Oberbürgermeister Kay Blankenburg hatte die Kinder der Stadt zur Sprechstunde ins Rathaus eingeladen. Die Mutigsten kamen.
Tim und Jan, die beiden Zwillingsbrüder aus Garitz, erschrecken, als sie im Rathaus in den ersten Stock steigen. Eigentlich wollten sie zur ersten Kindersprechstunde des Oberbürgermeisters, und dann stehen sie plötzlich vor Mikrofonen und Kameras und Menschen mit gezückten Blöcken. Damit haben sie nun wirklich nicht gerechnet, und es verschlägt ihnen erst einmal die Sprache angesichts des Medieninteresses. Als sie sie wieder gefunden haben, verraten sie doch, was sie Oberbürgermeister Kay Blankenburg sagen wollen: "Wir gehen da rein und unterhalten uns mit ihm." Aber mit reingehen darf niemand, das Gespräch ist vertraulich, höchstens ein Foto und dann wieder raus.
Hinter verschlossenen Türen Eine Viertelstunde reden die beiden Neunjährigen mit dem Oberbürgermeister.
Als sich die schallschluckende Doppeltüre wieder öffnet, machen die beiden einen erleichterten Eindruck. Und jetzt sind sie auch bereit zu Auskünften. Was sie dem OB denn erzählt haben? Die Jungs haben einen Wunschzettel mitgebracht, der einen gewissen Pragmatismus verrät: ein Zebrastreifen vor ihrer Henneberg-Schule und eine stärkere Parküberwachung im Umfeld der Schule, ein Klettergerüst für den Spielplatz an der Tiergartenstraße. Das Hallenbad soll bleiben, und, ach ja, das Terrassenfreibad könnte eine steilere Rutsche vertragen.
Befriedigendes Ergebnis Die Jungen sind ziemlich zufrieden mit dem Gespräch. Der Oberbürgermeister hat ihnen gesagt, dass das Hallenbad zwar abgerissen, aber an derselben Stelle wieder aufgebaut wird.
Der fühlt sich da dann doch falsch verstanden: "Ich habe nur gesagt, dass es abgerissen wird, und euch dann gefragt, wo ihr es haben wollt." Der Zebrastreifen, haben sie erfahren, muss mit der Polizei abgesprochen werden, und eine steilere Rutsche ist nicht so einfach zu bekommen, weil sie viel Geld kostet. Aber Jan und Tim sind optimistisch, weil sie in ein paar Wochen einen Brief aus dem Rathaus bekommen werden, wie mit ihren Vorschlägen weiter verfahren wird. Und weil eine Hand die andere wäscht, zeigen sie dem Stadtoberhaupt, mit welcher Körperhaltung man am schnellsten die Wasserrutsche runtersaust: Füße aufeinander, Hände im Nacken gefaltet, Kreuz durchgestreckt, und ab geht die Post!
Geschickte Diplomatin Johanna (9) ist nur ein bisschen nervös: "Der Herr Blankenburg kennt mich, weil mein Papa ihm schon ein Auto verkauft hat." Sie findet es toll, dass sie mit dem
Stadtoberhaupt auf Augenhöhe reden kann, dass er sich Zeit nimmt. Und sie ist überzeugt, dass er sie ernst nehmen wird. Sie hat ja auch nur einen verhältnismäßig kleinen Wunsch: eine Reckstange für den Spielplatz am Beiberich. Sie gibt nicht gerne zu, dass sie "eine ziemlich gute Turnerin" ist. Sie möchte nur die "Reiterwelle" üben können.
Johanna ist eine geschickte Diplomatin. Sie erklärt dem Oberbürgermeister, das es schön ist, in Bad Kissingen zu leben und dass es am Ferienprogramm nichts zu verbessern gibt. Und dann kommt sie mit ihrem Wunsch. Blankenburg ist überrascht: "Das hat noch niemand vorgeschlagen." Er muss sie vertrösten, weil gerade das Spielplatzkonzept überarbeitet wird.
Aber er wird ihr schreiben: "Wenn es nix wird, erkläre ich dir wenigstens, warum." Johanna hat schon den Eindruck gewonnen, dass ihr Wunsch in Erfüllung geht.
Modell mit Zukunft Dann wartet niemand mehr. Blankenburg ist über die geringe Resonanz nicht irritiert: "Es muss sich erst die Botschaft herumsprechen, dass die, die hier reingegangen sind, auch wieder lebend herausgekommen sind." Vom Inhalt her ist er sehr zufrieden: "Ich habe viel Interessantes und Neues gehört." Deshalb soll die Kindersprechstunde zur ständigen Einrichtung werden.