Flüchtlingsunterkunft im "Hirschen" sorgt für Aufruhr

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In die frühere Gaststätte "Zum Hirschen" sollen Flüchtlinge einziehen.Foto: Arkadius Guzy
In die frühere Gaststätte "Zum Hirschen" sollen Flüchtlinge einziehen.Foto: Arkadius Guzy

Für Diskussionen sorgt die angekündigte Unterbringung von 41 Asylbewerbern im Gasthaus "Zum Hirschen".

Kunden und Touristen könnten einen Bogen um den Marktplatz machen, fürchten Geschäftsleute. Es sei nötig, Flüchtlinge unterzubringen. Die Lage am Marktplatz sei aber ungeeignet.

Eine Kluft zwischen Entwicklungszielen der Stadt und der notwendigen Unterbringung von Asylanten sieht Carola Dirscherl-Etzel aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Im Hirschen gehe es eng zu, es gebe keine Balkone. "Was machen Asylbewerber und ihre Kinder bei Weinfesten und den Märkten?", fragt sie. Kritik gibt es auch in Internetforen an den Käufern Patrick Bindrum und Stefan Buttler. Sie hätten das Anwesen gekauft, um es binnen kurzer Zeit über die Mieteinnahmen zu finanzieren.

Angesichts zwölf neu eintreffender Flüchtlinge pro Woche sei man dankbar für alle bereit gestellten Unterkünfte, betont Stefan Seufert. Er ist am Landratamt für die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen zuständig. Die auch im Freundeskreis für Flüchtlinge angeregte günstigere Unterbringung in Wohnsiedlungen sei problematisch. Die Betreuung sei zerstreut kaum zu gewährleisten. Auf je einen Sozialarbeiter kommen über 100 Betroffene.

Gegner der Unterkunft im "Hirschen" sehen jetzt das städtische Vorkaufsrecht als eine Möglichkeit, die dezentrale Flüchtlingseinrichtung zu verhindern. Dieses Recht gibt es beim Eigentümerwechsel im gesamten Sanierungsgebiet der Altstadt. Aber es ist an Bedingungen geknüpft.

Die wichtigste: "Das Vorkaufsrecht darf nur ausgeübt werden, wenn das Wohl der Allgemeinheit dies rechtfertigt", heißt es in der Satzung der Stadt. Die Verhinderung der Unterkunft fällt nicht darunter. "Aus Sicht der Verwaltung sind die Bedingungen und damit die rechtlichen Voraussetzungen nicht erfüllt, um ein Vorkaufsrecht durch die Stadt Hammelburg auszuüben", erklärt Bürgermeister Armin Warmuth (CSU).

Ohnehin sieht die Stadt keine Möglichkeit, die Immobilie zu kaufen. "Selbst für den Fall, dass die Erwerber vom Kauf zurücktreten und der Stadt die Immobilie zum Kauf überlassen würden, könnte ich als Bürgermeister den Kauf durch die Stadt nicht befürworten", sagt Warmuth. Es fehlt schlicht das Geld dafür. Der Unterhalt des Gebäudes würde die Stadt zusätzlich belasten.

Der Stadtrat diskutiert in der Sitzung am 3. November über das Vorkaufsrecht. Der Beschluss wird nach jetzigem Stand wohl auf die Ausübung des Vorkaufsrechts verzichten. Die vorübergehende Unterbringung von Asylsuchenden in einer Gaststätte muss von der Stadt auch nicht als Nutzungsänderung genehmigt werden. Daher
wird in der Stadtratssitzung aber wohl zumindest an die Neueigentümer des "Hirschen" appelliert, die Immobilie nach der Nutzung als dezentrale Unterkunft wirklich für den Tourismus zu entwickeln.

Wegen der Aufregung um das Thema ist für Montag, 20. Oktober, ab 19 Uhr eine Informationsveranstaltung in der Markthalle mit Bürgermeister Armin Warmuth und Landrat Thomas Bold geplant. Für Freitag, 24. Oktober, ist ein runder Tisch angesetzt, um Hilfsangebote für die Flüchtlinge zu organisieren.
Wolfgang Dünnebier/Arkadius Guzy