Langeweile kennt Hermann Ziegler nicht. Der 70-Jährige schraubt für sein Leben gern an alten Traktoren herum. Dabei ist Ziegler durchaus wählerisch. Auf Traktoren der Marke LANZ hat er es besonders abgesehen. Sein "neuestes" Modell ist über den Ozean zu ihm gekommen. In Einzelteilen.
Eckartsroth ist ein kleiner Weiler in der Nähe von Oberbach am Fuße des Kleinen Auersbergs gelegen. Hier liegt auch gleich als erstes Gebäude auf der rechten Seite der Hof der Familie Ziegler. Am Hang geht es zunächst zwischen Wohnhaus und Nebengebäuden hindurch, wenn man hinauf zum Altenberg mit seiner kleinen Kapelle wandern will.
Und da steht es auch schon an einer Wand: "LANZ-BULLDOG-Hof".
Zur Zeit sind Garagen- und Scheunentore noch geschlossen . Aber dahinter dreht sich vieles um historische Landmaschinen - vor allem der Marke LANZ. Hermann Ziegler, der erst im Februar seinen 70. Geburtstag feierte, steht gewissermaßen in den Startlöchern, endlich an einem besonderen historischen Modell weiterarbeiten zu können.
Der alten Landtechnik gilt schon sein ganzes Leben lang Zieglers ganze Leidenschaft. "Und wer rastet, der rostet", meint er dazu. "Jeder Mensch muss irgendein Hobby haben, vor allem im Alter". Und stolz zeigt er ein eisernes Ungetüm - für den Laien nur ein Uralt-Traktor, der nicht mehr funktionsfähig erscheint. Auf den zweiten Blick fallen dann einige bereits erneuerte Teile auf. Hermann Ziegler aber kann sich dafür restlos begeistern.
Aus Australien eingeschifft Dieses neue Projekt hat eine ganz besondere Geschichte. Es ist ein Original LANZ-BULLDOG, Baujahr 1938. "Der hat ein Eigengewicht von vier Tonnen und war in Australien im Wüstenklima eingesetzt", erklärt Ziegler. Das Ungetüm ist aus massivem Eisen hergestellt.
"Hier in unserem Klima wäre der schon längst vollkommen verrostet". Vor vier Jahren wurde der alte Traktor wieder in sein "Heimatland" zurückgeholt - als Schrott, in lauter Einzelteilen in Containern. " Als Bulldogfreund hat man weit verzweigte Verbindungen und bekommt viele Informationen." Mehr verrät Ziegler nicht.
Jedenfalls ist aus den einzelnen Schrottteilen seither schon wieder das beeindruckende Monstrum geworden, als das es sicher seinerzeit auch jeden
Bulldogfreund begeistert hat. Rund um das Gefährt, das in der Originalfassung mit Eisenrädern ausgestattet war, liegen Einzel- und Ersatzteile ausgebreitet. "Derzeit ist es einfach zu kalt, um hier weiter zu arbeiten, sagt Ziegler. "Ich freue mich schon darauf, wenn es weiter geht. Und wenn alles gut geht, haben wir ihn bis zum Sommer betriebsfähig gemacht"
Wir - das sind Ziegler selbst und sein jüngerer Sohn Ralf.
Die Leidenschaft für alte Landtechnik ging vom Vater auf den Sohn über. "Mein Sohn sagt, das braucht er einfach als Ausgleich zu seinem Beruf." Im Übrigen ist jedes männliche Familienmitglied in der Familie Ziegler von diesem Virus angesteckt. "Aber eigentlich hat jeder eine andere Marke", meint Hermann Ziegler.
Diese Begeisterung für alte Landmaschinen und die Freude am Schrauben, Tüfteln, Wieder-Herstellen und scheinbar Untaugliches wieder
einsatzbereit zu machen, wurde ihm von seinem Vater vermittelt, erzählt Ziegler. Als kleiner Bub erlebte er, wie sein Vater mit dem Einsatz kleiner Geldmittel und viel gebrauchtem Material und technischen Kenntnissen den ersten funktionsfähigen Traktor zusammenbaute.
Der Neue verschafft sich Respekt "Das war nämlich so: Mein Vater hat hier in Eckartsroth eingeheiratet.
Damals wurde ja alles noch mit Ochsen- oder Kuhgespannen bewirtschaftet", blickt Ziegler weit zurück. Damals konnten sich Kleinbauern keine Traktoren leisten. "Also fing mein Vater an zu tüfteln und baute sich aus vielen Einzelteilen einen zusammen. Da haben die Leute damals schon gestaunt", erinnert sich Ziegler. Und als kleiner Bub war er natürlich immer mit dabei.
Die Lust an historischen Landmaschinen - in seinem Fall der Marke LANZ - hat Ziegler seither nie mehr verlassen. Er ist Gründungsmitglied bei den Bulldogfreunden Vordere Rhön, Obererthal. "Den Hermann" sah man viele Jahre auf restaurierten LANZ-Bulldogs bei historischen Festzügen oder Feiern im ganzen Landkreis. "Ja und dann habe ich eine Zeitlang mit einem Team auch Dresch-Vorführungen mit einer alten Dreschmaschine gemacht. Aber das zieht heute nicht mehr.
Wer es einmal gesehen hat, geht da halt nimmer hin", bedauert er. Und der Aufwand sei da sowieso sehr hoch, fügt er hinzu.
Seine Frau Renate stehe da voll hinter ihm. In der schönen Jahreszeit würden mit einem seiner historischen Traktoren auch Ausflüge in die Rhön unternommen, mit Frau oder Enkel an Bord. "Ich habe da nämlich eine spezielle Genehmigung", sagt er verschmitzt.