Beim nächsten Erzählschoppen der Hammelburger Stadtbibliothek am Mittwoch, 6. September, ist Peter Zoll zu Gast.
Ein echter Hammelburger Lausbub ist zu Gast beim nächsten Erzählschoppen der Hammelburger Stadtbibliothek am Mittwoch, 6. September. Peter Zoll stammt aus dem "Schuh-Zoll" und ist praktisch am Marktplatz aufgewachsen. Seine turbulente Jugendzeit hat ihn stark geprägt.
Von 1936 bis 1953
Davon kann er auch viele Anekdoten erzählen - zum Beispiel als ihn Bürgermeister Clement eigenhändig als Dreijähriger vorm Ertrinken aus dem Brunnen gerettet hat. Oder wie er als Siebenjähriger versucht hat, den Brunnen in die Luft zu sprengen. Das Thema des Abends heißt "Mein Erleben rund um den Hammelburger Marktplatz in den Jahren 1936 - 1953".
1955 ging Zoll bereits aus Hammelburg weg, aber er ist, wie er sagt, "verliebt in Hammelburg" und hat durch seinen Jahrgang 1938 noch eine gute Beziehung zu seiner Heimatstadt. Jetzt wohnt Peter Zoll in Paterzell bei Wessobrunn. Mit im Gepäck hat er einen Film über den Marktplatz und was sich früher alles um ihn herum abgespielt hat.
Gelegenheit zum Gespräch
Moderator Ernst Stross führt das Gespräch mit Peter Zoll bei einem Schoppen Wein und auch die Zuhörer können sich zu Wort melden.
Bei der Veranstaltungsreihe Erlebt & Erzählt der Stadtbibliothek werden in lockerer Runde monatlich unterhaltsame Geschichten von früher erzählt und so Erinnerungen weitergegeben. Der Eintritt zu der Veranstaltungsreihe ist frei. Beginn ist um 19 Uhr.
Die jüdische Vorgeschichte des Schuhhauses Zoll sollte nicht unerwähnt bleiben.
Bernhard und August Stühler waren die jüdischen Vorbesitzer des Hauses am Marktplatz 7. Vor ihnen gehörte es dem jüdischen Goldschmied und Optiker Jean Bergen, der im November 1875 sein Geschäft am Marktplatz 7 eröffnete. Im Juni 1893 verliess Jean Bergen Hammelburg, weil seine Frau gestorben war. Bernhard Stühler zog im Juli 1893 in das Haus und Geschäft ein. Er betrieb einen Kurz-, Schnittwaren- und Schuhhandel. Am 03.02.1912
eröffnete der Sohn Bernhard Stühlers, August Stühler, im Manufakturwarengeschäft seines Vaters eine eigene
Abteilung für Schuhwaren. Am 8. Mai 1936 wurde das jüdische Haus und Geschäft von den Nazis arisiert. August
Stühler musste unter Wert verkaufen und Hammelburg verlassen. Bereits am 1.8.1933 war Sophie Stühler, die 19-
jährige Tochter nach Amsterdam geflohen. Am 1.5.1935 floh der 14-jährige Sohn Rudolf Stühler nach Frankfurt a.
M. Am 14.5.1935 wanderte Sophie Stühler, verheiratete Landauer, nach Johannesburg/Südafrika aus. Am 10.6.1936
folgten Rudolf und die Eltern nach, August und Hedwig Stühler, geb. Grünbaum. - Quellennachweis: Karl Stöckner,
Stadtarchiv Hammelburg, Fundmaterialien. - Zwei Brüder des August Stühler wurden Opfer des Holocaust: Dr. Albert
Stühler, Rechtsanwalt in Aschaffenburg, und Moritz Stühler, Dresden.
NS-Bürgermeister Clement regierte in Hammelburg vom 1.5.1936 bis 7.4.1945. Die Arisierung des jüdischen
Hauses am Marktplatz 7 (8.5.1936) fiel in seine Amtszeit. Clement war als Marionette des Würzburger Gauleiters vor Ort hauptverantwortlich für die Arisierung der jüdischen Häuser und Geschäfte. Der Nazi-Bürgermeister erhielt eine Dienstwohnung in der Bahnhofstrasse 3. Dies war bis Juni 1936 das Haus und Geschäft der jüdischen Familie Adolf und Martel Nussbaum, jüdische Eisenwarenhandlung, dann Bezirkssparkasse Hammelburg. - Quellennachweis:
Hammelburger Zeitung, Jahrgang 1936, Bayer. Staatsbibliothek München.