Bei der "Trumpet Night" versammelte Rüdiger Baldauf Größen der Szene im Regentenbau. Und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Nicht nur eingefleischte Jazzfans kamen auf ihre Kosten.
Jazz der Spitzenklasse boten Rüdiger Baldauf und seine Gäste in der "Trumpet Night", einem weiteren Höhepunkt im Kissinger Winterzauber. Doch von Winter, Schnee und Kälte keine Spur: Heiß und fetzig kam die im Max-Littmann-Saal ungewohnte Musik von der altehrwürdigen Bühne und riss das für Kissinger Verhältnisse überwiegend jüngere Publikum gleich von Beginn an mit.
Trompeter, Komponist und Hochschuldozent Rüdiger Baldauf
(54), der schon mit Größen wie Shirley Bassey, Udo Jürgens, Barbra Streisand oder Ray Charles zusammengearbeitet hat und selbst Jazz-Laien als Trompeter aus der "RTL-Samstag Nacht Show" oder Stefan Raabs Show "TV Total" bekannt ist, gab sich bescheiden als Gastgeber und überließ während des über zweistündigen Programms vielfach seinen Spitzenstars die Rampe.
Würdiger Ersatz
Zwar hatte der
holländische Altmeister Ack van Rooyen (86) krankheitsbedingt kurzfristig absagen müssen, doch mit Claudius Valk (49) und seinem Tenorsaxophon war ein würdiger Ersatzmann eingesprungen. Mit einem fulminanten Solo über mehrere Minuten gab er gleich zu Beginn des Abends seinen bestaunenswerten Einstand. Valk wurde 2014 mit dem in Deutschland einzigen Publikumspreis der Jazz-Szene, dem Neuen Deutschen Jazzpreis, als bester Solist ausgezeichnet.
Als zweiter Gast kam
Trompeter und Komponist Joo Kraus (49) auf die Bühne. Er war 2011 für sein Soloalbum "Painting Pop" mit dem "Echo Jazz" als bester Trompeter ausgezeichnet worden. Kraus überzeugte nicht nur mit seinem Instrument und als Rap-Sänger, sondern brachte vor allem zum Wiedereinstieg nach der Konzertpause, völlig allein auf der großen Bühne, das Publikum mit einem grandiosen Soundeffekt zum Staunen, als er, seine Trompete wechselnd als Musik- und Rhythmusinstrument
nutzend, durch mehrmalige Aufnahme und gleichzeitige Wiedergabe einzelner Versatzstücke auf mehreren Tonspuren sein Solo allmählich zu einem orchestralen Auftritt anwachsen ließ.
Als "Schwergewicht" der deutschen Jazz-Szene vervollständigte schließlich der in Jugoslawien geborene Sänger und Produzent Edo Zanki (63) das Quartett.
In jungen Jahren hatte Zanki, der in Gesang und Bewegung gelegentlich an Joe Cocker erinnerte, schon mit Joy Fleming, Herbert Grönemeyer und Jule Neigel gearbeitet. Er bewies mit seinem ausdrucksstarken Gesang, dass auch mit deutschem Text guter Jazz möglich ist.
Begleitet wurden die vier Solisten von der Trumpet-Night-Band, bestehend aus Bruno Müller (Gitarre), Stefan Rademacher (Bass), Jesse Milliner (Keyboard, Piano) und Mario Garruccio (Schlagzeug). Auch diese vier
Musiker sind als Solisten überzeugend, was vor allem Bassist Rademacher und Gitarrist Müller mehrfach grandios bewiesen. Doch während mancher Bandmusiker hin und wieder mal eine kurze Auszeit hatte, die Stars des Abends sogar zeitweilig die Bühne verlassen durften, war Drummer Garruccio bei jeder Nummer gefordert.
Ausgefeilte Perfektion
Etwas im Hintergrund verborgen, konnte seine Leistung vom Publikum nur wenig
gewürdigt werden. Nur bei Müllers Song "Topspin" durfte sich Garruccio mit dem Komponisten an der Gitarre ein bemerkenswertes musikalisches Duell liefern. Alles in allem war die "Trumpet Night" ein eindrucksvolles Erlebnis, nicht nur für eingefleischte Jazz-Fans. Mit ausgefeilter Perfektion und voller Konzentration, doch nach außen professionell lässig, zeigten die Stars der deutschen Jazz-Szene ihr meisterliches Können in einem Mix aus Modern Jazz, amerikanischem
Rhythm and Blues und verjazzten Pop-Songs - teilweise selbst komponiert, teilweise von Künstlern wie Michael Jackson übernommen.
Nach zweistündigem Konzert forderten die Zuhörer, begeistert im Stehen applaudierend, die obligatorische Zugabe. Mit ihrem Song "Gib mir die Nacht" von Joo Kraus zeigten Musiker und Sänger ein letztes Mal die ganze Macht und Ausdruckskraft ihres Könnens.