Hammelburg
Konzert

Volker Heißmann in Hammelburg: Lieder vom Lachen Gottes

Komödiant Volker Heißmann bekennt sich in der Stadtpfarrkirche zum Christentum. Seine Fröhlichkeit steckt an, seine Glaubwürdigkeit überzeugt.
Der Introitus des Volker Heißmann in der Stadtpfarrkirche. Fotos: Werner Vogel
Der Introitus des Volker Heißmann in der Stadtpfarrkirche. Fotos: Werner Vogel
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Über dem Altar in St. Johannes der Täufer hängt augenfällig eine große Madonna im Rosenkranz. Ein wenig skeptisch scheint sie auf das zu blicken, was da in der Kirche gerade vor sich geht. Volker Heißmann, das ist doch der vom Fasching. Was will ein Komödiant in der Kirche? Und Introitus heißt Einzug in die Kirche, das Wort hat ein Narr wie er gar nicht zu verwenden. Ähnliches hat Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher von seinen Gläubigen zu hören bekommen, wie er am Ende des Konzerts bestätigt. Und da wagt der Heißmann doch tatsächlich, singend durch den Mittelgang in die abgedunkelte Kirche auf den Altar einzuziehen.

Introitus Interruptus - Lieder, Lachen, Lobgesang heißt das Programm, das der wohl vielseitigste Entertainer Frankens seit einem Jahr, sooft es sein Terminkalender zulässt, in den Kirchen Deutschlands präsentiert. Der Fürther - aufgewachsen im Kirchenschatten von St. Paul, im Kirchenvorstand ist er noch heute - ist Komödiant, Verwandlungskünstler, Sänger und Christ! Letzteres könnte schon ausreichender Grund für die Einladung zu den Kirchenmusiktagen sein. Ist es aber nicht allein. Glauben ist das eine, sich bekennen ein Stück weit mehr. Heißmann nutzt seine Popularität, hilft Kirchtüren denen zu öffnen, die sonst daran vorbeigehen. So auch in Hammelburg. Wann war die Kirche zuletzt fast bis auf den letzten Platz besetzt? Zumindest das müsste der Madonna doch gefallen haben.

"Kumbaya my Lord" hallt es voluminös raumfüllend durch das Kirchenschiff. Erste Überraschung: Was hat der für eine tolle Stimme? Dann ungläubiges Staunen: Dinnerjacket, Fliege, elegante Erscheinung. Angemessen und keine Spur von Klamauk. Und das wird es auch nicht. Fast hundert Minuten nicht. Der Komödiant ist ein ernsthafter Mensch mit einer Botschaft. Er will sein Publikum mitnehmen in "mein Leben, denn ohne die Kirche wäre ich nicht geworden, was ich bin". Und so lässt er unverstellt in seine Seele blicken, erzählt, dass er schon mit sechs Jahren im Krippenspiel in der Kirche die Maria gesungen hat und da ist es dann nicht weit zu "Mariechen" in Veitshöchheim. Schon wird in der Kirche gelacht und die Mundwinkel bleiben nie lange unten.

Seine Lebensabschnitte erklärt er in Liedern. Mit "Drei Könige wandern" verbindet der Bub Epiphanias. Er singt es mit großem Ernst, in den mittleren Lagen ist seine Stimme ausgesprochen wohlklingend. Ausgebildet hätte er sicher auch eine Karriere als Bassbariton starten können.

Fassnacht in Franken begleitet ihn auch bei seiner Tour. Die Pavel Sandorf Combo ist dabei. Pavel, das ist der "Herr des Tusches" bei der Sitzung in den Mainfrankensälen, der Dirigent mit dem lustigen Schnauzer, rotem Zylinder und Glitzersakko. Wie Heißmann seinen Freund beschreibt, das ist einfach nett und so witzig, wie seine immer wieder eingeflochtenen kleinen Begegnungen. Mit dem Wirt in Hammelburg, der selten geöffnet hat, mit Seitenhieb auf den kleinen Ortsteil Ochsenthal und die vielen Boxbeutel, die er einst als Kellner Harald Juhnke bringen musste "aus Frankens ältester Weinstadt" natürlich. Oder die Geschichte von Pfennig und Mark, die in den Himmel durften, während die 10 und 20 Mark-Scheine draußen bleiben mussten, weil Petrus sie nicht kannte, da sie nie im Klingelbeutel auftauchten.

Heißmann erzählt von seinen Theatererfahrungen als Teenager zusammen mit Martin Rassau, als sie im "Berolzheimerianum", der heutigen Comödie Fürth, Sketche von "Otto" (Waalkes) und "Emil" (Steinberger) gespielt und dabei ihr Talent entdeckt haben. Mühelos findet er den Weg zurück in sein Bekenntnis zum Christsein, wenn er auf Tournee immer auch in den Gotteshäusern verweilt. Man glaubt ihm, wenn er sagt: "Die Kirche macht was mit einem".

Er singt Lieder mit Texten, die ihm wichtig sind: Mit "When I fall in love" beschreibt er seine erste Liebe, die er auf den Kirchturm von St. Paul geführt hat, sie aber leider in die falsche Richtung, nämlich zur verbotenen Stadt, nach Nürnberg geschaut hat. Wer bei dem Schmusesong die Augen geschlossen hatte, wähnte sich in Zeiten eines Bruce Low versetzt, so klangmächtig groovend schwebte das über die Kirchenbänke. Beim Gospel-Medley klatscht, bei "Von guten Mächten wunderbar geborgen" singt die ganz Kirche mit. Nach "Ol Man River", "My Way", stehendem Beifall und dem irischen Segen von Stadtpfarrer Eschenbacher, glaubt man auf den Gesichtszügen der Madonna im Strahlenkranz ein leises Lächeln zu erkennen.