Helmut Schleich begeistert mit geschliffener Bosheit

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Helmut Schleich in voller Aktion. Foto: Björn Hein
Helmut Schleich in voller Aktion.  Foto: Björn Hein

Der Kabarettist Helmut Schleich nahm in Bad Bocklet selbstgerechte Politiker und Spießbürger ins Visier. Das Publikum war begeistert von den geschliffenen Bosheiten.

Spitz waren die Pfeile, die Helmut Schleich mit seinem Soloprogramm "Nicht mit mir" im Kursaal Bad gegen selbstzufriedene Politiker und die ach-so-korrekten Spießbürger abschoss. Das Publikum war begeistert und hatte auch allen Grund dazu: Schleich schaffte es wieder einmal, zu begeistern. Doch was heißt schon Schleich. Letztendlich war es nicht nicht allein er, der faszinierte, sondern seine Protagonisten die er perfekt imitierte - allen voran ein Franz Josef Strauß.

Gleichwohl zeigte sich der Kabarettist zu Beginn mit der Lage vertraut und träufelte satirisches Gift in die Adern der politischen Elite. Der Besuch Obamas in Berlin hatte für ihn ob der verwendeten Glasscheiben die Anmut eines Politikerterrariums. Die extra für den Anlass engagierten hochrangigen Claqueure konnten sich hierbei wegen ihrer durch die Hitze ausgedörrten Kehlen gleich einen Vorgeschmack auf die Verhältnisse in Guantanamo holen, meinte er.

Wohldosiert und hintergründig

Weiter ging es im humoristischen Galopp zum Thema "Terrorismus". Dafür schlüpfte er in die Rolle des SS-Rottenführers Adi, für den Bin-Laden der lahme Abklatsch eines Terroristen war. Genial die Idee, den BND zu verbieten, was den Zusammenbruch der NPD bedeute. Schleich erwies sich als Silbendrechsler, der es verstand, seine Äußerungen wohldosiert und hintergründig zu formulieren.

In rascher Folge schlüpfte er in verschiedene Rollen. Natürlich durfte der grantelnde Franz Josef Strauß nicht fehlen. Auch den Eremiten-Ossi, der die Einsamkeit liebt, und Heinrich von Horchen, einen Adeligen aus den 20er Jahren im vorigen Jahrhundert, der den viel zu früh gestorbenen Jopi Heesters unter seine Fittiche genommen hatte, wusste er perfekt zu imitieren.

Polit-Irokesen und Schnepfen

Sein Gift verspritzte er aber auch auf Zeitgenossen. Als von Horchen nahm er Politiker aufs Korn, wie Guttenberg (nicht den Drucker, sondern den Kopierer) - das Publikum raste. Er bekam ebenso Schelte wie Finanzminiser Markus Söder. Als Franz Josef Strauß ätzte Schleich gegen diesen "buttermilchgesäugten Polit-Irokesen aus Mittelfranken". Die FDP, diese "neoliberale Boygroup mit vietnamesischem Frontboy" entging seiner scharfen Beobachtungsgabe ebenso wenig wie eine "fast russische Zonenwachtel im Kanzleramt."

Groll hegt Schleichs Alter Ego Strauß gegen Christine Haderthauer, diese "fehlgeleitete Donauschnepfe", die es gewagt habe, den großen Führer Bayerns nicht als Vorbild zu nennen. "Das wäre so, wie wenn ein Priester sagt, dass er mit Gott nicht kann." Schleich alias Strauß gestand zu: "Irren ist menschlich, aber immer irren ist sozialdemokratisch."

Rasch gingen die Figurenwechsel über die Bühne - kaum in der Rolle des ehemaligen Landesvaters schlüpfte Schleich in die des Wahrsagers, der nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit schaut und damit im Gegensatz zu seinen Zunftgenossen immer die Wahrheit sagt.

Zu BR-Alpha verdammt

Auch die "kleineren" Schwächen des Otto-Normalverbrauchers wusste Schleich gekonnt aufs Korn zu nehmen. So wie den Zeitgenossen, der beim Hausputz versehentlich sein Bier über den Receiver schüttet und fortan dazu verdammt ist, den ganzen Tag BR-Alpha mit seinen Kumpels zu schauen.

Hintergründig war das Zwiegespräch zwischen Franz Josef Strauß und Papst Benedikt XVI., das tief blicken ließ. Man merkte, das Schleich ein großer Beobachter ist. Spannend und abwechslungsreich blieb es bis zum Schluss. Auch als Schleich in eigener Person seine DVD anbot, merkte man den Schalk, der den Besuchern Lachtränen in die Augen zauberte.

Tosend und verdient war der Applaus am Ende der Aufführung, die zeigte, dass Schleich ein satirischer Scharfschütze des geschliffenen Wortes ist, der mit seinem Kabarettprogramm begeistert und zu fesseln weiß.