Abiturienten bereiten sich vor
Für Dana Sitte aus Bad Brückenau liegt ihre Schule, das Franz-Miltenberger-Gymnasium, nur wenige Schritte entfernt. Von ihrem Balkon kann die Zwölfjährige das Schulzentrum sogar sehen. Dennoch kamen auch bei ihr Arbeitsaufträge und Links zu Programmen per Mail; das Mebis-Programm blieb ganz außen vor. "Wie Ferien hat sich die Zeit nicht angefühlt. Wir hatten viele Aufträge, sind teilweise in neue Themen eingestiegen." Wenn etwas unverständlich war, habe sie den Lehrern eine Nachricht geschrieben. Die hätten schnell geantwortet.
"Drei bis vier Stunden am Tag" brachte Dana mit Schulaufgaben zu, "wenn es viel war". Ansonsten fand sie die Zeit "teilweise etwas langweilig". Auch ihr fehlten die Treffen mit Freunden. Und auch wenn die "richtigen" Osterferien gerade erst begonnen haben, sagt die Gymnasiastin: "Ich freue mich tatsächlich auf die Schule, weil man dann seine Freunde wiedersieht. Und alles etwas normaler zugeht."
Noah Hugo aus Fuchsstadt besucht die 11. Klasse des Hammelburger Frobenius-Gymnasiums. Die Schulschließung sei relativ plötzlich gekommen, berichtet der 18-Jährige. Aber den Abiturienten wurde "schon Wochen vorher gesagt, dass wir uns Aufgaben auf Mebis abholen sollen." Jeder habe einen Account (Nutzerkonto) erhalten.
Allein das Ganze funktionierte anfangs nicht. In der ersten halben Woche war Mebis in ganz Bayern überlastet; danach klappte es. Und so holte sich auch Noah verzögert ab, was seine Lehrer dort eingestellt hatten: Arbeitsblätter, Links, Texte, Podcasts und anderes. Auch konnte er dort selbst Text und Kommentar auf Werke anderer Schüler hochladen. Nur ein Lehrer schickte Aufgaben per Email.
Noah bezeichnet die drei Wochen "schon eher als Ferien". Dadurch, dass die Aufgaben nicht unbedingt für den nächsten Schultag aufgegeben wurden, verschob sich der Tagesablauf oft nach hinten. Abends blieb der 18-Jährige oft länger wach, begann dann nach Aufstehen und Frühstück gegen 8 oder 9 Uhr seine Schularbeiten. "Die erste Woche musste ich mich daran erst gewöhnen; es war aber auf keinen Fall schlecht, auch dass man sich den ganzen Stoff einteilen kann", sagt der Gymnasiast. Trotzdem möchte er "Homeschooling" nicht als Dauerzustand. Die Lehrer könnten Dinge in der Klasse doch besser erklären als wenn die Schüler daheim wären.
Auch für Lehrer neue Erfahrung
Normal waren die vergangenen Wochen auch für die Lehrkräfte nicht. Verena Grom, die an der Kissinger Realschule Deutsch und katholische Religionslehre gibt, empfand sie als "unerwartet und spannend". Es habe ein bisschen gedauert, bis die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen waren, vor allem bei den Schülern. Nicht jeder habe Computer, Tablet, Drucker und andere Geräte zu Hause bereitstehen gehabt.
Der erfreulicherweise rege Gebrauch der Technik habe manchmal die Systeme überlastet, so Grom. Vor allem in der dritten Woche sei dann alles gut eingespielt gewesen. "Man kann sagen, wer in der Schule seine Aufgaben macht, der hat auch in diesen drei Wochen zuverlässig gearbeitet."
Den Arbeitsaufwand im Homeoffice nennt Verena Grom "wesentlich größer, weil ich mich auch erst einarbeiten musste und Rückmeldungen durch die Schüler manchmal etwas zeitverzögert kamen." Die Schüler hätten das Gefühl haben sollen, dass die Lehrerin für sie da sei. Und so war Grom auch sehr spät am Abend noch per App erreichbar. "Insgesamt war es nach der zeitintensiven Einarbeitungsphase eher eine Verschiebung. Aber ich habe gemerkt, dass der persönliche Kontakt und das Lehren 'face to face' für mich nicht zu ersetzen sind."
Heidrun Wagner-Hack aus Aura unterrichtet am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt Deutsch, Erdkunde und Ethik. Obwohl sie zuletzt keinen ihrer Schüler leibhaftig vor sich sah, überrascht sie mit der Aussage: "Wir hatten in den vergangenen drei Wochen fast ganz normalen Unterricht."
Wie Grom nutzte Wagner-Hack Microsoft Teams - eine Plattform, die übers Internet Besprechungen und Chats ermöglicht, über die sich aber auch Notizen und Anhänge, zum Beispiel Arbeitsblätter, verschicken und empfangen lassen. Große Firmen nutzen sie, sagt Wagner-Hack. Und während der Corona-Krise auch sie und ihre Schüler des Gymnasiums Münnerstadt. "Jeder Schüler hat einen eigenen Bereich, auf den nur er und die Lehrkraft Zugriff bekommt. Beide haben ganz offizielle Email-Adressen."
"Virtuell" traf sich die Gymnasiallehrerin mit ihren Schülern in Videokonferenzen, in Chats, sogar am Whiteboard, einer Art Tafel, auf die jeder Schüler und sie selbst zugreifen können. Mit den Teilnehmern ihres Q12-Ethik-Kurses lief die Kommunikation gar über ein System, das die Schüler selbst entwickelt haben.
Für alle Beteiligten steht fest: Mit der Schule daheim konnten sie sich arrangieren. Aber nach den Ferien weitergehen müsse sie nicht unbedingt.