Kein leises Servus

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Foto: Ahnert
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Ein Dirigent leistet sich eine Entgleisung.

Vor der letzten Zugabe griff Johan Arnell zum Mikrofon. Die Gala sei seine "ultima volta" gewesen, meinte er mit brüchiger Stimme. 1988 sei er als Anfänger zum Kissinger Sommer gekommen, und die Intendantin habe immer an ihm festgehalten. Nächstes Jahr sei er nicht mehr dabei, und dann sei ja ohnehin Schluss.
Man kann, wenn man will, Johan Arnell das Bedauern abnehmen, aber er irrt sich in einigem. Mit 41 Jahren ist man auch als Dirigent kein Anfänger mehr.
Und beim Publikum den Eindruck zu erwecken, als lohne es sich 2017 nicht mehr zu kommen - nicht nur, weil er nicht mehr kommt - ist eine ziemliche Entgleisung und Peinlichkeit, die sich ein "ständiger Gastdirigent" nicht erlauben sollte. Der Kissinger Sommer hat ohne Arnell begonnen, und er wird auch ohne Arnell weitergehen.
Die Welt hat sich ohnehin schon an die Zeit nach Arnell gewöhnt. Man muss nur ein bisschen im Internet stöbern, um festzustellen, dass der Schwede, seit er 1996 nach drei Jahren als GMD das Opernhaus Halle verlassen hat, nicht mehr viel dirigiert hat. In den letzten Jahren lassen sich nur noch die Termine in Bad Kissingen finden. Gut, er muss nicht davon leben, aber das relativiert seine Position. Übrigens: Es haben auch schon andere Dirigenten im Kissinger Sommer das Budapester Orchester geleitet - und nicht mal schlecht.