"Wir bauen und bauen und bauen, und der Unterhalt kommt zu kurz." So bringt der Leiter des Tiefbauamtes, Thomas Hornung, die Lage beim Straßenzustand auf den Punkt. Hornung spricht von einer jahrzehntelangen Entwicklung. Auch in Bad Kissingen künden Schlaglöcher und Flickerlteppiche auf den Fahrbahnen davon.
Gut zwei Drittel der städtischen Straßen sind in einem schlechten Zustand, musste Hornung dem Bauausschuss berichten, als es um die Anträge zum Etat 2013 ging. Doch die Beträge, die der städtische Haushalt für den Unterhalt ausspuckt, sind und bleiben begrenzt. 2012 waren das 416 000 Euro. Damit mussten nicht nur Löcher geflickt sondern auch die Erfassung des Straßenzustandes, EDV-Kosten und sogar Dinge wie Fahnenmasten und Ampeln bezahlt werden.
Gemeinsam günstiger Zustandserfassung, das ist eines der Schlagworte, mit denen das Tiefbauamt der Misere begegnen will. "Wir müssen wissen, wo was nötig ist und eine Strategie anbieten," sagt Hornung. Seine bevorzugte Lösung: Dort die Straßen erneuern, wo auch andere buddeln müssen. Wenn zum Beispiel auch an den Ver- und Entsorgungsleitungen Arbeiten nötig sind.
Das kommt insgesamt gesehen für den Steuerzahler günstiger, als wenn eine Straße drei Jahre nach der Sanierung für Kanal- oder Kabelarbeiten wieder aufgerissen werden muss. Derzeit wird in der Max- und in der Von-Hessing-Straße so gearbeitet.
Ansonsten muss die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht Rechnung tragen, sind gemeingefährliche Löcher zu stopfen. Am ehesten macht das noch Sinn bei Straßen, deren Unterbau noch gut ist. Ist der Unterbau schlecht, wird notfalls nur Asphalt ins Schlagloch gefüllt, doch das ist alles andere als eine dauerhafte Lösung: Die Löcher kehren nur all zu schnell wieder. Und natürlich ist das alles auch eine Frage des Geldes.
Im vergangenen Jahr war das Budget im Juli erschöpft, "da haben wir nur noch Löcher zugeworfen," sagt Hornung.
Augenmerk auf Hausanschlüsse Noch höhere Priorität genießt beim Tiefbauamt die Kanalisation, vor allem im Bereich des Heilquellenschutzgebietes, betonte Hornung im Bauausschuss. Seit vielen Jahren läuft bereits die Sanierung des Bad Kissinger Kanalnetzes. "Im Focus werden künftig nicht nur die Hauptstränge, sondern auch die Hausanschlussleitungen stehen," sagt Thomas Hornung.
Wenn die Hauptkanäle untersucht werden, befährt die Kamera auch die Anschlüsse, und da haben die Tiefbauer schon Erschrekendes entdeckt: Zerbrochene Rohre, Wurzelwerk, das die Anschlüsse komplett verstopft. Das Abwasser kommt manchmal gar nicht mehr bis zum Kanal.
Hier ist das Finanzierungsproblem für die Stadt nicht so groß, denn die Kosten werden über die Abwassergebühren wieder reingeholt. Für die Hausanschlüsse allerdings sind die Eigentümer zuständig. Im Extremfall kann der Immobilienbesitzer laut Entwässerungssatzung sogar gezwungen werden, seinen Hausanschluss richten zu lassen.
Pläne für 2014 2013 kommen stehen keine gemeinsamen Baumaßnahmen im öffentlichen Straßenraum an - außer denen, die gerade laufen. Doch für 2014 hat Hornung die Dr. Georg-Heim- und die Burgstraße im Visier. Beide mit schlechten Fahrbahnen, unter beiden sind diverse Ver- und Entsorgungsleitungen zu erneuern.
Wer bezahlt was? Die reinen Unterhaltsmaßnahmen an den kommunalen Straßen gehen zu 100 Prozent auf
Kosten der Stadt. Gemeint ist hier unter anderem das Stopfen oder Ausbessern von Löchern oder das Abfräßen und Erneuern der Deckschicht. Alles, was darüber hinausgeht, zum Beispiel der großflächige Ersatz der Bordsteine, das Auswechseln der kompletten Tragschicht und der Frostschutzschicht zählt nicht zum normalen Unterhalt sondern ist eine investive Maßnahme. Hier wird der Bürger mit Anliegerbeiträgen mit zur Kasse gebeten.
Kanalbaumaßnahmen werden finanziell solidarisch verteilt. Die Kosten werden auf die Abwasserabgabe umgelegt. Diese wird bis 1914 in Bad Kissingen noch konstant sein, dürfte dann aber angehoben werden. Bei den Hausanschlüssen zahlt der Eigentümer ab Grundstücksgrenze.