Frieren, weil das Geld fehlt
Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz
Bad Kissingen, Freitag, 03. Dezember 2021
Geld für Miete, Essen und Strom zu haben, ist für manche Menschen im Landkreis nicht selbstverständlich. Mit der Spendenaktion der Saale-Zeitung leisten Leserinnen und Leser vor Ort Hilfe.
Gas und Strom werden teurer. Die zusätzlichen Euros spüren besonders Menschen, die Monat für Monat gerade so über die Runden kommen, aber auf keine finanziellen Ersparnisse zurückgreifen können. Der Brief, in dem der lokale Versorger ankündigt, dass Energie jetzt mehr kostet, ist dann nicht nur ein unangenehmer Brief, sondern eine niederschmetternde Nachricht, die Angst macht.
Menschen, die in finanziellen Nöten stecken, können sich von Gabriele Morath beraten lassen. Die Sozialpädagogin arbeitet für den Allgemeinen Sozialen Beratungsdienst des Caritasverbandes in Bad Kissingen.
Neulich rief sie eine Frau an, die berichtete, dass sie rund 400 Euro mehr für Energie zahlen müsse. Das sind im Monat rund 33 Euro mehr. "Für die Frau ist das ein Wahnsinn. Jeder Euro ist wichtig", sagt Morath. Ähnlich eng auf dem Konto wird es, wenn plötzlich der Kühlschrank kaputt geht oder die Waschmaschine streikt. Und: "Die Mieten sind dermaßen hoch - sowohl in Bad Kissingen als auch im Landkreis", sagt Gabriele Morath.
Morath geht mit Hilfesuchenden zusammen durch, ob alle möglichen staatlichen Hilfen beantragt sind. Manchmal überweist sie - nach einer Bedürftigkeitsprüfung - die Rechnung für den Strom oder die Miete, falls sonst etwa der Verlust der Wohnung droht. Dafür nutzt sie Spendengelder.
Mit dem Geld eines großzügigen Spenders, der 5000 Euro gab, ließ sie einer fünfköpfigen Familie einen Öltank für die Heizung vollständig füllen, erzählt sie. Das Öl half, um aus der akuten Notlage zu kommen und reichte bis ins nächste Jahr hinein.
Wenn es bei einmaliger Hilfe bleibt und - wie bei der Familie - die Menschen danach wieder aus eigener Kraft ihren Lebensunterhalt bestreiten, ist das quasi der Idealfall. Aber dieser Fall tritt immer seltener ein. Vielen Menschen fehle es an Perspektiven, berichtet Morath. "Bei einem Großteil verändert sich nichts."
Im Vergleich zu vergangenen Jahren merkt die Sozialpädagogin bei ihrer Arbeit, dass die Kluft zwischen "arm" und dem "Mittelstand" auseinandergeht. Menschen, die aus dem Mittelstand abrutschten, fänden schwerer wieder aus der Notsituation hinaus.