Ist Bad Kissingen schmackhaft für die Unesco?

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Experten unterwegs: Nach dem Empfang im Rathaus unternahmen die Teilnehmer der Expert Group einen Rundgang durch die Stadt, wobei ihr besonderes Augenmerk den historischen Kuranlagen galt. Foto: Thomas Ahnert
Experten unterwegs: Nach dem Empfang im Rathaus unternahmen die Teilnehmer der Expert Group einen Rundgang durch die Stadt, wobei ihr besonderes Augenmerk den historischen Kuranlagen galt. Foto: Thomas Ahnert
 

Die Expert Group des Weltkulturerbe-Projektes sah sich in Bad Kissingen um und sammelte Argumente für eine Bewerbung. Die Stadt machte dabei eine gute Figur.

Bei dem Kommandounternehmen "Great Spas of Europe", das die Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe zum Ziel hat und dem neben zehn anderen europäischen Kurstädten auch Bad Kissingen angehört, ist eine weitere Etappe erreicht. Nach der politischen Willenserklärung, die die beteiligten Bürgermeister im Oktober in Karlsbad formuliert haben, hat jetzt die "Expert Group" ihre Arbeit aufgenommen. Das ist ein Gremium von Fachleuten, die sich reihum in den Städten treffen, um sie kennen zu lernen und um vor allem fundierte Gründe zu diskutieren und zu sammeln, die in den Aufnahmeantrag geschrieben werden. Oder anders gesagt: die den Antrag so zwingend plausibel begründen, dass das Unesco-Welterbekomitee gar nicht anders kann, als der Initiative den Titel zuzusprechen. Bis heute Abend hält sich die 20-köpfige Gruppe zu einem gut zweitägigen Arbeitstreffen in Bad Kissingen auf.

Was ist das Besondere?

Die Aufgabe, die sich die Gruppe gestellt hatte, war klar umrissen: "Wo sind in Bad Kissingen die Outstanding Universal Values, die Kernpunkte, die in die Waagschale geworfen werden können?", erläuterte Kulturreferent Peter Weidisch, der für Bad Kissingen das Projekt betreut. "Es ging bisher um die Fragen, wie sich Begriffe wie Kur und Weltbad antragstauglich fassen lassen, oder wie ein Weltbad aufgestellt sein muss, um überhaupt eins zu sein."

Verschiedene Ansätze bündeln

Ein wichtiger Faktor ist die Architektur, aber starke Berücksichtigung finden auch die Infrastruktur, die Internationalität, die Umweltgestaltung (Parks, Spazierwege) und die Urbanität. Weidisch: "Da gibt es bei den elf Partnern natürlich verschiedene Ansätze, die in einen gemeinsamen Weg überführt werden müssen. Da sind wir ein ganzes Stück weitergekommen."

Was die Mitglieder der Expert Group auch schon vor der offiziellen Stadtführung am gestrigen Nachmittag - nachdem Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) die Gäste im Rathaus empfangen hatte - beeindruckt hat, das ist, so Peter Weidisch, "die historische Substanz, die wir hier haben, und die Tatsache, dass die Konzeption des Kurortes in Reinkultur noch ablesbar und vor allem in Gebrauch ist".

In der europäischen Spitze

Das bestätigt auch Lubomir Zeman, der Chairman der Expert Group, gelernter Kunsthistoriker und Experte für Bäderarchitektur, der Bad Kissingen schon von seinem Studium her kennt: "Ich will kein Ranking anstellen, aber Bad Kissingen ist dank seiner enormen Substanz in der Spitzengruppe der europäischen Bäder." Die Stadt sei ein herausragendes Beispiel historischer Bäderarchitektur, wobei man allerdings nicht nur das bauliche Erbe berücksichtigen dürfe, sondern auch das geistige. Die Kissinger seien gut beraten, wenn sie dieses Erbe für die folgenden Generationen bewahren.

Was Zeman als Historiker in Bad Kissingen nicht vermisst, sind Zeugnisse der Bäderarchitektur aus dem 21. Jahrhundert: "Da gibt es tausend andere Orte. Was in Bad Kissingen wichtig ist, ist der architekturhistorische Wert des 19. Jahrhunderts." Und dafür will die Stadt ja auch den Titel Unesco-Weltkulturerbe bekommen.