Unmut über falsch-positive Schnelltests an Schulen - Schulleiter fordert schnell eine "sinnvolle Lösung"

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Ein Corona-Testkit liegt im Klassenzimmer zum Unterrichtsbeginn auf einer Federtasche. Spätestens jeden zweiten Tag wird in den Schulen getestet. Doch seit Januar häufen sich die Falschmeldungen.
Ein Corona-Testkit liegt im Klassenzimmer zum Unterrichtsbeginn auf einer Federtasche. Spätestens jeden zweiten Tag wird in den Schulen getestet. Doch seit Januar häufen sich die Falschmeldungen.
Matthias Bein/dpa

Kein Corona-Schnelltest bietet hundertprozentige Sicherheit. Unsere Nachfrage ergab jedoch, dass es seit Januar vermehrt Fehlmeldungen an den Schulen im Raum Bad Kissingen gegeben hat. Woran liegt das?

Seit Januar setzt das Bad Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasium (JSG) bei den routinemäßigen Antigen-Schnelltests ihrer Schülerinnen und Schüler die Testkits der Marke Nadal des Herstellers Nal in Minden GmbH ein. Zuvor war ein Produkt der Firma Siemens verwendet worden. Nach ersten Testdurchgängen mit Nadal gab es vermehrt Positiv-Anzeigen. Nachtests mit Siemens-Restbeständen sowie außerschulische PCR-Tests zeigten bei den Betroffenen dagegen negative Ergebnisse. "Diese Unsicherheit führt zu Irritationen und zusätzlichem Aufwand in der Schule", bedauert die Schulleitung.

Deshalb informierte JSG-Schulleiter Markus Arneth kürzlich alle Eltern und Schüler über diese Auffälligkeiten. Bei "einer guten Handvoll Schüler*innen" hätten diese Nadal-Schnelltests ein positives Ergebnis angezeigt, während Nachtests der Betroffenen durchgängig ein negatives Ergebnis gehabt hätten, weshalb die Schüler schon am nächsten Tag wieder die Schule besuchen durften. Doch auch nächste Tests mit Nadal hätten bei diesen Schülern erneut positiv reagiert. Da die Schulleitung auch schon von anderen bayerischen Schulen ähnliches gehört hatte, informierte Schulleiter Arneth das Landratsamt und machte deutlich, "dass wir schnell eine dauerhaft sinnvolle Lösung brauchen".

Unzuverlässige Schnelltests: Erst positiv, dann negativ, dann wieder positiv 

"Ähnliche Fehlmeldungen tauchen seit Januar auf", bestätigte das Landratsamt auf Nachfrage dieser Redaktion. "Nach ersten Informationen scheint es eine Verstärkung von Falschmeldungen zu geben", bestätigt die Behörde, macht aber zugleich deutlich: "Kein Test bietet hundert Prozent Sicherheit."

Auch bei Testkits anderer Marken seien Fehlmeldungen aufgetreten. Dennoch hat das Landratsamt diese Auffälligkeiten gemeldet und ein vom Gesundheitsministerium erstelltes Mängelformular an die Schulen verschickt. Auf die Wahl des an die Schulen zu verteilenden Produkts habe man hier allerdings keinen Einfluss: "Um die Beschaffung der Testkits kümmert sich das Ministerium."

Auf Nachfrage verweist das Staatsministerium für Gesundheit auf die beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelisteten Antigen-Schnelltests mit einer Mindestsensitivität von 75 Prozent. "Der Nadal-Schnelltest erfüllt diese Voraussetzung und ist somit als uneingeschränkt geeignet zum Einsatz an den Schulen zu werten", erklärt Pressesprecherin Sonja Britta Reber für das Ministerium.

Falsch-positive Corona-Schnelltests - so kann es dazu kommen

Eine höchstmögliche Sensitivität des Tests kann sogar dazu führen, "dass auch schwach infizierte Personen mit nur geringer Viruslast im Schnelltest entdeckt werden". So könne es "sporadisch dazu führen", dass solche Schnelltests "falsch-positiv" reagieren. Grund für Fehlmeldungen könne aber auch ein fehlerhaftes Vorgehen beim Testvorgang sein. "Laut bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gibt es keinen begründeten Hinweis für eine schlechte Spezifität", widerspricht das Ministerium der vermuteten geringeren Eignung des Nadal-Testkits. Im Gegenteil: Nadal sei auch sehr gut in der Lage, die aktuell vorherrschende Virus-Variante Omikron zu entdecken, wird ausdrücklich betont.

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Die Diskussion um eine vermutete geringere Eignung des Nadal-Schnelltests ist nicht neu. Schon seit Ende des Vorjahres findet man entsprechende Hinweise in sozialen Medien. Dazu beigetragen hatte eine Feststellung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), wonach der Nadal-Schnelltest bei Personen mit hoher Viruslast nur zu 83,3 Prozent zuverlässig sei. Hersteller Nal von Minden GmbH widersprach sofort und führte dieses Ergebnis auf fehlerhaften Umgang mit den Testkits zurück.

Als Gegenargument verwies der Hersteller in einer Anfang Dezember verbreiteten Pressemitteilung auf die unabhängige Studie eines Teams der Berliner Charité um den Virologen Christian Drosten. Bei dessen Untersuchung von sieben Antigen-Schnelltests kam das Nadal-Testkit mit 99,26 Prozent auf den dritten Platz. "Die ständige Überprüfung unserer Qualität ist uns als Spezialist auf unserem Gebiet mit 40 Jahren Erfahrung in der Diagnostik via Schnelltest wirklich sehr wichtig", antwortete die Nal in Minden GmbH auf Nachfrage dieser Zeitung. "Daher bieten wir all unseren Kunden an, dass man sich mit uns in Verbindung setzt, damit wir der Sache konkret nachgehen können. So kann auch geschaut werden, ob der Schnelltest jeweils wirklich korrekt angewendet wurde, in welchem Setting er durchgeführt wurde und warum er bei einigen Schülern im Gegensatz zu einem anderen Test ein gegenteiliges Ergebnis zeigt."

Auch das Hammelburger Frobenius-Gymnasium testet seit einigen Tagen mit Nadal. "Wir haben noch kein eindeutiges Ergebnis, da uns noch eine breite Datenbasis fehlt", hält sich Schulleiter Matthias Ludolph noch zurück. Allerdings habe man in der vergangenen Woche eine erhöhte Zahl positiver Ergebnisse mit den Nadal-Testkits gehabt, die bei anschließenden Nachtests mit dem Siemens-Produkt teils positiv bestätigt, teils aber auch negativ ausfielen. Ludolph: "Wenn Nadal nur eine schwache Positiv-Anzeige hatte, war der nachfolgende Siemens-Test jedenfalls negativ."

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