In Würde die letzten Jahre erleben

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Halt finden in den letzten Lebensjahren. Dafür hat der Gesetzgeber einiges auf den Weg gebracht und das war auch das wesentliche Thema beim Hospiztag in Bad Kissingen. Foto: Angelika Warmuth, dpa
Halt finden in den letzten Lebensjahren. Dafür hat der Gesetzgeber einiges auf den Weg gebracht und das war auch das wesentliche Thema beim Hospiztag in Bad Kissingen. Foto: Angelika Warmuth, dpa
Foto 02: Vorsitzender und Internist Reinhard Höhn dankt seiner Referentin Helga Kühn-Mengel (SPD, MdB), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages
Foto 02: Vorsitzender und Internist Reinhard Höhn dankt seiner Referentin Helga Kühn-Mengel (SPD, MdB), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages
 
Tadashi Makabe
Tadashi Makabe
 

47 Prozent der Deutschen sterben in Krankenhäusern und 30 Prozent in Pflegeein- richtungen. Nur 20 Prozent erleben ihre letzten Stunden zuhause. Das soll sich ändern.

Am Donnerstag hat der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung beschlossen. Nur zwei Tage später war Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel (SPD), Mitglied im Gesundheitsausschuss und Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion für die Belange von Patienten und Pflegebedürftigen, in Bad Kissingen. Am Samstag informierte sie auf Einladung des Bad Kissinger Hospizvereins Vereinsmitglieder und Führungskräfte aus Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern des Landkreises über die gesetzlichen Neuerungen bei der professionellen Sterbebegleitung.

Internist Reinhard Höhn, seit fünf Jahren Vorsitzender des seit über 25 Jahren bestehenden und 230 Mitglieder starken Hospizvereins, machte deutlich, dass 47 Prozent der Deutschen in Krankenhäusern und 30 Prozent in Pflegeeinrichtungen sterben. Nur 20 Prozent erleben ihre letzten Stunden zuhause und nur drei Prozent in einem Hospiz. Dieses Verhältnis müsse sich angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft möglichst bald umkehren. Schließlich wolle doch jeder seine letzten Jahre im heimischen Umfeld gut versorgt und in Würde erleben.


Der Staat investiert viel

Helga Kühn-Mengel stimmte Höhn durchaus zu. Sie erläuterte die genau diesem Ziel dienenden gesetzlichen Neuerungen: 200 Millionen Euro sollen demnach die Krankenkassen ab Januar für die palliativmedizinische Versorgung ausgeben dürfen, ein Drittel mehr als bisher. Damit wolle der Gesetzgeber die Hospiz- und Palliativversorgung allgemein stärken - ob zu Hause, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz.

Zugleich sollen Information und Beratung verbessert werden, um bestehende Angebote bekannter zu machen. Eine aktuelle Befragung habe ergeben, so die Politikerin, dass nur die Hälfte aller Deutschen den Begriff der Palliativversorgung kennen, davon aber wiederum fast 80 Prozent nicht wissen, dass diese den daheim versorgten Patienten nichts kostet.


Flächendeckend ausbauen

Mit dem Gesetz soll vor allem der flächendeckende Ausbau der Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen in Deutschland gefördert werden, damit diese in ihren letzten Tagen möglichst im heimischen Umfeld professionell begleitet werden können und weniger Menschen in Krankenhäusern sterben müssen.

Ab Januar werden deshalb ambulante Pflegedienste die Sterbebegleitung von Patienten auch abrechnen können. Ambulante Hospizdienste künftig nicht nur wie bisher ihre Personalkosten, sondern ab Januar auch die Sachkosten geltend machen.


Platz für neue Dienste

Aber nicht nur im ambulanten Bereich, auch stationäre Sterbebegleitung im Krankenhaus soll künftig gefördert werden, wo immerhin fast die Hälfte aller Deutschen stirbt. Neben den bisherigen Palliativstationen sollen deshalb zusätzliche Palliativdienste zur Begleitung Sterbender eingerichtet werden. Außerdem wird die Palliativversorgung für den Patienten ausdrücklicher Bestandteil der Regelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Hospizvereinsvorsitzender Reinhard Höhn anerkannte die Verbesserungen durch das neue Gesetz, sah aber dennoch noch Lücken, zumal die Finanzierung noch nicht in allen Punkten geklärt sei. Das von der Bundestagsabgeordneten formulierte "Bemühen um eine Verbesserung der Palliativversorgung", bleibe eben doch nur ein Bemühen. Höhn: "Man darf nicht alles auf die Ehrenamtlichen abwälzen."


Ernährung: Reichlich Flüssigkeit

Im zweiten Teil des Bad Kissinger Hospiztages informierte Tadashi Makabe, Chefarzt der Geriatrie am Bad Kissinger Helios St. Elisabeth-Krankenhaus, über die richtige Ernährung im Alter. Dazu gehören bis zu 60 Prozent Kohlehydrate, höchstens 30 Prozent Fett und zehn Prozent Eiweiß sowie reichlich Flüssigkeit, Mineralstoffe, nur mäßig Zucker und Salz. Dabei sollten Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte - Obst, Gemüse und Vollkornprodukte - bevorzugt werden.

Eine häufige Mangelernährung bei Senioren sei auf Appetitlosigkeit, Kau- und Schluckstörungen zurückzuführen, so der Chefarzt. Appetitliches Anrichten auch von pürierter Kost sei da hilfreich. Doch bei fortgeschrittener Demenz und bei Krankheiten im Endstadium sollten Pfleger das Thema Nahrung und Flüssigkeit aber keinesfalls überstrapazieren: "Demenzkranke verhungern und verdursten nicht."