Auf den Straßen im Bereich der Polizei Hammelburg krachte es 2017 so oft wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Schuld daran ist vor allem eine Tierart.
Erneut sind nach 2015 und 2016 auch im vergangenen Jahr die Unfallzahlen auf einen langjährigen Höchststand gestiegen. Für 2017 zählt die Statistik der Polizeiinspektion (PI) Hammelburg 779 Unfälle. Im Jahr 2016 waren es 734. An den hohen Zahlen hat eine spezielle Unfallkategorie starken Anteil: die Wildunfälle.
"Nehmen wir die Wildunfälle heraus, dann sind es im Jahr 2017 nur acht Unfälle mehr als 2016", sagte Alfons Hausmann, Leiter der PI-Hammelburg, bei der Vorstellung der Unfallstatistik. Mit 291 (2016: 254) Zusammenstößen machen die Wildunfälle mehr als ein Drittel der registrierten Unfälle aus. Dabei wurden vier Personen verletzt, eine davon sogar schwer.
Die Zahlen geben allerdings nur die aus Versicherungsgründen bei der Polizei gemeldeten Wildunfälle wieder. Hausmann erklärte: "Die Dunkelziffer ist viel höher." Gab es früher Schwerpunkte wie den Bereich zwischen Fuchsstadt und Gauaschach, so ist das Problem, wie Hausmann sagte, nun flächendeckend. In seinem Büro hat er eine Karte, auf der er jeden Wildunfall mit einem roten Punkt markiert. Die Punkte überziehen den gesamten Zuständigkeitsbereich der PI.
Abhilfe schaffen sollen Entbuschungen wie an der Bundesstraße 287. "Damit wird den Tieren der Unterstand genommen und die Sichtbarkeit für die Autofahrer verbessert", erklärte Ralf Peter, der bei der Hammelburger PI für den Bereich Verkehr zuständig ist.
Rehe tauchen am häufigsten in der Statistik auf. Sie sind "schon über Jahre hinweg die am meisten betroffene Wildart", heißt es in der Statistik der PI. Demnach hat sich ihr Anteil an den Wildunfällen in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt.
Im vergangenen Jahr gab es nicht nur insgesamt mehr Unfälle. Hausmann berichtete auch von mehr Unfällen mit Personenschäden. Folglich erhöhte sich auch die Zahl der Verletzten um 16 auf 141 Personen. Allerdings sank die Anzahl der Schwerverletzten. Erneut kamen im vergangenen Jahr zwei Menschen im Straßenverkehr ums Leben: Ein Autofahrer, der bei Blitzeis mit seinem Wagen gegen einen Baum geschleudert war, und ein Motorradfahrer, der mit einem Traktorgespann kollidiert war.
Als Ursachen für zahlreiche Unfälle identifizierte die Polizei Vorfahrtsverletzungen, Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren und zu hohe Geschwindigkeit. So lässt sich laut den Zahlen der PI ungefähr jeder vierte Verkehrsunfall auf diese Ursachen zurückführen. Alkohol war bei fünf Unfällen, bei denen drei Personen verletzt wurden, im Spiel.
Daher sind Kontrollen laut Hausmann nach wie vor wichtig. 164 Geschwindigkeitsverstöße ahndete die Polizei im Jahr 2017. Zwei Fahrer belegte sie mit einem Fahrverbot. Die höchsten Überschreitungen der Geschwindigkeit hatten Polizisten auf der Bundesstraße 287 gemessen: Ein Autofahrer war bei erlaubten 80 Kilometern pro Stunde mit Tempo 140 unterwegs, ein anderer mit Tempo 126. Die Polizei erwischte auch wieder Fahrer, die unter Drogen standen oder alkoholisiert waren oder am Steuer ihr Smartphone nutzten. Drogen sind dabei, Alkohol den Rang abzulaufen.
Die Polizei arbeitet mit der Gebietsverkehrswacht zusammen. Verkehrserzieher Hubert Koch organisierte wieder Schulweg- und Schulbustrainings. Er bildete außerdem 45 neue Schülerlotsen aus. Das soll helfen, Unfälle zu vermeiden. Bei den Wildunfällen dagegen muss noch nach Lösungen gesucht werden, wie sie in den Griff zu bekommen sind.