Das Seminar des Bundes Deutscher Zupfmusiker empfinden die Teilnehmer schon fast wie ein Familientreffen. Die Veranstalter sorgen nicht nur für musikalisches Know-How, sondern auch für Physiotherapie und Tai-Chi.
Die Musikakademie hat ihre Tore für das 44. Internationale Schweinfurter Seminar für Mandoline, Gitarre und Kammermusik unter der Obhut des Bundes Deutscher Zupfmusiker (BDZ) geöffnet. Das Eröffnungskonzert gab es im Großen Saal. Ein weiteres Konzert gibt es dort heute, am 11. August, um 20 Uhr mit Dozent Gerhard Reichenbach. Das Abschlusskonzert der Teilnehmer ist für Samstag, 15. August, um 19.30 Uhr ebenfalls im Großen Saal vorgesehen.
Im Grunde sei es wie ein jährliches Familientreffen auf musikalischem Niveau, lassen die bundesweit angereisten Teilnehmer durchblicken. Einige kamen auch aus Österreich und der Schweiz. Man kenne sich über viele Jahre hinweg und freue sich auf diesen Termin. Auf deutlich mehr als die Hälfte der Seminarteilnehmer treffe diese Treue zu. "Allerdings sind es heuer weniger Teilnehmer als im Vorjahr", bedauerte Dozentin Bianca Brand, die jetzt das Eröffnungskonzert moderierte. Ein fester Stamm von Dozenten, den es seit Jahren gibt, erhält durch wechselnde Gastdozenten stets frischen Wind. Insgesamt sind es heuer sieben Dozenten.
Eigene Kompositionen Wie vielseitig die Gitarre zum Einsatz kommen kann, davon überzeugte Dozent Malte Vief mit seinen Solovortägen im ersten Teil des Eröffnungskonzerts. Nicht nur, dass er seinen sechs Saiten mit perfekter Spieltechnik die Klänge entlockte, wie zum Beispiel bei John Dowlands (1563 bis 1626) Prelude, vielmehr beeindruckte der 36-Jährige durch eine Reihe zeitnaher eigener Kompositionen. Dabei zeigte Vief, dass die Barriere zwischen klassisch-konzertanten Musikrichtungen und rockigen Elementen, angereichert durch folkloristische Klänge, bei seiner "Heavy-Classik" durchaus fallen kann. Der mehrfach ausgezeichnete Preisträger Vief studierte in Bremen, Hamburg und Dresden.
Die russische Musikseele schimmerte bei den Vorträgen von Valerij Kisseljow (Mandoline) und Iwan Urwalow (Klavierbegleitung) im zweiten Teil des Eröffnungskonzerts durch. Was dieser virtuose Musiker Kisseljow mit den acht Saiten seiner Mandoline anstellte, ging teilweise an die Grenzen der physikalischen Spielbarkeit bezüglich der hohen und allerhöchsten Töne. Kompositionen von Raffaele Calace (1863 bis 1934), Pablo de Sarasate (1844 bis 1908) und Carlo Munier (1859 bis 1911) lagen auf dem Notenpult. Kisseljow studierte in Moskau und Wuppertal, Urwalow in St. Petersburg. Des Künstlers Lohn ist der Applaus. Mit dem wurde auch bei Viefs Vorträgen nicht gespart.
Unterricht seit 30 Jahren Dozent Micheal Tröster gibt seit knapp 30 Jahren an der Musikakademie Unterricht für diese Seminare. "Mein Lehrer Gerhard Vogt hatte vor 44 Jahren das Seminar in Schweinfurt gegründet, weil es damals noch keine Musikakademie in Hammelburg gab", sagt er im Gespräch mit der Zeitung. "Neu ist heuer, dass wir einen Physiotherapeuten für die Massage dabei haben", sagt Bianca Brand und weist auf Daniel Wolf aus Hammelburg hin. Neu seien auch der vorgenannte Dozent Vief und ein Dirigent namens Steffen Trekel, der einen Dirigierkurs erteile. Seit 20 Jahren gebe es den ergänzenden Unterricht der Bewegungslehre "Tai-Chi" in den Zupfer-Seminaren, ergänzt Tröster.