Druckartikel: Gesetzgeber greift immer mehr in Kindergärten ein

Gesetzgeber greift immer mehr in Kindergärten ein


Autor: Klaus Werner

Garitz, Mittwoch, 05. Februar 2014

In der Jahreshauptversammlung des St.-Johannis-Vereins beklagt Vorsitzender Horst Schneider den immer stärker werdenden Einfluss gesetzlicher Regelungen auf die Kindergartenarbeit.
Foto: dpa


Anpassungsfähigkeit ist bei den 21 Fachkräften der beiden Garitzer Kindergärten nötig: Sie müssen durch flexible Arbeitszeiten ausgleichen, was durch förderrelevante Anstellungsschlüssel, variable Buchungszeiten, überraschende Kündigungen und ein findiges Kinderbildungs- und Erziehungsgesetz verursacht wird.

Dessen ist sich Horst Schneider bewusst, der als Vorsitzender des Trägervereins St. Johannis letztlich für Organisation und Besetzung des Kindergartens am See und des St.-Elisabeth-Kindergartens verantwortlich ist. In seinem Tätigkeitsbericht bei der Jahreshauptversammlung gab er einen Einblick in die Rahmenbedingungen und bedankte sich bei den Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen für ihre Flexibilität bei den Wochenstunden.

Satzungstechnischer Trick

Fast schon befürchtet hatte Schneider die geringe Mitgliederzahl des 108 Personen starken Vereins - 18 waren gekommen, denn "30 Vollmitglieder brauchen wir, damit eine Satzungsänderung beschlossen werden kann". Deshalb hatte er ersatzhalber zu einer neuen Versammlung eingeladen, die im Anschluss stattfand und laut Satzung beschlussfähig war.

Dann hörten die Anwesenden von den 175 Kindern, die in den beiden Kindergärten betreut werden, dass es Elternbeirat und -beratungsteam gibt, dass man Wert auf laufende Fortbildung lege, dass man die Beiträge im September 2013 erhöht habe und dass die Ferienordnung auf die Pfingstferien ausgeweitet wird, damit die Urlaubstage abgebaut werden können. Umfangreich waren die Erläuterungen zu den gesetzlichen Vorgaben. Kompliziert wurde es beim Anstellungsschlüssel, der mit einen Mitarbeiter für elf Kinder förderungsrelevant ist. Verschärft wurde diese Vorschrift, weil dieser Anstellungsschlüssel monatlich an mindestens fünf zusammenhängenden Betriebstagen eingehalten werden muss. Unverständnis äußerte Horst

Vor der energetischen Sanierung

Schneider auch in Bezug auf Rundfunkgebühren, die jedem Kindergarten auferlegt werden, "obwohl kein Radio oder Fernseher genutzt wird". In Bezug auf den St.-Elisabeth-Kindergarten kündigte Schneider eine energetische Sanierung an - und danke schon mal im Voraus der Kirchenverwaltung für die gute Zusammenarbeit, aber auch der Stadt, den Spendern und seinen Mitstreitern aus der Vorstandschaft für die Unterstützung.

"Frühkindliche Weichenstellung"

In seinem Grußwort lobte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) den Vorstand, "der ehrenamtlich ein Millionen-Unternehmen führt". Damit hatte er ebenso recht wie mit der Feststellung, dass "in den Kindergärten die frühkindliche Weichenstellung" erfolge. In der Würdigung der Arbeit der Kindergärten hob er die Bedeutung der Kinder hervor: "Kinder sind mehr als ein statistischer Faktor. Sie sind ein entscheidender Teil der Lebensqualität einer Stadt."

Dies belegte Susanne Kleinhenz, die Leiterin des Kindergartens am See, die einen Einblick in die Projektarbeit als "ganzheitliche Erziehung und Bildung" gewährte. In einem kurzweiligen Vortrag zum "Kreiselprojekt" schilderte sie die Bezüge des Themas zur Mathematik oder zur Technik, die in spielerischer Form im Kindergarten vermittelt werden. Einigkeit gab es beim Tagesordnungspunkt "Satzungsänderung". Horst Schneider erklärte die Veränderungen, die u. a. eine automatische Mitgliedschaft beim Caritasverband beinhalten. Die geänderte Vorlage wurde bereits vom Vereinsregister und vom Finanzamt abgesegnet, so dass auch die Mehrheit der Mitglieder dafür war.