200 anerkannte Asylbewerber leben derzeit im Landkreis. Sie brauchen Wohnungen, Zugang zu Schulen und Sprachkursen, zum Arbeitsmarkt. Bei Kindern und Jugendlichen fällt laut Bold die Integration leichter, weil sie die Regelschulen beziehungsweise Vorbereitungsklassen in der Berufsschule besuchen können. "Das funktioniert relativ gut", sagte er. Für Erwachsene gebe es noch zu wenige Integrationsangebote. Außerdem sei die Mehrheit nicht gut qualifiziert. Bold: "Wir müssen uns überlegen, wie wir sie integrieren können. Wir müssen versuchen, so viele wie möglich im Arbeitsmarkt unterzubringen." Das werde Jahre dauern. Der Landrat verlangte größere finanzielle Anstrengungen vom Bund. Außerdem brauche es spezielle Maßnahmen ähnlich den Ein-Euro-Jobs für Langzeitarbeitslose, mit denen Asylberechtigte Stück für Stück an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.


Qualifikationen früher erfassen

Jürgen Bode, stellvertretender IHK-Geschäftsführer, forderte, schon während der Zeit in den Asylunterkünften die beruflichen Qualifikationen der Geflüchteten zu erfassen. "Wir müssen wissen, wo man sie einsetzen kann. Das ist für uns als IHK das Wichtigste, um die Leute in eine Ausbildung zu kriegen", betonte er. Die IHK erstelle derzeit ein Kompetenzfeststellungsverfahren.


Unterstützung für Unternehmen

Außerdem hat der Verband ein Maßnahmenpaket verabschiedet, um Unternehmen zu unterstützen, wenn sie Flüchtlinge ausbilden oder beschäftigen. Dazu gehören unter anderem Schulungen für Personalverantwortliche und Ausbilder, ausbildungsbegleitende Sprachförderung und die Ausbildung in Teilqualifikationen. Berufsanforderungen werden gesplittet, so dass Migranten schneller für einzelne Tätigkeiten in Betrieben eingesetzt werden können. Ansprechpartnerin in Würzburg ist die Referentin für Fachkräftesicherung Isabel Schauz, (Tel.: 0931/ 419 45 00).

Sascha Genders, IHK-Bereichsleiter für Standortpolitik und Unternehmensförderung, stellte die aktuelle Konjunkturanalyse und den Industriereport 2015 der IHK vor, der die Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes in Mainfranken in den vergangenen Jahren analysiert. "In Bad Kissingen hat die Industrie ihre Bedeutung für die Region beibehalten. Während sich die Anzahl der Betriebe und die der Beschäftigten rückläufig entwickelt hat, sind sowohl Auslands-, als auch Inlandsumsatz der hier ansässigen Unternehmen angestiegen", sagte er.
Landrat Bold sieht den Landkreis gut aufgestellt: "Eine positive Beschäftigtenanzahl und eine konstante Arbeitslosenquote sind nicht zuletzt Ergebnis einer breiten und gesunden Branchenstruktur in der Region", meinte er. Dennoch sieht er aufgrund der Bevölkerungsentwicklung bei der Fachkräftesicherung und bei der Besetzung von Lehrstellen Herausforderungen.