Im Gemeinderat wird über einen Abriss der alten Schule in Wartmannsroth diskutiert. Sieglinde Kleinhenz erinnert sich an ihre Schulzeit in diesem Gebäude. Damals wurden acht Klassen darin unterrichtet.
Noch ist beim Gemeinderat Wartmannsroth keine Entscheidung darüber gefallen, ob im Rahmen der Rathausplatz-Umgestaltung das alte Schulgebäude abgerissen werden soll. In das sanierungsbedürftige Haus müsste die Gemeinde viel Geld investieren.
Genau gesagt gab es drei alte Schulen im Ortsteil Wartmannsroth: ein nicht mehr existierender Bau aus der Zeit um 1738, sowie das jetzt in Abriss-Diskussion stehende ehemalige Schulgebäude aus der Zeit um 1857 und das alte Rathaus, in dem ab 1957 der Schulbetrieb war.
In einer viel beachteten Ausstellung zur 850-Jahr-Feier des Ortes hatte Verwaltungs-Mitarbeiter Werner Ziegert in diesem Jahr eine umfangreiche Sammlung von alten Fotos und Dokumenten auf die Beine gestellt.
Erinnerungen an die alte Schule von 1857 hat Sieglinde Kleinhenz, geborene Koberstein. "Ich bin dort Schülerin in den Jahren 1945 bis 1953 gewesen", sagt sie, und blättert in ihrem Album.
"Auf unseren Lehrer Franz Warmuth kann ich mich noch gut entsinnen", bestätigt Kleinhenz. Der spätere Kreisarchivpfleger Warmuth habe von 1950 bis zum Jahre 1965 in Wartmannsroth unterrichtet, zuvor sei es der Lehrer Wenzel Kautschka aus dem Sudetenland gewesen.
"Zu meiner Schulzeit waren alle acht Klassen in einem Raum", erzählt Kleinhenz. Für die Heizung im Winter hätten die Schüler damals Brennholz geschlichtet. "Zum Sportunterricht ging es auf die große Wiese des Sees am Weidig", erinnert sich Kleinhenz. Und dann erzählt sie noch von Wandertagen zum Dreistelz und von einem Ausflug nach Gersfeld, wo die Schüler damals in einer Jugendherberge unterkamen.
Blick in die Geschichte
Mit der Bandzugfeder in Sütterlin-Schönschrift wurden Mitte des 19. Jahrhunderts Verträge geschrieben.
So auch jene "Fassion über den Gesamtertrag der katholischen Schulstelle zu Wartmannsroda" aus dem Jahre 1859. Da trat der damals 45-jährige Lehrer Johann Deufert seinen Dienst an. Um seine Stelle des verbundenen Schul- und Kirchendienstes musste sich der Lehrer bewerben bei der königlichen Regierung, Kammer des Inneren im Namen seiner Majestät des Königs von Bayern. War auch die Besoldung - Jahresgehalt 348 Gulden - in dieser Fassion genau geregelt, wurde nicht immer pünktlich gezahlt. Nachfolger Lehrer Edmund Müller schreibt mit "trauriger Ratlosigkeit" an das königliche Bezirksamt Hammelburg und bittet um den baldigen Ausgleich der ausstehenden Getreide-Besoldungsrückstände. In den Jahren 1901 bis 1905 kam es zur Trennung des Schul- und Kirchendienstes durch den Staat.
Die Planung für den Bau der zweitältesten Schule wurde auf ein Schreiben des königlichen Landgerichtes hin ausgelöst.
Das stellt 1850 fest: "Das gegenwärtige Schulhaus (Bj. 1738) zu Wartmannsroth gewährt wegen seiner beengten Räumlichkeiten weder dem Schullehrer zur Wohnung den nötigen Raum noch der vermehrten Schulkinderzahl." Man entschied sich für einen Abriss und einen Neubau auf selbem Baugrund und übernahm die Grundmauern sowie das Kellergewölbe. Vom Etat der kgl. Regierung Unterfranken und Aschaffenburg erhielt die Gemeinde Wartmannsroth 800 Gulden Unterstützung. Der Antrag auf Bauholz beim königlichen Forstamt wurde abgelehnt wegen des erhöhten Holzbedarfs für Hammelburg nach dem Stadtbrand vom 25. April 1854.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde 1955 eine neue Schule gebaut. Das Pfarramt Wartmannsroth hatte gegen eine Tauschfläche von neun Ar (= 900 Quadratmeter) die Baufläche zur Verfügung gestellt. Bei dem Baugrund handelte es sich hier um Pfarrscheune und Stallungen, ist in den Unterlagen der Gemeinde nachzulesen.
Das Gebäude diente ab 1957 erst als Schule, dann als Rathaus. Es ist der erste Neubau nach dem zweiten Weltkrieg im Altlandkreis Hammelburg. Damals waren Bürgermeister Ludwig Bischof und Kreisbaumeister Eugen Etzel in ihren Ämtern tätig.
Über die Nutzung erfährt man aus der Gemeindechronik: "Die Schule bestand aus einem großen Schulsaal und einem kleineren Gruppenraum. Für den Hauswirtschafts-Unterricht wurde neben dem normalen Schulunterricht zusätzlich eine Lehrküche eingerichtet." Im Erdgeschoss gab es weitere Nutzungen für die Gemeindeverwaltung. Auch eine Gemeinschafts-Gefrieranlage fand dort Platz.
Auch ein Kindergarten
Ebenso waren ein Kindergarten neben dem Schulsaal und ein Jugendraum im Dachgeschoss sowie eine Schwesternwohnung in dem ehemaligen Schulhaus (heute altes Rathaus) untergebracht. Weiterhin tagt dort der Gemeinderat Wartmannsroth, aber nach einer Grundsanierung vor wenigen Jahren im neuen Sitzungssaal.