Gesundheit in den Blick nehmen

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Bad Bocklet möchte sich, wie andere Kommunen, gegen die Südlink-Stromtrasse zur Wehr setzen. Unser Archivbild zeigt Stromtrassen-Gegner, die beim Besuch der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Bad Bockleter Kurgarten demonstrierten. Archivfoto: Sigismund von Dobschü#tz
Bad Bocklet möchte sich, wie andere Kommunen, gegen die Südlink-Stromtrasse zur Wehr setzen. Unser Archivbild zeigt Stromtrassen-Gegner, die beim Besuch der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Bad Bockleter Kurgarten demonstrierten. Archivfoto: Sigismund von Dobschü#tz
Gemeinsam gegen die Südlink-Stromtrasse: (von links) Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU), Gerhard Schumm, Sprecher der Bürgerinitiative Bad Brückenau, Michael Wehner, Sprecher der Bürgerinitiative Bad Bocklet, Thomas Schönwald, Oberregierungsrat Thomas Schönwald, Leiter der Abteilung Bauen und Umwelt im Landratsamt Bad Kissingen, und Bürgermeister Wolfgang Back (CSU). Foto: Sigismund von Dobschütz
Gemeinsam gegen die Südlink-Stromtrasse: (von links) Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU), Gerhard Schumm, Sprecher der Bürgerinitiative Bad Brückenau, Michael Wehner, Sprecher der Bürgerinitiative Bad Bocklet, Thomas Schönwald, Oberregierungsrat Thomas Schönwald, Leiter der Abteilung Bauen und Umwelt im Landratsamt Bad Kissingen, und Bürgermeister Wolfgang Back (CSU).  Foto: Sigismund von Dobschütz
 
Verlauf der Trassenalternative 018 durch die Marktgemeinde Bad Bocklet zwischen Aschach und Staatsbad. Foto: Sigismund von Dobschütz
Verlauf der Trassenalternative 018 durch die Marktgemeinde Bad Bocklet zwischen Aschach und Staatsbad.  Foto: Sigismund von Dobschütz
 
Bad Bocklet sagt Nein zur Südlink-Stromtrasse Foto: Sigismund von Dobschütz
Bad Bocklet sagt Nein zur Südlink-Stromtrasse  Foto: Sigismund von Dobschütz
 

Bad Bocklet sagt "Nein zur Südlink-Stromtrasse". Dies wurde in der jüngsten Veranstaltung der Bürgerinitiative im Kurort deutlich. Die Gründung von "Rhönlink" hält Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner für einen genialen Schachzug.

Eine geschlossene Front gegen die von der Bundesnetzagentur und dem Strombetreiber Tennet vorgeschlagene Südlink-Trasse bilden die bayerische Landesregierung, betroffene Kommunen und Bürgerinitiativen. Dies wurde beim Informationsabend im Bad Bockleter Kursaal wieder deutlich. "Es geht um das Biosphärenreservat und unsere Gesundheit", sagte Bürgermeister Wolfgang Back (CSU).

"Wir sagen Nein!", lautete der Aufruf zum offenen Widerstand gegen die entlang der
Autobahn A 7 geplanten, 600 Kilometer langen Überlandleitung zwischen Pinneberg (Schleswig-Holstein) und dem Kraftwerk Grafenrheinfeld. Dies gilt vor allem der auf Höhe Bad Brückenau abweichenden und mitten durch die Gemeinden Oberthulba und Bad Bocklet an Münnerstadt vorbei Richtung Schweinfurt führenden Alternativroute.

"Diese Planung hängt wie ein Damoklesschwert über unserer Region", schimpfte Back, der als Staatsbad-Geschäftsführer auch um die Zukunft des Kurortes fürchtet, soll doch diese Trasse mitten durch den Kurpark gehen und das Staatsbad vom Ortsteil Aschach trennen. "Brauchen wir die Stromtrasse überhaupt?" fragte Back.

