Ganze Wälder gingen zu Boden

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In Kothen war nach dem Sturm "Wiebke" das halbe Dorf bei den Aufräumarbeiten auf den Beinen. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
In Kothen war nach dem Sturm "Wiebke" das halbe Dorf bei den Aufräumarbeiten auf den Beinen. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
In Hammelburg beschädigten Bäume den Friedhof. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
In Hammelburg beschädigten Bäume den Friedhof. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
Sturmschäden. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
Sturmschäden. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
Eine herabgerissene Stromleitung. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
Eine herabgerissene Stromleitung. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
Im ganzen Landkreis waren Feuerwehren im Einsatz. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
Im ganzen Landkreis waren Feuerwehren im Einsatz. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
Sturmschäden am Klaushof. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
Sturmschäden am Klaushof. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
Diese Scheune in Breitenbach wurde zerstört. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
Diese Scheune in Breitenbach wurde zerstört. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
Bäume wurden entwurzelt. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
Bäume wurden entwurzelt. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
In diesem Fahrzeug starb ein Bad Kissinger Taxifahrer. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
In diesem Fahrzeug starb ein Bad Kissinger Taxifahrer. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 
Schäden am Klaushof. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
Schäden am Klaushof. Fotos: Archiv Saale-Zeitung
 

"Wiebke" und "Hertha" lauteten die Namen von zwei Stürmen, die im Landkreis vor 25 Jahren schwere Schä- den verursachten. Bäume knickten wie Streichhölzer. Der Klaushof musste zeitweise geschlossen werden. Ein Mann starb.

Der Februar 1990 ist als Sturm-Monat noch im Gedächtnis vieler Landkreisbürger. Vor 25 Jahren sorgten gleich vier Orkane binnen vier Wochen für Verwüstungen in Deutschland. Am schlimmsten wütete Wiebke in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März im Landkreis Bad Kissingen. Besonders tragisch endete aber der Sturm "Hertha" am 3. Februar. Ein Bad Kissinger Taxiunternehmer starb, als ein Baum auf seinen Wagen stürzte.

In der Nacht vom 3. auf den 4.
Februar 1990 hieß der Sturm "Hertha" und traf vor allem die Region um Bad Kissingen mit voller Wucht. Herbert Röttinger (Bad Kissingen) hatte damals als Kreisbrandinspektor der Feuerwehr die Einsatzleitung. "Es war schlimm", erinnert er sich. Besonders tragisch war, dass ein umfallender Baum bei Poppenroth ein Taxi unter sich begrub. Der 59-jährige Fahrer starb an seinen schweren Verletzungen. In Hammelburg wurde ein Motorradfahrer schwer verletzt, als ein Lastwagen vom Wind auf die Straße gedrückt wurde und das Motorrad erfasste.

Viele Straßen gesperrt

Am schlimmsten hatte der Sturm im Bereich der Bundesstraße 286 im Klauswald gewütet. Herbert Röttinger weiß noch, dass die Feuerwehr in Absprache mit der Polizei mehrere Straßen absperrte und sogar alle Aufräumarbeiten einstellen ließ. Der Wind habe zu stark geweht, erinnert sich Röttinger. Aus der Zeitung ist zu erfahren, dass acht Straßen zwischen Schwarzer Pfütze und der Rhön gesperrt worden waren. Mit rund 90 Stundenkilometern war der Sturm in dieser Nacht über den Landkreis gezogen.

Allerdings traf "Hertha" den Landkreis unterschiedlich schwer. Hammelburg war deutlich stärker betroffen als zum Beispiel Münnerstadt. Beim Staatlichen Forstamt Münnerstadt schätzte Günther Teichlein, der damalige Leiter des Forstamtes, dass etwa 1000 Festmeter Holz, vornehmlich Fichte, durch den Sturm gefallen waren. "Das Münnerstädter Forstamt ist noch relativ glimpflich davongekommen", war Teichleins Bilanz nach dem Sturm.

... und dann kam "Wiebke"

Drei Wochen später wütete "Wiebke" mit noch größeren Kräften im Landkreis und hinterließ noch größere Verwüstung als zuvor "Hertha". Mit bis zu 100 Stundenkilometern fegte der Orkan durch den Landkreis. Rund 60 000 Bäume wurden in den Wäldern der Region umgeknickt, schätzten damals die Forstleute im Raum Bad Kis singen. In Hammelburg bezifferte man die Schäden aus beiden Stürmen auf rund 60 000 Festmeter Schadholz. Der damalige Leiter des Münnerstädter Stadtforstes, Josef Böhm, sprach am 2. März in der Saale-Zeitung von den "schlimmsten Sturmschäden seit Menschengedenken". Verwüstet wurde durch "Wiebke" auch der Wildpark Klaushof bei Bad Kissingen. Nach Wiebke waren die Schäden jedoch so groß, dass der Tierpark erst einmal geschlossen blieb.

Doch nicht nur im Wald gab es in den beiden Sturmnächten erhebliche Schäden. In Schwärzelbach brachte der Sturm am 3. Februar eine Scheune zum Einsturz. Diese riss dabei noch eine Stromleitung mit, die auf die Fahrbahn fiel. In Breitenbach fiel am 28. Februar eine Scheune in sich zusammen. In Hammelburg wurden während des "Wiebke"-Orkans Gräber und in Gau aschach die Kreuzwegstation durch umfallende Bäume beschädigt. Schäden meldete auch der Fürstenhof in Bad Brückenau, dort fielen umgeknickte Bäume auf das Dach. In Neuwirtshaus begruben umfallende Bäume ein Auto unter sich. Menschen waren aber nicht im Fahrzeug.

Wachhäuschen umgeblasen

Anders als bei "Hertha" ging der Orkan "Wiebke" für die Bürger im Landkreis glimpflicher aus. Einzige Meldung: In Wildflecken wurde ein Wachmann verletzt, als ein mobiles Wachhäuschen vom Sturm umgeblasen wurde. Alle Hände voll zu tun hatten aber nicht nur Polizei, Feuerwehr und Forst- und Gemeindearbeiter, sondern auch das Überlandwerk. Am 28. Februar fiel in zahlreichen Landkreisgemeinden für längere Zeit der Strom aus. Hugo Beudert war 1990 Forstdirektor am Staatlichen Forstamt Steinach. Er erinnert sich in seinem Zuständigkeitsbereich an einen großen Windwurf bei Unterebersbach. Sehr schwierig sei das Aufarbeiten der Windwurf-Flächen gewesen, so Beudert, weil alle Bäume übereinander lagen. Die Waldarbeiter mussten ganz besonders aufpassen, um nicht von Stämmen und Ästen, die unter Spannung standen, verletzt zu werden. Getroffen habe es bei diesen Winterstürmen vor allem Fichtenbestände, weiß Beudert.

Er erinnert sich vor allem an die weitreichenden Folgen der Sturmserie für den Forstbetrieb: Der Holzmarkt wurde bundesweit mit Sturmholz überschwemmt. Die Staatlichen Forstämter bekamen daraufhin die Order, ihr Schadholz vorerst nicht auf den Markt zu bringen. Vorrang in der Vermarktung bekamen die Waldkörperschaften, Kommunen und die Waldbauern, deren Existenz durch die schweren Stürme gefährdet worden war.
Herbert Röttinger hat während seiner langen Zeit als aktiver Feuerwehrmann keine schlimmeren Stürme als "Hertha" und "Wiebke" erlebt. Dieser Februar vor 25 Jahren ist und bleibt ihm unvergessen.