Ganz gute Noten für Schule daheim

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Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
 
Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
 
Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
Natürlich verliefen die drei Wochen "Schulzeit daheim" auch für Dana Sitte aus Bad Brückenau nicht so entspannt, wie es im Bild den Anschein macht. Aber eine besondere Erfahrung war die Zeit für sie und andere Schüler schon. Foto: Steffen Standke
 

Endlich Ferien! So hätten die meisten Schüler (und manche Lehrer) reagiert, wäre der finale Schulgong erklungen. Corona-bedingt hingen sie aber drei Wochen lang daheim fest. Keine richtige Schule, aber auch keine Ferien. Das fand nicht jeder gut.

Bei Familie Bauer aus Ebenhausen besuchen gleich drei Kinder die Schule. Moritz (10 Jahre) und Felix (13) nehmen den kurzen Weg nach Oerlenbach in die Mittelschule; Niklas (15) fährt den langen zum Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt.

Normalerweise. Denn in den vergangenen drei Wochen lernten und arbeiteten alle drei im heimischen "Schooloffice". Während der Große seine Aufgaben weitgehend alleine erledigte, brauchten die beiden Jüngeren Unterstützung. Und konnten dabei auf Mutter Julia Bauer bauen. Dass die Mama überhaupt zu Hause blieb, lag daran, dass ihr Hauptarbeitgeber - die Kissalis-Therme - Kurzarbeit fährt. Bauers Mann Hans arbeitet ganz normal.

Anfangs, berichtet Julia Bauer, hatte sie "große Bedenken", ob Schule daheim gerade bei ihrem Fünft- und dem Sechstklässler funktioniert. Heute sagt sie: "Von der Organisation her war das sehr gut. Von Moritz' Lehrerin haben wir die Aufgaben per Mail am Abend für den nächsten Tag bekommen und auch die Lösungen vom Vortag." Felix' Lehrerin habe die Materialien immer am Morgen geschickt. Außerdem hatten Bauers Söhne schon vor der Schulschließung viele Arbeitsblätter mitbekommen.

Und so setzten sich die Schüler jeweils an den Wochentagen nach dem Frühstück - meistens gegen 9 Uhr - hin und tüftelten an ihren Aufgaben. Wo es nötig war, half die Mutter. "Die ersten eineinhalb Wochen waren sie sehr motiviert, zumal sie mit den Aufgaben schneller fertig waren, als wenn sie sechs stunden in der Schule sitzen würden", berichtet Julia Bauer aus der Erfahrung. Danach habe die Begeisterung etwas nachgelassen.

Was gefehlt habe, seien unmittelbare Erklärungen der Lehrer zum Unterrichtsstoff und den Aufgaben. "Das ist etwas anderes, wenn sich die Mama da erst reinlesen muss." Dennoch lobt Bauer die Lehrkräfte. Sie hätten bei Fragen stets innerhalb einer Stunde per Email geantwortet. "Für sie war es sicher auch hart."

Moritz, der jüngste der drei Brüder, fand die Schulwochen daheim "eigentlich okay". Der Stoff und die Aufgaben hätten ihm "nicht viele Probleme" bereitet. Er empfand die Zeit mehr als Ferien. Trotzdem: "Ich vermisse die Schule ein bisschen, weil es zu Hause langweilig wurde. Und ich kann meine Freunde aus der Schule nicht richtig sehen."

Sein großer Bruder Niklas äußert sich ähnlich. Auch ihm fehlen in Ebenhausen die Freunde, die er vom Gymnasium in Schweinfurt kennt. Die jetzt begonnenen Ferien "fühlen sich nicht als solche an, weil man wegen der Ausgangssperre wenig machen kann". Seine Aufgaben bekam Niklas anfangs per Mail, weil die offizielle Lernplattform Mebis die ersten Tage nicht funktioniert habe. Danach lief sie reibungslos. Aber auch dem 15-Jährigen fehlten manchmal Erklärungen, wie Lehrer sie im Schulunterricht anbieten.

Abiturienten bereiten sich vor

Für Dana Sitte aus Bad Brückenau liegt ihre Schule, das Franz-Miltenberger-Gymnasium, nur wenige Schritte entfernt. Von ihrem Balkon kann die Zwölfjährige das Schulzentrum sogar sehen. Dennoch kamen auch bei ihr Arbeitsaufträge und Links zu Programmen per Mail; das Mebis-Programm blieb ganz außen vor. "Wie Ferien hat sich die Zeit nicht angefühlt. Wir hatten viele Aufträge, sind teilweise in neue Themen eingestiegen." Wenn etwas unverständlich war, habe sie den Lehrern eine Nachricht geschrieben. Die hätten schnell geantwortet.

