Ärztezentrum öffnet ab April

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Allgemeinmediziner Fuat Edgü nimmt Gynäkologin Barbara Wehr in das Team des Ärztezentrums auf. Foto: Arkadius Guzy
Allgemeinmediziner Fuat Edgü nimmt Gynäkologin Barbara Wehr in das Team des Ärztezentrums auf. Foto: Arkadius Guzy

Der Umzug der Gemeinschaftspraxis aus der Bahnhofstraße ins Krankenhaus verändert die Konstellationen unter den Medizinern der Stadt. Sie bekommen nicht nur eine neue Kollegin.

Die Versorgungslücke in Hammelburg hat Barbara Wehr schon während ihrer Arbeit im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt mitbekommen. "Patientinnen haben mich angesprochen, ob ich mich nicht in Hammelburg niederlassen möchte. Dabei wusste ich damals noch nicht, wo Hammelburg genau liegt", sagt Wehr. Mittlerweile weiß sie, dass Hammelburg dank der Autobahn gar nicht so weit von ihrem Wohnort Werneck entfernt ist. Die Gynäkologin gehört nun zum Team des neuen Ärztezentrums.

Unter diesem Namen öffnet ab 1. April die bisherige Gemeinschaftspraxis Barbuia, Edgü, Ruppert und Linke nach dem Umzug aus der Bahnhofstraße ins Hammelburger Krankenhaus. Das Ärztezentrum bleibt weiterhin eine eigenständige Praxisgemeinschaft. Es mietet lediglich Räumlichkeiten im Krankenhaus an. "Das müssen wir immer wieder betonen, weil gegenteilige Ansichten im Umlauf sind", sagt Fuat Edgü.

Parksituation macht Probleme

Überlegungen, die Räume in der Bahnhofstraße zu verlassen, habe es schon länger gegeben. Die dortige Praxis ist den Ärzten zu klein geworden, außerdem liegt sie im ersten Stock. Die Treppe sei für die älteren Patienten zu beschwerlich, erklärt Edgü. Und dann führt der Allgemeinmediziner noch ein Problem an, das häufig im zweiten Atemzug mit der Bahnhofstraße genannt wird: fehlende Parkplätze.

Als Lösung entschied die Gemeinschaftspraxis sich für den Umzug ins Krankenhaus. Bei Bedenken, dass das Ärztezentrum außerhalb der Innenstadt für ältere Leute vielleicht nicht mehr fußläufig zu erreichen sei, verweist Edgü auf den Bürgerbus. Der fahre auch das Krankenhaus an. Der Praxisbetrieb geht nahtlos über, die bekannten Kontaktmöglichkeiten bleiben erhalten.

An eine Frauenärztin war laut Edgü zunächst gar nicht gedacht. Aber dann hörte Michael Simon auf, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Dadurch entstand in der gynäkologischen Versorgung neuer Bedarf. Wehr verlässt das Leopoldina, weil sie nun dank "geregelterer" Arbeitszeiten ohne Wechselschichten Beruf und Familie besser vereinbaren kann. Die 37- Jährige ist Mutter von drei Kindern, das jüngste ist zwei Jahre alt.

Da sie in einem Ärztezentrum beschäftigt ist, müsse sie sich nicht in eine Praxis einkaufen und habe kein finanzielles Risiko, erklärt Wehr. Sie bekommt vom Ärztezentrum sogar ein modernes Ultraschallgerät gestellt, wie sie es aus dem Krankenhaus kennt.

Gerüchteküche brodelt

Edgü ist überzeugt, dass das Einzelkämpfertum unter der Ärzteschaft ein Auslaufmodell ist. Kooperationsformen seien notwendig, um Ärzte insbesondere aufs Land zu holen. Denn gerade jüngere Kollegen stellten Ansprüche im Hinblick auf das Familienleben. Im Team ließen sich zum Beispiel Hausbesuche besser einplanen, erläutert Edgü.

Die Umwandlung der Gemeinschaftspraxis in ein Ärztezentrum heizte die Gerüchteküche in der Stadt an. Schließlich ändern sich die Konstellationen innerhalb der Hammelburger Ärzteschaft.

Aus diesem Grund sah sich der zweite ansässige Frauenarzt, Julius Bige, gezwungen, per Anzeige mitzuteilen, dass er seine Praxis nicht schließe. Auch Jascha Hellberg macht weiter. Allerdings künftig in Einzelpraxis: Lothar Klehm, mit dem er bisher eine Praxisgemeinschaft unterhielt, zieht ins Ärztezentrum. Das dortige Team ergänzt zusätzlich die neue Assistenzärztin Jumana Habib. Trotz der neuen Einrichtung behält Eberhard Linke seinen Praxisstandort in der Bonifatiusstraße.

Mit der Vermietung an das Ärztezentrum hat das Krankenhaus derzeit keine weiteren freien Kapazitäten, wie Sprecher Ingo Mack auf Nachfrage antwortet. Das Krankenhaus stehe weiteren Kooperationen aber weiterhin aufgeschlossen gegenüber.

Als Nächstes kommt vielleicht eine Apotheke ins Haus, wie aus dem Hammelburger Apotheken umfeld zu hören ist. Mack erklärt dazu, dass eine Entscheidung noch nicht abschließend gefallen sei. "Wir sind noch im Gespräch."