Die Gebietsverkehrswacht hat drei Monate lang die Geschwindigkeit in der Kissinger Straße gemessen. Die Ergebnisse zeigen einige typische Auffälligkeiten.
Ein Kompliment haben sich die allermeisten Autofahrer verdient. Das findet Karlheinz Franz, Vorsitzender der Gebietsverkehrswacht Hammelburg, nach der Auswertung einer Langzeitmessung in der Kissinger Straße. Der überwiegende Teil der Verkehrsteilnehmer hält die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometer ein. Doch es gibt auch markante Ausreißer.
Mit Tempo 101 düste ein Autofahrer aus der Stadt heraus, wie aus dem Datensatz herauszulesen ist. "Das war der absolute Spitzenwert, den wir erfasst haben", sagt Hubert Koch. Der Polizist und Geschäftsführer der Gebietsverkehrswacht Hammelburg macht mit Hilfe einer Bußgeldtabelle deutlich, welche Konsequenzen eine so hohe Überschreitung hat: zwei Punkte in Flensburg, drei Monate Fahrverbot und 480 Euro Geldbuße.
Der Betrag kann sich dabei schnell verdoppeln, da solch hohe Verstöße automatisch auf Vorsatz schließen lassen.
Stoßzeit zum Schulschluß Der Raser hatte allerdings Glück. Die Messanlage registrierte nur die Geschwindigkeit sowie Uhrzeit und Datum, damit der Wert in die Datensammlung eingeht. Insgesamt erfasste das Gerät von Mitte September bis Ende Dezember 210 000 einzelne Tempoangaben. Es stand in dem Zeitraum stadtauswärts in der Kissinger Straße vor der Einmündung der Von-der-Tann-Straße, wegen des Schülerverkehrs einer der sensibelsten Bereiche in der Stadt.
"An den Schulen herrscht immer ein Gewusel", beschreibt Koch die dortige Situation. Das belegt auch die Auswertung: Um 7.55 Uhr erreicht das Verkehrsaufkommen regelmäßig eine Spitze.
Das statistische Bild wiederholt sich gegen 13 Uhr.
Die Autofahrer passen ihre Geschwindigkeit diesen Stoßzeiten an. Später am Tag neigen einige dann aber doch dazu, das Gaspedal stärker durchzudrücken. So finden sich in den Datensätze auch Werte im 70er und 80er Bereich. In den Abendstunden, insbesondere nach 20 Uhr, und nachts finden sich die Ausreißer. Für Franz Grund genug, an die kommunale Verkehrsüberwachung zu appellieren, Kontrollen auch außerhalb der üblichen Zeiten anzusetzen.
Die Langzeitprüfung in der Kissinger Straße war der erste große Einsatz für die neue Messanlage der Gebietsverkehrswacht. Der Verein hat das Gerät vor etwa einem Jahr mit finanzieller Unterstützung der Stadt angeschafft.
Der vormalige Vorsitzende Johannes Deinlein setzte sich dafür ein.
Nach der Winterpause soll die Anlage jeweils für mindestens vier Wochen an weiteren stark frequentierten Abschnitten aufgestellt werden. Wie Franz betont ist dabei auch an die Stadtteile gedacht.
Überprüfung in der Kobelstraße Zunächst kommt wohl die Kobelstraße in Hammelburg an die Reihe. Dort gibt es Beschwerden von Einwohnern, begründet Koch. Die Aussagen können mit dem Gerät nun überprüft werden. Auch wäre es interessant, das Verkehrsaufkommen in der Rote-Kreuz-Straße zu erfassen. Koch fallen noch viele weitere Abschnitte ein, wo sich eine Messung lohnen würde.
Er nennt die Strecke von Diebach Richtung Wartmannsroth als Beispiel.
Der bisherige Geschwindigkeitsmesser der Gebietsverkehrswacht, eine reine Anzeigetafel ohne Datenspeicherung, bleibt trotz der neuen Anlage im Einsatz. Denn es kann schon helfen, wenn die Autofahrer vor Augen geführt bekommen, wie schnell sie unterwegs sind: Viele der gesammelten Datensätze zeigen eine Abbremsung an der LED-Tafel in der Kissinger Straße.