Schon wieder dieser Schädling: Das zweite Jahr in Folge breitet sich der Schwammspinner im Wald der Gemeinde Oerlenbach aus.
Hubert Türich ist in höchster Alarmbereitschaft. Den Vortrag, den der Forstdirektor an diesem Abend im Oerlenbacher Rathaus hält, haben schon einige Gemeinden von ihm gehört - und es werden weitere folgen. 20 Eichen-Wälder in den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen sind "in ihrem Bestand bedroht". Ursache ist ein Altbekannter: der Schwammspinner. Auch in einem Abschnitt im Oerlenbacher Gemeindewald hat er sich breit gemacht. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde Probleme mit diesem Schädling. Damals setzten die Verantwortlichen auf Hilfe aus der Luft. Und jetzt? Eine der Angelegenheiten, über die der Oerlenbacher Gemeinderat in seiner Sitzung abzustimmen hatte.
"Wir sind zwar stolz darauf, wenn keine Chemie eingesetzt wird, aber ich denke hier müssen wir in den sauren Apfel beißen", sagt Gemeinderat Reinhard Landgraf (Überörtliche). Im vergangenen Jahr hatte sich der Schwammspinner mit seinen Gelegen am Wiesberg ausgebreitet - eine 16 Hektar große Waldfläche war betroffen. Pflanzenschutzmittel per Lufteinsatz ausgesprüht, sollten helfen, die Eichen zu schützen. Mit Erfolg? "Wir hatten jetzt eine Vollmast (besonders fruchtbares Jahr), die wir vielleicht nicht gehabt hätten ohne die Bekämpfung", sagt Reinhard Landgraf. Trotz aller Schutzmaßnahmen: Der Schädling ist wieder aufgetaucht.
Zur Überwachung werden Lockstoff-Fallen installiert, von denen während des Sommers Falter angezogen werden. Die Zahl der Insekten in der Falle soll eine Prognose liefern, wie schwerwiegend der Befall ausfallen könnte. Klar, der Schwammspinner gehört zu einem Eichenwald, meinte Forstdirektor und AELF-Abteilungsleiter Hubert Türich. Diese punktuelle Art der Bekämpfung sei auch nicht darauf ausgelegt, das Insekt gänzlich zu vertreiben. Ein einmaliger Befall sei "kein Problem für den Baum", meint der Fachmann. Dass der Schwammspinner sich in diesem Jahr schon wieder über die Eichen hermacht, könnte für die Pflanzen allerdings schlimme Folgen haben.
Bäume könnten absterben
"Raupe Nimmersatt": Wenn die Raupe des Falters in einigen Wochen schlüpft hat sie Hunger - und den stillt sie am liebsten mit dem saftigen Grün der Eichen. Das kann mitunter als Kahlfraß enden. Besonders dann, wenn zusätzlich noch die frischen Johannitriebe ab Juni abgenagt werden. Muss sich der Baum zusätzlich noch anderen Schädlingen entgegensetzen oder hat mit einem Blattpilz wie dem Mehltau zu kämpfen, tut er sich schwer: Der Baum könnte absterben.
Hubert Türich spricht von einer "Zunahme allerorten": Der Schwammspinner hat sich auch in Richtung Hammelburg und Elfershausen ausgebreitet. "Das ist überraschend für uns." Die Gemeinde Oerlenbach hatte jetzt zu entscheiden, wie es weitergehen soll - und das bald. Eine Bekämpfung per Luftfahrzeug wie im vergangenen Jahr braucht Vorlaufzeit. So eine Aktion ist genehmigungspflichtig und mit allerhand Auflagen verbunden, die Organisation aufwendig. Hubert Türich rät deshalb: "Rechtzeitig Gedanken machen." Betroffene Privatwaldbesitzer, die von der Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Post bekommen, sollen - in diesem Jahr neu - eine "klare Anmeldung" abgeben: "Ich will die Behandlung". Das jetzt betroffene Gebiet ist Gemeindewald.
Die Gemeinderäte sprechen sich einstimmig dafür aus, die besonders gefährdeten Gebiete mit Pflanzenschutzmitteln aus der Luft zu behandeln.
Was der Oerlenbacher Gemeinderat sonst noch auf der Tagesordnung hatte: