Kein Hospiz: Mit 50 im Altenheim
Autor: Ellen Mützel
LKR Bad Kissingen, Montag, 13. Juni 2022
Im zweiten Teil über die Versorgung Schwerstkranker und Sterbender geht es darum, dass Bad Kissingen keine Einrichtung hat, wo sie am besten aufgehoben wären, wenn zu Hause keiner ist. Warum das Problem hier besonders kritisch ist und was das für die Menschen in der Praxis bedeutet.
Der Altersschnitt Bad Kissingens liegt über dem bayernweiten Durchschnitt. Etwa jede achte Person im Kreis ist über 75 Jahre. Doch die Versorgungssituation Schwerkranker ist ausbaufähig. Daran arbeiten unter anderem Reinhard Höhn und Rita Hillenbrand vom Hospizverein Bad Kissingen und Antje Rink, unter anderem Koordinatorin für Seniorenfragen im Landratsamt.
In einem vorhergehenden Bericht ging es darum, wie die Versorgung geregelt ist. Es gibt vier Bereiche:
- Ambulant palliativ (über aufsuchende Palliativ-Teams zweier Firmen geregelt)
- Stationär palliativ (=Palliativstation)
- Ambulant hospizlich (Ehrenamtliche aus dem Landkreis)
- Stationär hospizlich (= Hospiz)
Die palliative Versorgung ist ärztlich geleitet, Hausärzte verschreiben sie Menschen, die schwerstkrank sind und eine kurze Lebenserwartung haben.
Hospiz: Wenige Plätze, viel Fahrzeit
Anlaufstelle für Schwerstkranke, die zu Hause nicht gepflegt werden können, ist das Hospiz. Die Kosten hierfür übernimmt zum großen Teil die Krankenkasse. Nach einem Schlüssel stehen dem Landkreis rechnerisch eineinhalb Plätze zur Verfügung - viel zu wenig. Weil in dieser ländlichen Region nicht in jedem Landkreis ein Hospiz mit ein bis zwei Betten aufmachen kann, sind sie in Würzburg (zwölf) und Alzenau (zehn) für Unterfranken zusammengefasst.
"Aber Familie und Freunde wollen ja noch zu Besuch kommen", sagt Antje Rink. Was der Schlüssel auch nicht abbilde: die Demografie. Die Deutschen werden im Schnitt immer älter, in Bad Kissingen schreitet diese Entwicklung noch schneller voran. "Mit steigendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit zu schweren Krankheiten und damit die Anzahl an schwer erkrankten Menschen."
"Über 70 Prozent gefährdet"
Rita Hillenbrand sagt: "Wir haben auch nicht mehr die Versorgungsstruktur, diese familiäre Eingebundenheit gibt es nicht mehr. Viele leben allein, haben keine Verwandtschaft hier, die sich kümmert." Viele kämen ja erst im Alter in die Kurstadt.