Der an der Bundesstraße 287 geplante Einkaufsmarkt mit Tankstelle bringt seit Ende Februar viele Langendorfer auf. Das Streitthema lässt sogar die Jugendlichen des Ortes nicht kalt.
Mit einer Freundin joggt Judith Friedrich regelmäßig südlich der Bundesstraße 287 - dort, wo der Einkaufsmarkt mit Tankstelle gebaut werden soll. "Wir haben uns schon gefragt, wie lange wir dort noch laufen können", sagt sie. Auch Antonia Schneider, Sarah Gerlach, Andreas Partsch, Julian Partsch und viele weitere Jugendliche beschäftigt das Gewerbegebiet. Judith findet: "Wir sind alt genug, um unsere eigen Meinung dazu zu äußern."
Nachdem die Pläne in einer Gemeinderatssitzung und Bürgerversammlung öffentlich gemacht worden waren, trafen sich nicht nur die erwachsenen Langendorfer, um über das Gewerbegebiet zu diskutieren. Separat versammelten sich die Jugendlichen. Es waren laut Antonia rund 20 junge Leute im Alter zwischen 17 und zwölf oder 13 Jahren.
Umfrage in Westheim Bei dem Treffen bildeten die Jugendlichen kleinere Gruppen mit unterschiedlichen Aufgaben für die folgenden Wochen. So sammelten sie zum Beispiel Informationen über die geplante Ansiedlung. In Westheim starteten die Jugendlichen eine Umfrage. "Wir wollten wissen, ob sich der Ort durch das dortige Gewerbegebiet verändert hat", berichtet Antonia. In den Osterferien entstanden Protest-Plakate, die seit wenigen Tagen im Ort zu sehen sind.
Eines der größeren Poster hängt an der Eingangstür zur Bäckerei. "Wieso wollt ihr unsere Natur zerstören, unsere Ruhe nehmen, unsere Dorfgemeinschaft aufs Spiel setzen?", heißt es darauf.
Die Jugendlichen befürchten, dass mit dem Gewerbegebiet die Lärmbelastung steigt und ein Stück Natur verloren geht. "Wir haben ja schon jetzt die Bundesstraße", sagt Sarah. Einige aus der Gruppe wohnen in der Siedlung direkt entlang der Bundesstraße und wollen daher keinen zusätzlichen Lärm.
Antonia macht sich auch Gedanken um die Schüler der Langendorfer Mittelschule. Zusätzlicher Verkehr werde das Lernklima belasten. Außerdem führe der "Sponsored Walk" der Schule an der Fläche vorbei, wo die Ansiedlung geplant ist.
Auch wenn sich viele Argumente mit der Kritik der Erwachsenen decken, betonen die Jugendlichen, dass sie aus eigener Motivation aktiv geworden sind. "Die Eltern mussten uns dazu gar nicht antreiben", erklärt Antonia. Sie hat bei der Verwaltung sogar um einen Gesprächstermin mit dem Bürgermeister gebeten, um die Meinung der Jugendlichen vorzutragen. Ihre Anfrage sei aufgrund von Terminschwierigkeiten bisher aber ohne Erfolg geblieben. Einwohner von Langendorfer verweisen stolz auf das Engagement der Jugendgruppe. Für sie ist es nicht nur ein Beweis, dass das ganze Dorf gegen das Gewerbegebiet ist. Es zeige zudem, dass sich Jugendliche für Politik interessieren und nicht nur an Computer und Handy denken.
So wollen die jungen Langendorfer mit einer möglichst großen Gruppe die Gemeinderatssitzung am Montag besuchen.