"Drei bis vier Stunden am Tag" brachte Dana mit Schulaufgaben zu, "wenn es viel war". Ansonsten fand sie die Zeit "teilweise etwas langweilig". Auch ihr fehlten die Treffen mit Freunden. Und auch wenn die "richtigen" Osterferien gerade erst begonnen haben, sagt die Gymnasiastin: "Ich freue mich tatsächlich auf die Schule, weil man dann seine Freunde wiedersieht. Und alles etwas normaler zugeht."

Noah Hugo aus Fuchsstadt besucht die 11. Klasse des Hammelburger Frobenius-Gymnasiums. Die Schulschließung sei relativ plötzlich gekommen, berichtet der 18-Jährige. Aber den Abiturienten wurde "schon Wochen vorher gesagt, dass wir uns Aufgaben auf Mebis abholen sollen." Jeder habe einen Account (Nutzerkonto) erhalten.

Allein das Ganze funktionierte anfangs nicht. In der ersten halben Woche war Mebis in ganz Bayern überlastet; danach klappte es. Und so holte sich auch Noah verzögert ab, was seine Lehrer dort eingestellt hatten: Arbeitsblätter, Links, Texte, Podcasts und anderes. Auch konnte er dort selbst Text und Kommentar auf Werke anderer Schüler hochladen. Nur ein Lehrer schickte Aufgaben per Email.

Noah bezeichnet die drei Wochen "schon eher als Ferien". Dadurch, dass die Aufgaben nicht unbedingt für den nächsten Schultag aufgegeben wurden, verschob sich der Tagesablauf oft nach hinten. Abends blieb der 18-Jährige oft länger wach, begann dann nach Aufstehen und Frühstück gegen 8 oder 9 Uhr seine Schularbeiten. "Die erste Woche musste ich mich daran erst gewöhnen; es war aber auf keinen Fall schlecht, auch dass man sich den ganzen Stoff einteilen kann", sagt der Gymnasiast. Trotzdem möchte er "Homeschooling" nicht als Dauerzustand. Die Lehrer könnten Dinge in der Klasse doch besser erklären als wenn die Schüler daheim wären.

Auch für Lehrer neue Erfahrung

Normal waren die vergangenen Wochen auch für die Lehrkräfte nicht. Verena Grom, die an der Kissinger Realschule Deutsch und katholische Religionslehre gibt, empfand sie als "unerwartet und spannend". Es habe ein bisschen gedauert, bis die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen waren, vor allem bei den Schülern. Nicht jeder habe Computer, Tablet, Drucker und andere Geräte zu Hause bereitstehen gehabt.

Der erfreulicherweise rege Gebrauch der Technik habe manchmal die Systeme überlastet, so Grom. Vor allem in der dritten Woche sei dann alles gut eingespielt gewesen. "Man kann sagen, wer in der Schule seine Aufgaben macht, der hat auch in diesen drei Wochen zuverlässig gearbeitet."

Den Arbeitsaufwand im Homeoffice nennt Verena Grom "wesentlich größer, weil ich mich auch erst einarbeiten musste und Rückmeldungen durch die Schüler manchmal etwas zeitverzögert kamen." Die Schüler hätten das Gefühl haben sollen, dass die Lehrerin für sie da sei. Und so war Grom auch sehr spät am Abend noch per App erreichbar. "Insgesamt war es nach der zeitintensiven Einarbeitungsphase eher eine Verschiebung. Aber ich habe gemerkt, dass der persönliche Kontakt und das Lehren 'face to face' für mich nicht zu ersetzen sind."

Heidrun Wagner-Hack aus Aura unterrichtet am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt Deutsch, Erdkunde und Ethik. Obwohl sie zuletzt keinen ihrer Schüler leibhaftig vor sich sah, überrascht sie mit der Aussage: "Wir hatten in den vergangenen drei Wochen fast ganz normalen Unterricht."

Wie Grom nutzte Wagner-Hack Microsoft Teams - eine Plattform, die übers Internet Besprechungen und Chats ermöglicht, über die sich aber auch Notizen und Anhänge, zum Beispiel Arbeitsblätter, verschicken und empfangen lassen. Große Firmen nutzen sie, sagt Wagner-Hack. Und während der Corona-Krise auch sie und ihre Schüler des Gymnasiums Münnerstadt. "Jeder Schüler hat einen eigenen Bereich, auf den nur er und die Lehrkraft Zugriff bekommt. Beide haben ganz offizielle Email-Adressen."

"Virtuell" traf sich die Gymnasiallehrerin mit ihren Schülern in Videokonferenzen, in Chats, sogar am Whiteboard, einer Art Tafel, auf die jeder Schüler und sie selbst zugreifen können. Mit den Teilnehmern ihres Q12-Ethik-Kurses lief die Kommunikation gar über ein System, das die Schüler selbst entwickelt haben.

Für alle Beteiligten steht fest: Mit der Schule daheim konnten sie sich arrangieren. Aber nach den Ferien weitergehen müsse sie nicht unbedingt.