Kleidung für Kinder ist teuer. Schon ist das gute Stück ein paar Mal getragen, wachsen die Kleinen auch schon wieder heraus. Damit dann nicht gleich wieder neu eingekauft werden muss, gibt's einen Basar in Oberbach. Und das schon seit 20 Jahren.
Abends, kurz vor 20 Uhr. Nach und nach erscheinen zehn junge Frauen bei Gabi Rüt tiger im Hobby-Raum. Die Kinder sind zu Bett gebracht oder gut versorgt. Wer aber jetzt vermutet, hier steigt eine Feier, der täuscht sich - es ist ein Ar beitstreff. Ohne weitere Umstände geht es auch gleich los. Gabi hat alles vorbereitet: Für das Jubiläum 20 Jahre Hand-in-Hand-Basar sollen nämlich kleine Überraschungen vorbereitet werden. Andere Frauen aus dem derzeit 25-köpfigen Team haben bereits Vorarbeit geleistet. Gabi Rüttiger und Alex Plobner leiten den lockeren Zusammenschluss der Frauen. Vor ih nen hatten Gudrun Feller, Do ris Kirchner, Susanne Ankenbrand und Simone Bühner den Hut auf.
Angefangen hatte alles vor 20 Jahren. Was heute selbstverständlich ist, nämlich preiswert Kinderbekleidung und außerdem alles andere rund ums Kind aus zweiter Hand erwerben zu können, war damals absolut un populär. Nach dem Motto: "Mein Kind soll nichts Getragenes anziehen". Der Anspruch, sich alles neu leisten zu können, machte sicher mancher jungen Familie Kopf-Zerbrechen. Je der, der Kinder hat, weiß schließlich, wie teuer oft gerade Kindersachen sind. Und kaum angezogen, ein paar Mal getra gen, sind die Kleinen auch schon wieder herausgewachsen. Vielen jungen Eltern war es da mals sogar peinlich, die oft kaum getragene Kleidung an de ren anzubieten.
Das war der Ausgangspunkt für Gudrun Feller, die Initiatorin der Gruppe, die aus einem Mutter-Kind-Treff, der Oberbacher Krabbelgruppe, hervor ging. Sie störte sich an dieser Wegwerf- und Entsorgungsmentalität und setzt sich energisch für ein Umdenken ein. Mit zehn Frauen gründete sie die Basare, die seit dem zweimal im Jahr stattfinden: einmal im Frühling und einmal im Herbst.
Was anfangs eine eher gewagte Idee war, ist längst ein Er folgsmodell geworden und wird heute in vielen Orten praktiziert. Der Saal im Oberbacher Pfarrheim war schnell zu klein geworden. Sowohl das Angebot als auch der Andrang auf preiswerte Kleider und alles mögliche Zubehör stieg schnell an.
Sogar Teenies kommen vorbei Angeboten werden neben Klei dung Spielsachen, Bücher, Kinderwagen, Buggies und mehr. War es früher vor allem Kleidung für Babies und Kleinkinder, ist heute auch preiswerte Kleidung für Teenies mit dabei. Auch die Anzahl der Mütter, die sich hier ganz selbstverständlich engagierten, vergrößerte sich. "Seitdem sind es dann immer so 20 bis 25 Frauen gewesen, auf die wir zurückgreifen können", erklärt Gabi Rüttiger. Längst sind diese Basare heiß erwartete Termine. Eltern, Großeltern und Kinder, "seit neuestem auch immer mehr Teenies", sagt sie, "decken sich hier bei uns mit dem ein, was in der Saison gebraucht wird."
Der Andrang ist jedes Mal riesig. Oft ist kein Durchkommen mehr an den langen Tischen mit unterschiedlichsten Angeboten. In zwischen ist alles professionell organisiert. Anders würden die Mütter, die das alles ausrichten, längst den Überblick verloren haben. Jeder Anbieter bekommt eine Nummer.
Von jedem verkauften Teil verbleiben 20 Pro zent bei der Gruppe. Eine angeschlossene Kaffeebar mit selbst gebackenem Kuchen trägt zum Gewinn bei. Der Reinerlös wird gespendet. "Manchmal ha ben wir auch nicht sofort nach einem Basar eine Spende gemacht. Uns war und ist wichtig, dass es etwas Sinnvolles ist. Wir wollen Geld nicht einfach so verstreuen" er klärt Plobner. Unterstützt wurden soziale und caritative Einrichtungen oder die Jugendarbeit in den Vereinen (siehe In fo-Kasten). So engagiert wie das Team ist, wird es auch weiter machen. Wenn am Freitagabend "die Ware" angeliefert wird, hat jede der Frauen alle Hände voll zu tun. Am Sonntagabend muss dann alles wieder abgebaut und abgerechnet sein. Im Herbst gibt es dann den zweiten Basar in die sem Jahr - eine Erfolgsgeschichte, die sich scheinbar fast von selbst weiter schreibt.
Der Erlös kommt Kindern zugute Über die Jahre kam ein ganz schöner Batzen Geld zusammen, mit dem das Team des Hand-in-Hand-Basares vor allem Einrichtungen für Kinder unterstützte. Allein von Dezember 1996 bis Dezember 2012 hat das Team insgesamt rund 30 000 Eu ro Spenden vergeben.
Oberbacher Ver eine wie zum Beispiel die Bergwacht oder der Sportverein profitierten genauso wie der Ver einsring, Kirche und kirchliche Jugendarbeit, schulische oder soziale Einrichtungen in Oberbach, Riedenberg und Wildflecken. Es wurden aber auch größere Träger unterstützt wie die MC Donalds- Kinderhilfe in Erlangen, die Kinder-Krebs-Station in Würzburg oder das Netzwerk Hoffnung an der Uni-Klinik in Würzburg.
Die Pfarrgemeinde Oberbach bekam 2179 Euro, das Projekt "Tischlein deck dich" in Wildflecken erhielt einen Kühlschrank. Über 5500 DM gab die Gruppe für die Anschaffung, Pfle ge und Instandsetzung einer Spiel-Kombination neben dem Oberbacher Fußballplatz aus.
Immer wieder wurde auch der Oberbacher Kindergarten unterstützt: einmal mit 1000 Mark, spä ter noch einmal mit einem Tausender - diesmal in Euro.
Die Frauen überlegen genau, ob das auch Geld nachhaltig eingesetzt wird. Ein Si cherheitstraining für Kinder wurde genauso unterstützt wie das Kinderdorf und Grundschule und St. Martins-Schule in Riedenberg. Auch ein Spielgerät für den Oberbach Dorfplatz war dabei.red