Sicherheits- und Rettungskräfte üben am VN-Ausbildungszentrum

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Ein Mädchen kauert in einer Gebäudeecke. Kosmetische Tricks lassen die Wunde echt aussehen.Foto: Arkadius Guzy
Ein Mädchen kauert in einer Gebäudeecke. Kosmetische Tricks lassen die Wunde echt aussehen.Foto: Arkadius Guzy

Aus dem Ruder laufende Demonstrationen, Amoktäter, Terroranschläge - die Bedrohungslage kann heutzutage sehr Vielfältig sein. Eine spezielle Tagung bereitet militärische und zivile Sicherheits- und Rettungskräfte darauf vor.

Aus jeder Ecke des Gebäudes dringen Schmerzensschreie und Hilferufe auf die Sicherheitskräfte ein. Es dauert eine Weile, bis sie sich einen Überblick über die Zahl und Schwere der Verletzten verschafft haben. Bis die Sanitäter eintreffen, müssen die Soldaten und Polizisten die Opfer der Explosion selbst behandeln.

Einer der Sicherheitskräfte bringt Struktur in das Chaos: "Die Schwerverletzten werden hier behandelt, alle, die noch gehen können, kommen da rüber. Der Durchgang zur Tür muss frei bleiben." Als wenige Minuten später die Sanitäter mit den Tragen anrücken, ist alles vorbei.

Es war alles nur eine Übung, eine ganz spezielle: Militärische und zivile Sicherheits- und Rettungskräfte bereiteten sich gemeinsam auf einen Ernstfall vor. Sie spielten einen Anschlag durch, der eine Masse an Verletzten verursacht. Das Szenario ist der Höhepunkt eines mehrtägigen Trema-Lehrgangs beim VN-Ausbildungszentrum in Hammelburg.

Nicht alltägliche Verletzungen
Der Verein Trema (Tactical Rescue and Emergency Medicine Association) beschäftigt sich mit Notfallmedizin und Rettung unter extremen Rahmenbedingungen. Dazu gehören nicht nur Kampfsituationen, in die Soldaten typischerweise geraten können. Das kann zum Beispiel auch ein Angriff mit Molotowcocktails auf Einsatzkräfte bei einer eskalierenden Demonstration sein, erklärt Hauptmann Carsten Dombrowski. Der Fachlehrer für taktische Medizin am VN-Ausbildungszentrum, der den Lehrgang mitorganisiert hat, erinnert an den Blockupy-Protest in Frankfurt vor einigen Tagen.

Soldaten und Spezialkräfte der Polizei müssen sich in Ex tremsituationen notfalls selbst um Verwundete kümmern, bis Hilfe kommt. Der Rettungsdienst wiederum wird in solchen Fällen zum Beispiel mit Schussverletzungen konfrontiert, was nicht alltäglich ist. "Es geht um die Versorgung von Verletzen, die nicht zur Normalität gehören", fasst Dombrowski die Ziele des Lehrgangs zusammen.

Der Verein Trema möchte, dass militärische und zivile Organisationen voneinander lernen. Die gesammelten Erfahrungen gehen in Richtlinien und Empfehlungen für das taktisch richtige Vorgehen ein.

So finden sich unter den 118 Teilnehmern des Lehrgangs in Hammelburg nicht nur Soldaten, sondern auch Polizisten der Bundes- und verschiedener Landespolizeien sowie von Sondereinsatzkommandos und Vertreter von Berufsfeuerwehren und Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz und THW. Der Austausch ist wichtig. "Teilweise benutzen die verschiedenen Einsatzkräfte unterschiedliche Begrifflichkeit", sagt Karsten Ladehof, Präsident von Trema.

Zum dritten Mal findet die Tagung am VN-Ausbildungszentrum statt. Das Militär habe die passende Infrastruktur dafür, wie Ladehof erklärt.

Neben der Großübung lernen die Teilnehmer an mehreren Stationen spezielle Rettungssituationen kennen. So demonstrieren Berliner Feuerwehrleute die Handhabung einer Fluchthaube. Mit ihr kann zum Beispiel ein Feuerwehrkamerad gerettet werden, wenn sein Atemgerät versagt. An einer anderen Station stellt ein Polizist ein Schema vor, nach dem eine unübersichtliche Lage geordnet werden kann. Das Schema hilft zunächst die Verletzten auszumachen, die sofort versorgt werden müssen.