Der Gasthof Nöth in Morlesau besteht seit 180 Jahren. Gastwirth Harald Spath hat ein wichtiges Rezept für sein Haus: offen bleiben für Veränderungen.
Gastwirt Harald Spath (58) in Morlesau hat keine Angst vor der Zukunft. Seinen Gasthof Nöth gibt es seit 180 Jahren und wurde immer an Sohn oder Tochter weitergegeben. "Die nächste Generation ist schon in der Testphase", sagt der heutige Hausherr. Zur Übernahme zwingen will er Tochter und Schwiegersohn nicht. Aber Spath ist voller Zuversicht und will den Traditionsbetrieb bald abgeben.
Im Jahr 1835 erwarb sein Vorfahr Johann Koberstein das Schankrecht und eröffnete in der Wohnstube seines Bauernhauses, eines 1758 errichteten Fachwerkbaues an der Dorfstraße, seine erste Gaststätte. Nachfolgende Eigentümer erweiterten das Wohnhaus allmählich zum heutigen Landgasthof mit 900 Quadratmetern Nutzfläche und vier Gasträumen mit 80 Plätzen. Auf der anderen Straßenseite baute Großvater Kilian Nöth vor 100 Jahren noch ein kleines Hotel hinzu mit heute 15 Zimmern im Zwei-Sterne-Standard.
Zwei wichtige Einheiten
"Jede Einheit kann nicht allein für sich überleben", weiß Harald Spath. "Der Gasthof braucht das Hotel, das Hotel den Gasthof." Die Hälfte aller Speisegäste übernachten auch bei ihm. Mit dem Betriebsergebnis sind Harald Spath und Ehefrau Elisabeth zufrieden. Gewinne werden regelmäßig in den Bestandserhalt gesteckt, in den vergangenen Jahren 100 000 Euro ins Hotel und 100 000 in die neue Küche. "Der Rest reicht zum Leben."
Seit 1986 arbeitet das Gastwirtspaar schon im Haus, 1997 haben sie den Betrieb übernommen. Seitdem kümmert sich der Mann um Küche, Keller und alles Handwerkliche. Ehefrau Elisabeth ist für Service, Buchhaltung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. "Ohne meine Frau wäre unser Betrieb heute nicht das, was er ist.
Unsere Gäste kommen zu Elisabeth."
Bekannt ist der Gasthof Nöth in der weiten Region für Gastfreundschaft und gute Küche. Örtliche Kundschaft gibt es im 175-Einwohner-Dorf kaum, Hammelburg ist acht Kilometer entfernt, Gemünden 18 Kilometer und Bad Kissingen sogar 30. "Hier kommt niemand zufällig her." Geworben wird dennoch eher wenig, die meisten Gäste kommen auf Empfehlung, einige schon seit Jahren, viele aus dem Raum Main-Spessart.
"Fast jeden Samstag kommt ein Paar aus Marburg nur zum Mittagessen." Auf der saisonal wechselnden Speisekarte steht fränkische Kost von der Forelle bis zum Wild mit frischen Zutaten aus der Region. Neuerdings gibt es auch Vegetarisches und Veganes.
Urlaub ist eine Seltenheit
Natürlich ist im Winter weniger los als im Sommer. Trotzdem hatten Gasthof und Hotel seit der Übernahme (1997) keinen Ruhetag.
Erst seit drei Jahren ist am Donnerstagvormittag geschlossen. "Jahresurlaub waren immer nur vier Tage Türkei zum Ausschlafen." Der Grund: "Wir durften es uns nicht leisten." Wenn eine Region touristisch beworben wird, dürfen die Gasthöfe nicht geschlossen haben. Trotz dieser Überzeugung will Spath aber doch künftig wenigstens im Winterhalbjahr mittwochs und donnerstags schließen, "wenn es klappt."
Elisabeth und Harald Spath leben für ihre Gäste. Deshalb hat der Gastwirt auch keine Angst vor der Zukunft. Das viel beklagte Gasthaussterben auf dem Land ist nach seiner Definition nur ein Wirtshaussterben. "In Wirtshäusern muss ein Gast machen, was der Wirt will. In Gasthäusern macht ein Wirt, was der Gast wünscht." Alles hängt von der beruflichen Einstellung der Gastwirte ab. "Man muss immer offen für Veränderungen sein."