Mit Hilfe von Spendengeldern konnte für die Klosterkirche am Kreuzberg eine Statue der Heiligen Elisabeth angefertigt werden. Am Festtag der Heiligen Elisabeth wurde sie im Rahmen des Festgottesdienstes von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand gesegnet.
Die Heilige Elisabeth ist die Schutzpatronin der neuen deutschen Franziskanerprovinz. Für Pater Martin, den Guardian des Klosters Kreuzberg, ist der Heilige Berg der Franken der genau passende Ort für eine Elisabeth-Statue, in der Mitte gelegen zwischen Würzburg und der Wartburg, die bei schönem Wetter schon fast in Sichtweite ist. Aber nicht nur die räumliche Nähe verbinde den Kreuzberg mit der Heiligen Elisabeth sondern vielmehr deren aktuelle Botschaft, die in die heutige Zeit hineinreiche.
Auch Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand beleuchte die Bedeutung der Heiligen Elisabeth von Thüringen für die Menschen von heute. Wenn die Bildzeitung das Leben der Heiligen Elisabeth zusammenfassen müsste, täte sie es vermutlich unter der Schlagzeile "Karriere nach unten - von der Königstochter zur Krankenschwester." Als Außenwahrnehmung wäre das nicht einmal falsch, aber ihr inneres Lebensgeheimnis wäre damit in
keiner Weise erfasst, machte der Generalvikar aufmerksam.
Was macht diese Frau aus dem 13. Jahrhundert auch heute noch so faszinierend, die mit 14 Jahren verheiratet wurde, mit 19 Jahren Witwe war und mit 24 Jahren verstarb? Was beeindruckte ihre Zeitgenossen so, dass sie sofort nach ihrem frühen Tod als Heilige verehrt wurde und dass man heute noch das Gefühl habe, von ihrer Person gehe ein helles Licht aus?
Diesen Fragen ging der Generalvikar in seiner Predigt nach. Die richtige Perspektive für ein Blick auf das Leben Elisabeths sei allerdings nicht Bewunderung aus der zeitlichen Distanz, sondern der Betrachter müsse ihr innerlich nahe kommen, um ermessen zu können, was sie den Menschen heute mitgeben könne.
Elisabeth war von Gott berührt Mit vier Jahren kam Elisabeth aus ihrer Heimat Ungarn auf die Wartburg nach Eisenach, weil sie im Zuge der damals unter
Fürstenhäusern üblichen Heiratspolitik mit dem Sohn des Landgrafen von Thüringen verlobt worden war. Sicher wurde sie konsequent religiös erzogen, es werde von Zeitzeugen übereinstimmen berichtet, dass das Beten ein fester Bestandteil in Elisabeths Leben gewesen sei und zwar in allen Lebenssituationen, in guten wie in schweren Zeiten. "Es wäre verfehlt, dieses intensive Gebetsleben lediglich als Ergebnis einer konsequenten Erziehung oder als Resultat einer religiösen Selbstdisziplin zu sehen", erläuterte Dr. Karl Hillenbrand. Elisabeth war von Gott berührt. "Ihr Aufbruch in die Fremde wurde zu einem Weg in die Nähe von Gott. Und damit kann sie uns auch heute noch Vorbild sein." Neue Entwicklungen, ungewohnte Situationen fordern heraus, stellen Vertrautes in Frage.
Solche Herausforderungen im eigenen Leben können auch ein Weg zur vertieften Gottesbegegnung sein.
"Wenn ich mich in allen Veränderungen des Lebens in ihm festmache und darauf vertraue, dass er mein Leben trägt und in allen Wechselfällen begleitet. Menschen wie Elisabeth machen Mut dazu. So gesehen, ist sie eine sehr aktuelle Heilige." Die intensive Gottesbeziehung war für Elisabeth aber kein Selbstzweck zum Eigengebrauch. Ihr Weg führt sie zum Dienst an den Menschen. Dabei sei sie keinesfalls eine Art mittelalterliche Sozialreformerin gewesen, ihr ging es nicht in erster Linie darum, Strukturen zu ändern. "Ihr Ziel war die Beziehung zu Jesus Christus, den sie in den Armen und Kranken wiederfand. Sie praktizierte Nächstenliebe: keine Almosen, sondern den Armen wahrnehmen, sie als von Jesus geliebte Menschen ernst nehmen und ihnen durch konkrete Hilfe Liebe und Gerechtigkeit zukommen lassen."
So war Elisabeth auch hier konsequent, sie aß an der Tafel im Schloss nur solche Speisen, von denen sie sicher sein konnte, dass ihre
Herkunft rechtmäßig war und nicht aus vom einfachen Volk erpressten Abgaben stammte. Solch ein Verhalten könne die Menschen heute neu nachdenklich stimmen. "Sind in meinem Leben Gottes- und Nächstenliebe im Gleichgewicht? Elisabeth stellt auch uns Fragen, ja sie stellt uns in Frage."
Künstlerischer Kommentar zu einer zentralen Botschaft
Die Segnung der neuen Statue nahm der Generalvikar vor und erläuterte kurz die Darstellung. Bei der Gestaltung der Figur ließ sich der Künstler Günther Metz aus Langenleiten vom bekannten Lied "Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht" inspirieren. Die Heilige ist dargestellt mit offenen Augen, wie sie in den Händen Brot hält, aus dem Rosen wachsen.
"Ja unser eigenes Leben kommt nur zum Blühen, wenn wir wie Elisabeth fremde Not wahrnehmen und sie tatkräftig angehen."
Auf den Generalvikar wirke dieses Kunstwerk deshalb wie ein künstlerischer Kommentar zu einer der zentralen Botschaften des Zweiten Vatikanischen Konzil, das vor 50 Jahren begonnen hat: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi."