Die Dächer der Marienkapelle und der Jakobuskirche sind endlich dicht. Am Mittwoch wurde die Fassade zum Marktplatz freigelegt.
Rund eine dreiviertel Million Euro hat die Kirchenstiftung Herz Jesu Bad Kissingen in den zurückliegenden eineinhalb Jahren in die Sanierung der Marienkapelle und der Jakobskirche investiert. "Notwendig war das eigentlich schon seit zehn Jahren", sagt Kirchenpfleger Peter Kaidel. Immer wieder musste Messner Dietmar Hack in den vergangenen Jahren Eimer und Schüsseln in beiden Kirchen aufstellen, weil es von der Decke tropfte. Zudem gefährdeten lose Ziegel und Schieferplatten Passanten.
Einen weiteren Bericht vom Juli 2014 finden Sie
hier.
Schulden-Aufnahme nötig "Die Marienkapelle ist unsere älteste Kirche, und die Jakobuskirche ist die alte Stadtpfarrkirche und etwas ganz Besonderes", sagt Kirchenpfleger Kaidel über die Bedeutung der beiden Gotteshäuser. Trotz der neuen Herz-Jesu-Kirche sind die beiden Kirchen der Kirchenstiftung lieb und vor allem teuer: "Wir werden die Sanierung nicht ohne Aufnahme von Schulden hinkriegen", sagt Kaidel und geht von einem Fehlbetrag von 200 000 bis 250 000 Euro aus. Sein Trost: Die Zinsen sind im Moment so niedrig wie nie.
Bei der Finanzierung der knapp 750 000 Euro helfen die Diözese Würzburg, die Bayerische Landesstiftung, Bezirk, Kreis und Stadt mit Zuschüssen. Zudem bittet die Kirchenstiftung mit einem Info-Stand in der Herz-Jesu-Kirche um Spenden. Für die Kirchengemeinde, die in den vergangenen Jahren auf nur noch knapp 4300 Mitglieder geschrumpft ist, sei die Sanierung parallel zum laufenden Unterhalt anderer Gebäude ein großer Kraftakt, betont Kirchenpfleger Peter Kaidel.
Zwei Flächen stehen noch aus Noch keine endgültige Auflistung der Kosten hat Architekt Henry Kiesel: Er geht derzeit von rund 420 000 Euro Sanierungskosten für die Jakobuskirche und 320 000 Euro für die Marienkapelle aus. Zwar wurde das Hauptgerüst an der Jakobuskirche gestern abgebaut, aber zwei der insgesamt 28 einzelnen Dachflächen müssen noch erneuert werden: "Da stand bislang das Gerüst drauf", verweist er auf die Dächer für die Turm- und die Emporen-Treppe. Dort werde jetzt die Dach-Konstruktion erneuert. Danach sollen die Flächen mit alten Ziegeln gedeckt werden, um eine originalgetreue Ansicht zu erhalten.
Los gingen die Arbeiten im Herbst 2013 an der Marienkapelle. Dort mussten zwar einige Trauf- und Knotenpunkte oder Aufschieblinge zusätzlich erneuert werden, im Wesentlichen entsprachen die Schäden jedoch der Planung. "Von der Statik her war alles in Ordnung." Neu gedeckt wurden das knapp 200 Quadratmeter große Chorhaus und das 400 Quadratmeter großen Lang haus. Die Dächer der beiden Türme an der Marienkapelle und an der Jakobuskirche waren noch dicht.
Größere Schäden als erwartet Böse Überraschungen gab es dagegen bei der Jakobuskirche mitten in der Stadt: Dort mussten nicht nur 900 Quadratmeter Dachfläche erneuert werden, sondern auch noch Teile der 200 Meter Gesims sowie etliche Balken der Dach-Konstruktion, berichtet Kiesel. Eigentlich sollten die Arbeiten 2014 abgeschlossen werden, vor Weihnachten schafften die Zimmerleute jedoch nur das Hauptdach, danach machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Eine von vielen Besonderheiten bei der denkmalgeschützten Jakobuskirche: Sämtliche Grate sind mit Schieferplatten abgedichtet. Genau dort waren auch die Wasserschäden am größten. Trotzdem bestand das Landesamt für Denkmalpflege darauf, die Grate erneut mit Schiefer einzudecken. Durch Kuperbleche und Bleiabdichtungen wurde nun sichergestellt, dass unter dem Schiefer nichts mehr schief geht: "Da haben wir jetzt für die nächsten Jahrzehnte unsere Ruhe", versichert Kiesel.
Zum Teil mit dem Handhobel haben Zimmerer Marko Fischer und seine Kollegen von der Bad Kissinger Firma "Grund und Kraus" die Gesims-Balken nach altem Vorbild erneuert. "Für manche Profile werden sogar extra die Hobel gefertigt." Bis zu zwei Stunden dauere es, um einen Meter Gesims nach der alten Vorlage aus den Eichenbalken herauszuarbeiten.
Geschichte Für das Jahr 1286 ist der Bau einer Kirche in Kissingen nachgewiesen. Ob diese am Ort der heutigen Marienkapelle oder der Jakobuskirche stand, ist unsicher. In jedem Fall stammt der fünfgeschossige Turm der heutigen Jakobuskirche aus dem 14. Jahrhundert.
Neubauten 1509 gab es in der Innenstadt einen Neubau, der jedoch Mängel aufwies. Das Kirchenschiff der heutigen Jakobuskirche wurde zwischen 1767 und 1775 unter dem Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim gebaut. Als Besonderheit gelten der quadratische Grundriss und die kunstvolle Ausgestaltung.
Wechsel Trotz des Neubaus wurde die Jakobuskirche bald zu klein, deshalb entstand 1884 die Herz-Jesu-Kirche als neue Stadt-Pfarrkirche.
Gottesdienst Trotz Bauarbeiten und zeitweiser Sperrung an Werktagen wurden in den vergangenen Wochen jeden Sonntag um 8.30 Uhr Gottesdienste gefeiert, ab April sind jeden Samstag um 18 Uhr Vorabend-Gottesdienste geplant.