Kinderbetreuung in der Natur

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In Ramsthal will die Gemeinde einen neuen Kindergarten bauen, jedoch drängt die Zeit und es fehlt noch das passende Grundstück. Für die Übergangszeit könnte ein Waldkindergarten eine Lösung sein. Susanne Neuner stellte den Waldkindergarten Lohr in Ramsthal vor. Foto: Susanne Neuner
In Ramsthal will die Gemeinde einen neuen Kindergarten bauen, jedoch drängt die Zeit und es fehlt noch das passende Grundstück. Für die Übergangszeit  könnte ein Waldkindergarten eine Lösung sein. Susanne Neuner stellte den Waldkindergarten  Lohr in Ramsthal vor. Foto: Susanne Neuner

Der Kindergarten in Ramsthal ist ausgelastet. Ein Waldkindergarten könnte eine Übergangslösung sein, bis der Neubau steht. Bei einer Veranstaltung wurde das Konzept vorgestellt.

Die an die Grenzen stoßende Aufnahmekapazität des Kindergartens in Ramsthal beschäftigt den Gemeinderat seit 2017. Zunächst wurde ein Umbau des bestehenden Gebäudes erwogen, aus Kosten- und Durchführbarkeitsgründen aber wieder verworfen. Der aktuelle Stand ist, dass der Gemeinderat den Neubau eines Kindergartens plant. Das dafür zunächst vorgesehene gemeindeeigene Grundstück, welches in starker Hanglage an das Haus erLebenskunst angrenzt, wird von vielen Gemeinderäten als nicht gut geeignet für eine solche Investition angesehen. Aktuell befindet sich die Gemeinde auf der Suche nach einer Alternativfläche. Egal wie diese Suche ausgeht, die Fertigstellung eines neuen Kindergartens dürfte nicht vor 2022 zu erwarten sein. Dies bedeutet, dass die Gemeinde eine Zwischenlösung suchen muss, um alle Kinder aufnehmen zu können.

Hierfür ist die zeitlich begrenzte Aufstellung eines Containers in Erwägung gezogen worden. Der dritte Bürgermeister Andreas Günder brachte in der letzten Sitzung die Idee eines Waldkindergartens ins Gespräch, der zu einer Entspannung der Belegungssituation führen könnte. Diese Art von Kindergarten stellte er jetzt zusammen mit Dr. Susanne Neuner, der Vorsitzenden des Trägervereins Waldkindergarten Lohr e. V. vor. Im Rahmen der Veranstaltung wollte Günder ermitteln, wer von den Eltern Interesse an einem solchen Projekt hat. Bei ausreichendem Interesse soll im April und Mai ein Konzept mit den Eltern für den Betrieb ausgearbeitet werden. Anschließend würde ein geeignetes Grundstück gesucht und der Verein gegründet.

Die Lohrer Vorsitzende berichtet, dass beim dortigen Kindergarten Pionierarbeit geleistet wurde. Die Planungen begannen 1995 und die Inbetriebnahme erfolgte 1997. In der damaligen Zeit war erheblich mehr Klärungsbedarf und es gab nur wenig Erfahrungen, auf die man zurückgreifen konnte. Nach ihren Angaben "schießen inzwischen Waldkindergärten wie Pilze aus dem Boden" und der Prozess von Realisierung eines solchen Projekts dürfte schneller gehen. Nach dem Beginn mit weniger als zehn Kindern besuchen inzwischen 34 Kinder den Lohrer Waldkindergarten. Die Finanzierung sei durch die staatliche Förderung, die Arbeit der Eltern und Spenden gesichert. Die Kommune muss keinen Zuschuss leisten. In Lohr sind vier Erzieherinnen und drei Kinderpflegekräfte angestellt.

Die erforderliche aktive Mitarbeit der Eltern stellte sie ausdrücklich heraus. Ob bei der Auswahl der richtigen witterungsgerechten Kleidung, dem pünktlichen Bringen und Abholen der Kinder, beim gesunden Frühstück oder beim Erzeugen und liefern von warmen Wasser am Morgen, die Eltern werden deutlich mehr gefordert als in einem konventionellen Kindergarten. Das gilt auch für die Verpflichtung zur Teilnahme an regelmäßig stattfindenden Besprechungen über Programm und Organisation des Waldkindergartens. Die Eltern gestalten den Kindergarten mit.

Dr. Neuner gab auch einen Einblick über die Hygiene im Waldkindergarten. Hierzu gehören ein Kompostklo und eine Pipistelle. Die Hände werden mit dem von den zuständigen Eltern gebrachten Warmwasser gewaschen. Die Kinder sind im Normalfall - unabhängig von der Witterung - den ganzen Tag draußen. Ein Bauwagen oder später eine Hütte mit einem Ofen sorgen für einen Platz zum Aufwärmen. Die Sicherheit und die Gesundheit der Kinder stehen im Vordergrund. Es gibt Belehrungen für die Kinder und die Eltern hinsichtlich Zecken, Fuchsbandwurm und erforderlichen Impfungen. Sie betonte die positiven Erfahrungen hinsichtlich Grob- und Feinmotorik der Kinder. Auch das Körpergefühl und die Sprachkompetenz sowie die Gruppenfähigkeit entwickeln sich sehr positiv. Kinder ab zweieinhalb Jahren können den Lohrer Kindergarten besuchen. Die Vorschularbeit wird dort auch angeboten.

Auf Rückfrage von den Veranstaltungsbesuchern meinte sie, dass es inzwischen auch Waldkindergärten im kommunaler Trägerschaft gebe. Der Kindergarten sei sicher nicht für alle Kinder geeignet und auch bei den Mitarbeitern sind zusätzliche Kompetenzen erforderlich.

In einer ausgelegten Liste konnten sich die Eltern für eine Mitarbeit an der weiteren Planung eintragen.

Für die Gemeinde würde der Waldkindergarten eine Entspannung bei dem erwarteten Bedarf an Kindergartenplätzen in den nächsten Jahren bedeuten bis die Spitze der Geburtenzahlen überschritten ist. Ob allerdings das optimistisch angedachte mögliche Startdatum im September 2020 realistisch ist, kann nur schwer eingeschätzt werden.