Viele Menschen stillen ihr Hungergefühl von unterwegs und essen aus der Hand. Aber ist das eigentlich gesund?
René Ziegler und Andreas Kaiser lassen sich ihre Currywurst schmecken. Stück für Stück wandert sie in ihren Magen. Die kleinen, hölzernen Gäbelchen sind laufend in Bewegung, kommen nicht zur Ruhe. Und die beiden Maler gönnen sich nicht nur eine. Kaiser packt diesmal zwei, Ziegler sogar drei. Keine Seltenheit. Die Mittagspause will genutzt sein. "Gleich müssen wir zurück auf die Baustelle", erklären sie vor der Imbissstube Ströbel und beißen weiter in die mit Soße getränkte Wurst. Dass die beiden Männer Essen von zuhause mitnehmen, kommt so gut wie nie vor. "Das wird bis mittags doch lötschig. Wir holen uns immer was auf die Hand", sagt Ziegler.
Ganz anders Manuela Schneider. Fünf Minuten später steht sie am Imbiss und bestellt sich eine Portion Pommes. Eine absolute Ausnahme. Normalerweise kocht sie zuhause, achtet auf gesunde Ernährung.
"Das ist wirklich was Besonderes für mich. Das esse ich jetzt ganz bewusst, auch wenn es ungesund ist - aber es schmeckt einfach", freut sie sich über ihre Fast-Food-Portion.
Und das ist auch absolut okay, findet die Bad Kissinger Gesundheitsberaterin Anita Behnke: "Jeder soll sich was gönnen, sonst wird man unzufrieden und die Qual immer größer." Entscheidend ist die Menge. Und die Balance: "Ein- bis zweimal die Woche Currywurst oder Hamburger ist schon in Ordnung, wenn man das Ganze mit gesunder Ernährung und Bewegung wieder ausgleicht."
Behnke empfiehlt, genau zu planen, an welchen Tagen wir uns Fast Food erlauben und an welchen nicht. "Dann kann man das auch viel mehr genießen und am nächsten Tag wieder zum Vollkornbrötchen greifen." So und so sollten wir uns aber dafür Zeit lassen. Ein stilles Plätzchen suchen, weg vom Schreibtisch. Auch essen im Gehen ist gar nicht gut.
Körper und Psyche nehmen dann nämlich nicht wahr, dass gegessen wird, ein Sättigungsgefühl stellt sich folglich nicht ein - wir essen automatisch mehr. Behnke rät deshalb, unbedingt in Ruhe zu essen: "Nebenbei nichts tun, das einen massiv ablenken könnte, sondern sich einfach nur auf das Essen konzentrieren."
Dass wir immer mehr von unterwegs und aus der Hand essen, führt Behnke vor allem auf das Arbeitsumfeld zurück: "Die Arbeit wird immer mehr verdichtet, die Mittagspause ist verkürzt oder fällt komplett aus."
Fast Food-Gelüste Soweit lassen es René Ziegler und Andreas Kaiser gar nicht erst kommen. Sie genießen ihre Mittagspause, das nächste Mal vielleicht bei einer Bratwurst - aber immerhin im Sitzen. Und Manuela Schneider nimmt sich das nächste Mal wieder etwas von zuhause mit. Bis die Pommes-Lust sie wieder packt.