Soll auf einer Fläche oberhalb vom Nüdlinger Bauhof für 32 000 Euro eine Kühlhalle gebaut werden, in der Jäger erlegtes Wild aufbewahren ? Diese Frage sorgte für eine lange Diskussion im Gemeinderat. Auch weil sich manche Gemeinderäte übergangen fühlten. Noch steht die Entscheidung aus.
Fast eine Stunde sprachen die Nüdlinger Gemeinderäte am Dienstagabend über das Für und Wider einer Kühlhalle. Manche Gemeinderäte äußerten sich während der Diskussion überrascht, dass Bürgermeister Harald Hofmann (CSU) zunächst angekündigt hatte, die Kühlhalle zu bauen, und dann in der Gemeinderatssitzung den Räten empfahl, gegen den Bau der Kühlhalle zu stimmen. Der Grund: Er hatte sich bei den Kosten verkalkuliert.
Gemeinderat Christian Höfler (Bürgerblock) sagte: "Ich bin sehr enttäuscht, wie es gelaufen ist mit der Kühlzelle." Zunächst habe es vom Bürgermeister auf Nachfrage des Gemeinderats geheißen, die Gemeinde brauche keine Kühlzelle. Dann sei in der vergangenen Sitzung vom Bürgermeister gesagt worden, dass die Gemeinde eine Kühlung für Wild brauche.
Christian Höfler und Klaus Beck (Bürgerblock) äußerten, ihnen habe die damalige Aussage des Bürgermeisters nicht gefallen und zitierten ihn mit den Worten "Ich baue die Kühlhalle sowieso. Bis 16 000 Euro kann ich das entscheiden. Dazu brauche ich keinen Gemeinderat." Aus den 16 000 Euro sei nun aber eine Kostenschätzung von 32 000 Euro geworden, eine Summe, für die der Bürgermeister die Zustimmung der Gemeinderäte benötige. Höfler sagte, er werde der Kühlzelle definitiv nicht zustimmen.
Arbeiten haben schon begonnen
Für Nachfragen sorgte die Tatsache, dass bereits mit ersten vorbereitenden Arbeiten für die Kühlhalle begonnen wurde. Klaus Beck sagte: "Es sind schon Rohre, Kabel und Wasser gelegt, obwohl wir noch nicht darüber gesprochen haben. Das hat ein Geschmäckle. Dieses Vorpreschen ohne uns - wieder einmal - nicht mitzunehmen." Etwa 7 000 Euro sollen die Arbeiten bereits gekostet haben.
Hofmann sagte: "Auch ein Bürgermeister darf seine Meinung ändern. Auch ein Bürgermeister ist nicht unfehlbar, das gebe ich offen und ehrlich zu. Es ist halt jetzt, wie es ist." Er sei zuvor von anderen Kosten ausgegangen.
Hintergrund der Diskussion ist: Die Reviere Lerchenberg, Vorderholz und Wagental hat die Gemeinde nicht mehr, wie sonst üblich, für die Jagd verpachtet, sondern sie in Eigenbewirtschaftung genommen.
Derzeit dürfen in den Gebieten 161 Rehe in drei Jahren erlegt werden, rechnete Harald Hofmann vor. Das seien pro Jahr etwa 53 Rehe. Der Preis pro Reh liege etwa bei 35 Euro pro Stück, je nachdem wie groß und schwer das Tier sei.
Verbiss schadet dem Wald
Auch wenn Nüdlingen von der unteren Jagdbehörde die Erlaubnis erhalte, zukünftig mehr Tiere zu erlegen, bräuchte die Gemeinde über zehn Jahre, um mit dem Umsatz die Kosten von 32 000 Euro für die Kühlhalle zu decken. "Ich bin kein Jäger, mir persönlich ist das zu teuer. Mir ging es nie um die Jagd, ich bin das angegangen wegen des Verbisses", sagte Hofmann.
Das Problem: Zwar wachsen 70 Prozent der Bäume an, die man neu pflanzt, so Revierleiter Fabian Menzel. Aber die jungen Pflanzen leiden darunter, dass Knospen, Blättern oder Zweige von den Tieren abgefressen werden. Die Folge: Sie wachsen nicht richtig hoch.
Altes System Jagdpacht sei bewährt
Gemeinderat Uwe Beer (CSU) sagte: "Wir haben uns in ein Thema eingemischt, das wir nicht beherrschen, wo wir als Gemeinde nichts zu suchen haben." Man habe die Revierbewirtschaftung nun für drei Jahre inne. "Ich gehe davon aus, dass wir uns danach wieder auf die Jagdpacht besinnen. Ich sehe keinen Sinn darin, ein Kühlhaus zu bauen."
André Iff (CSU) stimmte Uwe Beer zu. Er brachte die Idee ein, ob man eine Kühlhalle nicht anmieten könne. Fabian Menzel gab zu bedenken: "Es handelt sich um eine blutige Angelegenheit." Bei der Ausweidung des Wildes falle jede Menge Blut an. Ein Kanalanschluss und geflieste Flächen seien für die Kühlhalle deshalb äußerst wichtig.
Volker Schäfer (SPD) sagte, wenn die Kühlhalle gebaut werde, müsse man darauf achten, dass nicht nur Bauhofmitarbeiter jagen könnten, nur weil sie einen Schlüssel zum Bauhof hätten. Schäfer plädierte für den Bau der Kühlhalle. "Die Entscheidung für die Jagd haben wir für unseren Wald getroffen." Nach dem ersten Schritt müsse man auch den zweiten Schritt gehen.
Zweiter Bürgermeister Edgar Thomas (CSU) sagte: "Es war eine ganz bewusste und richtige Entscheidung, die wir getroffen haben. Wir sind da nicht in etwas Nebulöses reingegangen." Die Umwandlung des Waldes in einen "klimatoleranten Wald" sei nicht in drei Jahren getan, sondern ein langfristiges Projekt, bei dem die Jäger stärker eingebunden werden müssten. "Wir haben gesagt, wir bejagen das Gebiet in Eigenregie." Das Kühlhaus sei eine Konsequenz dieser Entscheidung. "Das heißt, wir müssen Flächen mulchen, Hochsitze bauen und eine Wildkammer errichten. Die Wirtschaftlichkeit bekommen wir, weil wir den Verbiss senken und dadurch die Bäume schneller hochbringen."
Julian Thomas (Junge Liste) findet: "Wir haben mit dem Projekt und dem Bau angefangen, dann sollten wir das auch fertigstellen." Er fragte, was es sonst für vernünftige andere Lösungen gebe.
Harald Hofmann hatte zu Beginn der Sitzung vorgeschlagen, dass die Jäger die Tiere kostenlos mitnehmen sollten. Marcus Lipsius (CSU) wandte ein: "Dann haben wir keinen Erlös, auch da könnte eine Vermarktung stattfinden."
Hofmanns Fazit zur Diskussion: Aus demokratischer Perspektive sei sie "hervorragend". "Wir waren sachlich, wir waren ruhig, wir haben unsere Argumente ausgetauscht."
Eine Lösung gibt es aber noch nicht. Nach langer Diskussion entschied sich das Gremium mit 10 Stimmen dafür und 5 Stimmen dagegen, die Entscheidung zu vertagen , das Thema "Kühlhaus" von der Tagesordnung zu nehmen. Ob eine Kühlhalle von der Gemeinde gemietet werden kann, wird nun von der Verwaltung geprüft.