Schimmel befällt Orgeln

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Kirchenpflegerin Bettina Scherpf vor der Orgel in St. Peter und Paul. Foto: Arkadius Guzy
Kirchenpflegerin Bettina Scherpf vor der Orgel in St. Peter und Paul. Foto: Arkadius Guzy
Schimmel an Holzpfeifen. Fotos: Wolfram Kuhn
Schimmel an Holzpfeifen. Fotos: Wolfram Kuhn
 
Blick ins Pfeifenwerk.
Blick ins Pfeifenwerk.
 

Orgelbauer haben mit einem neuen Phänomen zu tun: Pilzbeläge befallen in einem Ausmaß wie noch nie Kirchenorgeln. Auch im Landkreis Bad Kissingen tritt das Problem auf.

Die Orgel in der Kirche St. Peter und Paul klingt wie neu. "Es ist als wäre sie gerade eingeweiht", meint Wolfram Kuhn. Der Fachmann der Firma Krieger Orgelbau aus Retzbach hat das Instrument in den vergangenen Wochen ja auch auseinandergebaut und gründlich restauriert.

Grund für diesen Aufwand war Schimmelbefall. "In der ganzen Diözese tritt das seit etwa zwei Jahren auf", erklärt Kuhn. Aber auch andernorts berichten Medien seit einiger Zeit von betroffenen Kirchenorgeln. "Der vorhandene starke Schimmelbefall zeigt sich am offensichtlichsten an den Holzpfeifen, Windladenstöcken, Rasterbrettern, Gehäuseinnenseiten und im Spieltischinneren", wie es im Gutachten des Orgelbaumeisters heißt.

Wenn die Pfeifen die Pilzsporen dann in den Raum pusten, können sie die Gesundheit der Kirchgänger und insbesondere des Organisten angreifen. Das Instrument selbst leidet ebenfalls. Die Stoffe, die die Schimmelpilze freisetzen, können zum Beispiel die Lederteile zersetzen, erklärt Kuhn.

Das Wetter ist schuld

Als Ursache für den Schimmelbefall wird manchmal falsches Heizen vermutet. Für Westheim trifft das eher nicht zu. Seit 2008 wartet Kuhn jedes Jahr die Orgel. Erst in diesem Sommer entdeckte er die pelzigen Flecken. Daher stützt sich Kuhn auf die Diagnose eines Instituts für einen vergleichbaren Fall. Demnach sind die abrupten Übergänge zwischen kalter und warmer Jahreszeit schuld, die jüngst zu erleben sind. So fehlt eine Phase für die Akklimatisierung.

Der Orgel-Experte sagt: "Es sind durch die Witterung bedingt auch mehr Schimmelsporen in der Luft." Die lagern sich dann ab, zum Beispiel in staubigen Ecken in der Orgel. "Es ist ein großes Problem, das früher nicht aufgetreten ist", meint Kuhn. Mit einem speziellen Staubsauger, der die Sporen sicher auffängt, musste er die Orgelteile zunächst reinigen. Danach behandelte er alle Holzelemente und befallenen Stellen mit speziellen Mitteln und konservierte das Instrument. Während der Prozedur war die Kirche geschlossen. Die Gottesdienste fanden im Pfarrheim statt.

Für die vergleichsweise kleine katholische Kirchengemeinde in Westheim sind die 9000 Euro, die sie dafür ausgeben musste, keine unbedeutende Summe, wie Kirchenpflegerin Bettina Scherpf bestätigt. Sie hofft, dass neben Zuschüssen der Diözese Würzburg auch Spendengelder die Kosten zu decken helfen. Derweil kämpft Kuhn in der Marienkirche in Bad Brückenau gegen Schimmel an der Orgel. Er wird dort die kommenden Wochen beschäftigt sein, wie er sagt.