Der Auftritt des Bundespolizeiorchester München ist längst nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein gesellschaftlich wichtigen Ereignis.
Als das Bundespolizeiorchester München im Dezember 2011 das erste Mal ein Benefizkonzert in der Oerlenbacher St. Burkardus-Kirche gab, galten die musizierenden Ordnungshüterinnen und -hüter noch als Kuriosum. Wer kam, kam vor allem aus Neugier. Das hat sich geändert. Natürlich ist, wie bei jedem Konzert, auch hier immer noch die Neugier im Spiel. Aber mittlerweile, beim achten Mal, kommen die Oerlenbacher, weil sie wissen, was sie erwartet. Der Auftritt des Orchesters ist längst nicht nur zu einem musikalischen, sondern auch zu einem gesellschaftlich wichtigen Ereignis in der Gemeinde geworden, das gute Unterhaltung mit einem guten Zweck verbindet. Auch wenn der Eintritt immer frei ist, stehen am Ausgang unübersehbar und auffordern große, aufnahmefähige Spendenboxen für die Unterstützung von Sozialprojekten. Sie machen das Spenden sehr einfach.
"Menschen helfen Menschen" nannte Polizeidirektor Ralf Wiegand, der Leiter des Oerlenbacher Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrums, die Zielrichtung der Spendenaktion. Der Erlös gehe an soziale Einrichtungen in ganz Bayern, vor allem aber in der Region - in diesem Jahr an die Christian-Presl-Stiftung für Trauerbegleitung in Bad Kissingen. Wiegand begrüßte das Orchester mit seinem Leiter Christian Lombardi und er stellte kurz die beiden Solistinnen vor: die Sopranistinnen Sara Magenta Dang (im letzten Jahr noch Schneyer) und - heuer das erste Mal in Oerlenbach dabei - Jana Baumeister vom Opernhaus Darmstadt.
Entspanntes Konzert
Es war wieder ein schönes und entspanntes Konzert. Das Programm war sehr gut zusammengestellt. Natürlich trug es der Adventszeit Rechnung, aber es brachte auch Sätze, die mit Weihnachten überhaupt nichts zu tun haben, die das ganze Jahr über musiziert werden können und nicht sinnlich, sondern zu allererst unterhaltsam sind. Und dann waren es natürlich die Musiker, die wesentlich zu einer lockeren Atmosphäre beitrugen. Natürlich sind das keine Hobbybläser, die tagsüber Knöllchen austeilen und sich abends zum Musizieren treffen, sondern studierte Vollprofis im Polizeidienst. Und trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, zu welcher klanglichen Homogenität, Weichheit und trotzdem Differenzierung dieses sinfonische Blasorchester findet. Und natürlich ist es groß besetzt mit allem, was der Instrumentenbau zu bieten hat, einschließlich einer reichen Perkussion und bassbegleitendem Kontrabass.
Judith Rampini vom Orchester führte mit kleinen, informativen Moderationen durch den Abend. Natürlich begann er mit Bach, seiner g-moll-Fuge BWV 578, in der sich, von den Oboen ausgehend, der Gesamtklang immer facettenreicher und mächtiger sehr schön entwickeln konnte. Direkt danach, als echter Kontrast, das "Vilja-Lied" aus Franz Lehárs Operette "Die lustige Witwe", bei dem man feststellen konnte, dass Jana Baumeisters sehr ruhig und intensiv geführte Stimme sich ausgezeichnet mit den Bläsern verband. Solist beim langsamen Mittelsatz des 2. Klarinettenkonzerts des Spaniers Oskar Navarro war Andreas Kerner mit einem wunderschön ruhigen klaren Ansatz und emotionaler Phrasierung. Sara Magenta Dang zwei typische Lieder: In Adolphe Adams "Cantique de Noël" tauchte sie (Französisch scheint ihr zu liegen) wohlkalkuliert in den Klangteppich der Bläser ein, ohne darin zu versinken, in "Wishing You Were Somehow Here Again" aus Andrew Lloyd Webbers "Phantom der Oper" nutzte sie die Weichheit der tiefen Blechbläser für eine starke emotionale Gestaltung. Und natürlich durfte Mendelssohns "Denn er hat seinen Engeln befohlen" nicht fehlen. Da zeigte das Orchester ein druckvolles Musizieren, das den schönen Cantus firmus des Chorals sozusagen immer mehr in seine Mitte nahm und den Gesamtklang verdichtete.
Zwischen den beiden Konzertblöcken stellte Maritta Düring-Haas, Geschäftsführerin der Christian-Presl-Stiftung, ihre Einrichtung vor. Seit über zehn Jahren wird hier ehrenamtlich die Begleitung von Trauernden angeboten: "Denn für Menschen, die zu uns kommen, ist nichts mehr, wie es einmal war." Da gehe es nicht nur um aktuelle Notfälle, sondern auch um Trauerfälle, die manchmal viele Jahre zurückliegen. Die Stiftung, so Düring-Haas, biete allerdings nicht nur Einzelgespräche an, sondern auch Trauergruppen und Tagesveranstaltungen. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Kinder gerichtet, die anders trauern als Erwachsene. "Dabei werden aber immer die Familien einbezogen." Die Spenden würden vor allem dafür eingesetzt, "dass Kinder wieder in das Leben zurückkehren."
Deutlich auf Filmmusik orientiert war "Blue" aus Bert Appermonts viersätzigen "Colours", vier musikalisch gefassten Farbstimmungen. Was hier beeindruckte, war weniger die Komposition als vielmehr die Klangschönheit und Klarheit, mit der die Posaunistin Nao Okayama den Solopart spielte. In dem hymnischen "Panis Angelicus" von César Franck begeisterte dagegen die Harmonie der Stimme von Jana Baumeister im Zusammenwirken mit der Solotrompete, die außerordentlich schön die nachlaufende zweite Stimme spielte. Im "St. Florian Choral" von Thomas Doss, einer klanggewaltigen Hommage an Anton Bruckner konnte das Orchester noch einmal zeigen, wie gut es auch die größte Klangfülle durchhörbar strukturieren kann.
Und dann die "Primadonnen" gemeinsam: Aus Mozarts "Le nozze di Figaro" singen Sara Magenta Dang als Susanna und Jana Baumeister als Gräfin das Duettino "Sull'aria ... Che soave zeffiretto", in der Besetzung ein köstlicher Anklang an die Harmoniemusik. Zum Abschluss gab's "A Christmas Carol Fantasy" von Takashi Hoshide, ein klanggewaltiges Medley der US-amerikanischen Spielart.