Wirtschaftliche Interessen

Mit einem klaren Nein antwortete Gerhard Schumm als Sprecher der Brückenauer Bürgerinitiative "Sinntal gegen die Stromtrasse". Die Argumente der verantwortlichen Bundesnetzagentur und des mit der Planung beauftragten Netzbauers Tennet "sind reine Volksverdummung". Es gehe letztlich, meinte Schumm, gar nicht um die Frage des tatsächlichen Strombedarfs in Bayern, sondern um rein wirtschaftliche Interessen: "Der Netzbauer will Netze bauen."

Über Umwelt und Gesundheit sei bisher kaum gesprochen worden, beklagten sich Schumm und sein Kollege Michael Wehner, Vertreter der im November gegründeten Bad Bockleter Bürgerinitiative. "Sonst wird auf jeden Krabbelkäfer geachtet, aber die Bundesnetzagentur darf planen, was sie will", warnte Schumm. Dabei bleibe völlig unberücksichtigt, dass Bayern sich auch nach Abschaltung der Kernkraftwerke selbst versorgen könne.
Dies bestätigte auch Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU). Die Bundesregierung habe mittelfristig 40 Prozent an erneuerbarer Energie zur Stromversorgung vorgegeben. Bayerns Anteil liege schon heute bei 34 Prozent. Zudem bemängelte der Politiker: "Heute reden alle nur noch über den Stromtransport, aber niemand mehr über den CO2 -Ausstoß." Dieser werde durch den von der Bundesregierung angestrebten Ausbau von Kohlekraftwerken nachhaltig beeinträchtigt.

Unterschiedliche Haltung

Die Versorgung mit Kohle sei der Grund für die unterschiedliche Haltung der Bundesländer, erläuterte Kirchner. Verständlich sei die Befürwortung von Ministerpräsident Torsten Albig (SPD, Schleswig-Holstein), der auf den Ausbau seiner Offshore-Anlagen hofft, wo Import-Kohle mit Schiffen angelandet würde. Verständlich sei auch die Zustimmung von Hannelore Kraft (SPD, Nordrhein-Westfalen), die sich für ihre Arbeitsplätze im Kohlebergbau einsetzt.

Doch müsse der Widerstand des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) gegen die Stromtrasse ebenso verständlich sein, der diese für verzichtbar halte. Alle Gegenargumente werde das bayerische Wirtschaftsministerium noch in dieser Woche der Bundesnetzagentur in seiner Stellungnahme zum zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans Strom 2024 mitteilen, berichtete Kirchner in Bad Bocklet.

"Argumentation auf Augenhöhe"

Obwohl Vertreter von Tennet und Bundesnetzagentur am Energiedialog in Bayern teilgenommen haben ignorierten beide die bisherigen Gesprächsergebnisse und versuchten stattdessen, die Kommunen gegeneinander auszuspielen, ist der CSU-Landtagsabgeordnete überzeugt. "Deshalb ist die Gründung von Rhönlink ein genialer Schachzug." Im Juni 2014 hatten sich mehrere Kommunen aus dem Landkreis Bad Kissingen unter Vorsitz des Mottener Bürgermeisters Jochen Vogel (CSU) zusammengeschlossen, um in dieser Vereinsbündelung ihrer "Argumentation auf Augenhöhe" mehr Gewicht zu verschaffen. Für Sandro Kirchner steht in der Frage des Stromtrassenverlaufs jedenfalls fest: "Wir sprechen nicht über das Wie, solange das Ob nicht geklärt ist."
Thomas Schoenwald als Verantwortlicher im Landratsamt informierte über den juristischen Sachstand. "Wir stehen ganz am Anfang des Verfahrens." Noch gibt es keinen offiziellen Bauantrag von Tennet.

Frühzeitig aktiv geworden

Erste Pläne seien von der Bundesnetzagentur zurückgewiesen worden, da sie nicht einmal die inzwischen erfolgte Erweiterung des Biosphärenreservats berücksichtigt hatten. Das Landratsamt brauchte deshalb noch nicht juristisch aktiv zu werden. Dennoch sei frühzeitig eine Kanzlei mit der Ausarbeitung der juristischen Argumentation beauftragt worden. Schoenwald: "Wir also sind gewappnet - auf allen denkbaren Ebenen."