Im Schlosshof haben rund 200 Teilnehmer gegen die "Stromautobahn" demonstriert. Sie forderten die Politik auf, die Region und ihre Menschen nicht im Stich zu lassen.
Mit der Demonstration "Die Rhön heizt ein" zeigten die Gegner der Südlink-Stromtrasse Flagge. Parallel zu den Verhandlungen in Berlin riefen rund 200 Protestler aus der Region die Koalitionsparteien zu Augenmaß in der Energiewende und gegen die Zerstörung ihrer Heimat und Umwelt auf.
Ob dieser Ruf ankommt, wurde von den Anwesenden zumindest teilweise bezweifelt. Kein Bundestagsabgeordneter war zugegen, was die Sitzungswoche in der Hauptstadt verhindere, wie Dorothee Bär (CSU) in einem Schreiben bestätigte. Auch bayerische Landespolitiker hielten sich der Veranstaltung fern.
Die Finanzierung einer Fahrt von Ortspolitikern nach Berlin zu Lasten der Gemeindekasse hatte Bürgermeister Karlheinz Kickuth (SPD/ FWG) bereits im Vorfeld strikt abgelehnt.
"Dies ist nicht Sache der Gemeinde, sondern eine private Angelegenheit, bestenfalls eine Partei-Maßnahme", begründet er.
Ob der Schall des Slogans "Wir die Masse gegen die Trasse" - von "Einpeitscher" Christian Klein immer wieder ins Megaphon gerufen - bis in die Bundeshauptstadt dringt, bezweifelt Günther Weiglmeier. "Was juckt die in Berlin Elfershausen", fragt er sich und fügt etwas resigniert hinzu: "Die machen sowieso was sie wollen."
Nur über das Wie entscheiden Bärbel Sauskojus, ehemalige Gemeinderätin, hat noch die Worte des Tennet-Redner in Oberthulba im Ohr, der ihrer Meinung nach gesagt hatte, dass für die Betreiber uninteressant sei, ob das Projekt notwendig ist. Beide Befragten sind sich sicher, dass nicht mehr über das Ob, sondern nur noch über das Wie entschieden wird.
"Die Trasse und A7, nicht alles auf uns schieben", röhrte Klein ins Megaphon bevor Christian Göb aus Bergrheinfeld seine Sichtweise zum Thema darbot. Demnach musste die Gemeinde bereits 25 Hektar für den Ausbau eines Umspannwerks abgeben. "Bei uns stehen schon 150 Strommasten, die nicht abgebaut werden. Wir sollten darüber reden, ob wir den Strom überhaupt brauchen. Denn das, was da kommt, ist mit zwei Gigawatt mehr, als das inzwischen stillgelegte KKW erzeugt hat."
Davor hatte Bürgermeister Kickuth selbst Mitglied der Elfershausener Bürgerinitiative "Gegenstrom", bereits sein "ungutes Gefühl" über die "Stromautobahn" geäußert. Er hofft auf die Aussage von Siegmar Gabriel, der eine Erdverkabelung vorschlug.
Aber selbst dann gelte es noch, die Verteilernetze zu betreiben, die nicht umgerüstet sind.
Stellvertretender Landrat Emil Müller (CSU) hält es für wichtig, "dass die Betroffenen aufstehen. Wir haben es geschafft, den Widerstand auf breiter Basis zu organisieren. Dafür danke ich", rief er den Anwesenden zu. Mit den Grüßen von Landrat Thomas Bold riet er, "nicht nachzulassen bei der Erreichung des Ziels. Wir lassen uns die Rhön nicht kaputt machen und sollten alle Möglichkeiten des rechtlichen Widerstands ausschöpfen".
"Wir sind noch längst nicht am Ende, doch wir wissen nicht, wie es weitergeht", sagte Oberthulbas Bürgermeister, Gotthard Schlereth (CSU/ FWG). Dennoch empfahl er, "sich nicht verdummen zu lassen mit Aussagen, das Unesco-Biosphärenreservat sei kein Argument gegen die Trasse."
Mit der "Widerstandskapelle" Dazu spielte die
"Widerstandskapelle" das Volkslied "Kein schöner Land in dieser Zeit". Auch der Sprecher der Bürgerinitiative Bad Brückenau, Jakob Euba, legte Fakten dar, nach denen der Bürger beim Bau der "Stromautobahn" die Zeche bezahlt - über den Strompreis.
Markus Stockmann, Sprecher der Bürgerinitiative Gegenstrom, formulierte noch einmal die Forderungen der eigenen und der Bürgerbewegung "Rhönlink". "Wir rufen euch nach Berlin zu: Lasst euch nicht von Monopolisten treiben, sondern hört auf eure wirklichen Koalitionspartner, die Bürgerinnen und Bürger. Wir lieben unsere Heimat und sind schon genug gebeutelt. Ihr dürft die Region nicht im Stich lassen."